Der "Rote Löwen" muss saniert werden. Der Gemeinderat hat dafür nun die ersten Aufträge vergeben. Foto: Stadt St. Georgen

Das Projekt "Roter Löwen" hat nicht nur Freunde – auch wegen der Kosten von rund 5,2 Millionen Euro. Nun zeigte die Gemeinderatssitzung: Die Architekten hatten sogar noch höhere Kosten befürchtet. Und auch wenn dieser Fall nicht eintrat, gab es reichlich Unmut.

St. Georgen - Die Rohbau-Arbeiten am "Roten Löwen" hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung vergeben – für gut 78 000 Euro weniger als erwartet. Dieses Ergebnis der öffentlichen Ausschreibung präsentierte Architekt Martin Rosenfelder den Räten. Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch gute Stimmung wollte in der Sitzung ganz und gar nicht aufkommen. Vielmehr war das Gegenteil der Fall.

Denn in der Sitzungsvorlage hatte sich das Ganze noch etwas anders angehört – und zwar deutlich positiver. Dort war von Einsparungen von fast 530 000 Euro die Rede gewesen. Das führte dann doch bei den meisten Gemeinderäten zu Irritation und Verwirrung. Kopfschütteln auch bei Alexander Tröndle, Leiter des städtischen Bauamts, und Bürgermeister Michael Rieger. "Das geht mir jetzt auch nicht in den Kopf", meinte Letzterer.

Deutlich über dem Budget

Wie also kommt die Diskrepanz von knapp 450 000 Euro zustande? Diese Frage aufzuklären, kostete die Sitzungsteilnehmer einige Zeit, mehrere Nachfragen und einen kurzen Blick in die Vergangenheit. Nämlich auf die Kostenberechnung, die in der Mai-Sitzung des Gemeinderats Thema war. Damals war von Gesamtkosten von gut 5,2 Millionen Euro die Rede. Darin enthalten waren Kosten für die nun vergebenen Rohbauarbeiten von knapp 2,3 Millionen Euro.

Und eben nicht von mehr als 2,7 Millionen Euro. Von dieser Summe nämlich ging die Rechnung in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat aus. Diese Zahl entspricht dem Kostenanschlag, den Rosenfelder und Stefan Blum im Anschluss an die Mai-Sitzung auf Grundlage der Kostenberechnung von 2,3 Millionen Euro erstellt haben – unter Berücksichtigung etwa der angespannten Lage am Materialmarkt, welche die Preise steigen lässt. Aus 2,3 Millionen wurden also – rein rechnerisch – 2,7. Die Gesamtkosten für das Projekt wären damit gestiegen, wenn die Angebote tatsächlich in dem Bereich gelägen hätten, in dem die Architekten sie erwarteten.

Vielleicht "gecancelt"

Das Problem: Dieser Zusammenhang war der Stadtverwaltung Tröndle und Rieger zufolge bis dato nicht bekannt. Die Stadt war davon ausgegangen, dass die 2,7 Millionen Euro Teil der Gesamtkosten von rund 5,2 Millionen Euro seien. Das stimmt aber nicht. Vielmehr würden sie das Budget sprengen. Wäre bei der Ausschreibungssumme tatsächlich ein Betrag um die 2,7 Millionen Euro herausgekommen, "hätten wir das Projekt vielleicht canceln müssen", machte Rieger seinem Ärger Luft.

Um in der Kostenplanung zu bleiben, musste die Vergabesumme unter den 2,3 Millionen Euro aus der Kostenberechnung liegen. Was ja auch der Fall ist. Jedoch schmilzt die Differenz zwischen Planung und Angebotssumme – also die Ersparnis – auf gut 78 000 Euro. Verglichen mit den 500 000 Euro, von denen die Stadt zunächst durch die Gegenüberstellung der 2,7 Millionen Euro Kostenanschlag und der Summe der Angebote von fast 2,2 Millionen Euro ausgegangen war, deutlich weniger.

Den Gemeinderäten schlug die Situation spürbar aufs Gemüt. Patrick Hilpert (Freie Wähler) sprach gar von einem "Musterbeispiel an Intransparenz und Verwirrung". Rosenfelder hielt dagegen. Er wandte sich zum Schluss noch einmal an alle Räte: "Was für Ratgeber wären wir denn, wenn wir Ihnen vorgaukeln würden, dass Sie hier 500 000 Euro sparen? Das ist einfach nicht der Fall." Das könnte man in Zukunft aber besser kommunizieren, bat Rieger.

Alles in allem war die Ausschreibung aber erfolgreich, betonte Rosenfelder, auch wenn die Kosten nur 78 000 Euro unter Plan lagen. Die Architekten hatten immerhin Schlimmeres erwartet, wie der Kostenanschlag zeigt. Als eine "Punktlandung" trotz der aktuell hohen Materialpreise bezeichnete Rieger das Ergebnis schließlich. Trotzdem sei er enttäuscht.

Nicht zum Feiern zumute

Auch Rosenfelder war trotz der guten Ausschreibungsergebnisse nicht zum Feiern zumute. Denn Materialpreiserhöhungen könnten die Stadt nach wie vor treffen und die Baukosten steigen lassen. Die 78 000 Euro Puffer könnten da "schnell aufgebraucht" sein. Auch vor Verzögerungen infolge von Lieferschwierigkeiten sei man nicht sicher.