Cool ohne Smartphone und Fernseher: der Schauspieler Felix Klare Foto: SWR

Am Sonntag geht Felix Klare als Sebastian Bootz wieder auf Mördersuche. Der Tod einer jungen Frau führt ihn zusammen mit seinem Kollegen Lannert in die Abgründe der digitalen Überwachung. „Das ist keine Science Fiction mehr“, sagt der Schauspieler Felix Klare.

Stuttgart - Angefangen hat er als Theaterschauspieler in Berlin und Hamburg. Inzwischen kennt man Felix Klare vor allem als Kommissar Sebastian Bootz aus dem Stuttgarter „Tatort“. Am Sonntag ist die neue Folge „HAL“ zu sehen, in der es um die Abgründe der digitalen Technik geht. Privat ist der 37-jährige Felix Klare aber meist offline – er besitzt weder Smartphone noch Fernseher.

Herr Klare, im neuen „Tatort“ geht es um Handys, die ihre Nutzer kontrollieren. Sind Sie Technikfreak oder Kulturpessimist?
Technikfreak bin ich nicht. Ich bin immer erst mal skeptisch, gerade wenn alle die neueste Technik bejubeln. Ich schaue mir Dinge lieber zweimal an.
Halten Sie die Überwachung durch die Technik für ein realistisches Szenario?
Wir dachten bei unserem neuen „Tatort“ immer, dass wir einen Science-Fiction-Film drehen würden, aber es ist keine Science Fiction mehr. Es gibt viel technische Überwachung, das weiß jeder, der Zeitung liest. Das Internet ist auf jeden Fall mit Vorsicht zu genießen.
Sie sind doch sicher online und mit Smartphone unterwegs?
Ich habe kein Smartphone – noch nie besessen. Ich habe auch keine Facebook-Seite. Ich habe übrigens auch keinen Fernseher, sondern nur ein Laptop, um meine E-Mails zu checken.
Sie marschieren stramm auf zehn Jahre Stuttgarter „Tatort“ zu. Erschreckt Sie das?
Ja, das ist unglaublich. Wobei ich uns auf keinen Fall veraltet finde, sondern uns für ein hochaktuelles, modernes Team halte. Aber wir drehen jetzt schon den zwanzigsten Fall. Ich hätte nicht gedacht, dass die Jahre so schnell vorübergehen.
Wie vermeidet man da Routine?
Ich bin total wach, und wir setzen uns als Team sehr mit den Drehbüchern und Regisseuren auseinander. Würden wir das nicht tun, könnte es vielleicht irgendwann langweilig werden.
Sie haben mal vorgeschlagen, Bootz und Lannert könnten ein Verhältnis beginnen. Wird da noch etwas daraus?
Die Idee kam auf, weil die Schauspielerin, die meine Frau gespielt hat, ausgestiegen ist. Ein Verhältnis zwischen Bootz und Lannert wäre in eine humoristische Richtung gegangen, aber da wird wohl nichts daraus werden.
Wie hat der „Tatort“ Ihr Leben verändert?
Er ist eine Farbe meines Berufes geworden. Ich bin Schauspieler von Haus aus und nicht „Tatort“-Kommissar. Aber durch den „Tatort“ hat sich das mediale Interesse verstärkt. Er hat mir die Chance eröffnet, andere gute Rollen angeboten zu bekommen.
Viele Kollegen klagen aber eher, dass Rollenangebote ausbleiben, sobald man „Tatort“-Kommissar wird.
Da muss man wach bleiben. Je mehr andere Angebote kommen, desto länger kann ich den „Tatort“ machen.

„Man muss in diesem Beruf ein dickes Fell haben“

Richy Müller stand jetzt bei den Bad Hersfelder Festspielen auf der Bühne. Machen Sie kein Theater mehr?
Doch, aber es hat leider wegen des nächsten „Tatorts“ nicht geklappt, sonst hätte ich in den Münchner Kammerspielen ein Stück gemacht. Anfang nächsten Jahres werde ich ziemlich sicher in Stuttgart am Schauspielhaus spielen.
Mitunter spielen Schauspieler gern das aus, was sie im Leben nicht sind. Was verraten Ihre Rollen über Sie?
Ich würde behaupten, dass ich alles in mir trage. Aber das würde ich auf alle Menschen übertragen. Jeder hat romantische oder aggressive Gefühle in sich, kennt Liebe. Das ist prozentual unterschiedlich verteilt, manches ist auch verschüttet. Das freizulegen, macht wahnsinnig Spaß.
Sie haben mal gesagt, dass Sie keine Kritiken lesen würden. Wissen Sie also gar nichts vom Lob für Ihre Rollen?
Im Theater kriegt man viel härtere Kritiken als beim Film. Das ist aber auch gerechtfertigt, weil im Film eine große Technikmaschinerie dahinter steckt. Hin und wieder wird mir gesagt, wenn ich etwas gut gemacht habe. Aber man muss in diesem Beruf ein dickes Fell haben, weil jeder seinen Senf dazugeben kann. Da muss man schauen, wie man all die Bewertungen filtert und sich schützt.
Sind Sie nicht so perfektionistisch, dass Sie denken: das ginge noch besser?
Das sehe ich eher sportiv. Ehrgeiz hat für mich etwas Unerotisches. Es steckt das Wort „Geiz“ drin und ist für mich kein positives Wort. Ich will natürlich mein Bestes geben – aber nicht aus einer geizigen Haltung und „ich, ich, ich“ heraus.
Sie scheinen ein Familienmensch zu sein. Wie gelingt das Leben mit vier Kindern?
Das ist viel Arbeit. Wir kommen hin und wieder auch an unsere Grenzen. Aber es passt im Kern, und wir sehen darin einen großen Sinn. Wenn es hart auf hart kommt, würde ich mein Privatleben vor meinen Beruf stellen. Wenn meine Basis wackelt, bin ich nicht frei, in einen anderen Charakter zu tauchen Das ist mir sehr bewusst, deshalb pflege ich das. Und letztendlich weiß man nicht, was von der Arbeit übrig bleibt. Den „Tatort“ schaut man sich ein- oder maximal zweimal an, dann ist er weg. Kinder aber sind eine Lebensaufgabe.
Bei den Dreharbeiten in Stuttgart sind Sie von Heim und Herd getrennt. Ziehen Sie dann um die Häuser wie in alten Zeiten?
Wenn ich einen Anlass dazu habe, kann ich mir das gut vorstellen. Aber nach einem Arbeitstag bin ich viel zu platt und muss Text für den nächsten Tag lernen. Aber man hat den Luxus, dass man schwuppdiwupp vier Kinder und all das, was an Verantwortung daran hängt, abgeben kann. Diese Umstellung geht sehr schnell, während die andere Umstellung bei der Rückkehr dann doch etwas länger braucht.