Einsatz als Thronräuber Vortigern: In „King Arthur: Legend of the Sword“ spielt Jude Law den Gegner des legendären Königs von Camelot. Foto: Verleih

Um die Jahrtausendwende galt Jude Law als Frauenschwarm schlechthin. Heute spielt der 44-jährige Brite öfter mal schräge Nebenrollen wie in Guy Ritchies „King Arthur: Legend of the Sword“.

Herr Law, in „King Arthur: Legend Of The Sword“ spielen Sie nicht den Titelhelden, sondern seinen Gegenspieler. War es ungewohnt, der Bösewicht zu sein?
Ein wenig schon. Das letzte Mal, zumindest fürs Kino, war „Road To Perdition“, wenn ich mich recht erinnere. Das ist erschreckende 15 Jahre her. Aber Vortigern war einfach ein Typ, der mich gereizt hat.
Warum?
Ich war neugierig auf diesen Mann. Er schien mir ein Paradebeispiel zu sein für eine schöne, vermeintlich perfekte Frucht, die aber im Kern verrottet ist. Er ist moralisch verdorben und korrupt, auch wenn man ihm das auf den ersten Blick nicht ansieht. Deswegen war es mir auch wichtig, ihn nicht als Klischee-Bösewicht zu verkörpern, bei dem alles um die große, pompöse Geste und das Zwirbeln des Schnurrbarts geht. Vielmehr ist er jemand, der für mich die Gefahren des Faschismus verkörpert. Jemand, bei dem Macht und Ego aus der Spur geraten sind, was ihn zu einer echten Bedrohung macht. In Zeiten wie den unseren kommt einem das doch erschreckend bekannt vor, oder?
Dass Sie Guy Ritchie bereits von der Arbeit an den „Sherlock Holmes“-Filmen kannten, war sicher auch reizvoll, oder?
Oh ja, denn spätestens da habe ich gelernt, dass Guy einer der ganz wenigen Regisseure ist, die solchen Großproduktionen wie „King Arthur“ ihre eigene Handschrift aufdrücken können. Das mag nicht immer allen gefallen, denn unser Film hat jetzt natürlich nicht mehr immer zwingend etwas mit der Artussage zu tun, wie man sie kennt. Aber aus künstlerischer Sicht ist das nur konsequent und authentisch. Wie er diese märchenhaft-fantastische Sage mit den dreckig-blutigen Straßen von Londinium kombiniert, fand ich jedenfalls extrem cool.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Von anderen Adaptionen der Artussage habe ich mich ferngehalten. Und die historische Seite der Figur Vortigern, der ja existiert hat, habe ich mir zwar erarbeitet, aber wirklich weitergeholfen hat sie mir nicht unbedingt. Schließlich ist unser „King Arthur“ nicht die Verfilmung eines Geschichtsbuchs. Am wichtigsten war für mich ohne Frage das Drehbuch selbst. Davon ausgehend habe ich mir eine Art Biografie für meine Rolle ausgedacht, immer mit der Frage im Hintergrund: Wie wurde er zu dem, der er nun ist?
Macht die Auseinandersetzung mit so einem eigentlich unsympathischen Menschen Spaß?
Nein, Spaß ist da definitiv das falsche Wort. Obwohl es natürlich auch befriedigend sein kann, sich als Schauspieler in eine solch düstere Seele vorzuarbeiten. Und was wirklich ein Vergnügen war, war die Arbeit an Vortigerns Look. Er trägt ja die tollsten Kostüme, luxuriös, elegant und von den Materialien her beinahe reptilienhaft. Das gefiel mir gut, vor allem kombiniert mit der Tatsache, dass er nicht so ein Klischee-König ist, der ständig große Gelage gibt und immer von nackten Frauen umgeben ist. Im Gegenteil ist er ein extrem einsamer und leiser Mann, beinahe verloren und deprimiert. Das ist die minimalistische Seite der Macht.

Wie Jude Law sich einen entspannten Tag vorstellt

 
Tatsächlich ist er geradezu machttrunken. Liefen Sie selbst je Gefahr, dass Ihnen der Ruhm zu Kopf steigt?
Die Gefahr besteht vermutlich immer, wenn man als junger Mensch plötzlich berühmt und erfolgreich wird. Da kann man nur hoffen, dass man ein paar vernünftige, kluge Menschen um sich herum hat, die einen kennen und lieben und dafür sorgen, dass man auf dem Boden bleibt und keine Dummheiten macht. Die Schauspielerei ist schließlich nur ein Job. Zwar ein aufregender Job und manchmal sogar ein wichtiger, aber eben immer nur ein Job. Im Großen und Ganzen ist es mir hoffentlich gelungen, das nicht aus dem Auge zu verlieren und mich nicht von den verlockend glänzenden Ablenkungen, die damit einhergehen, blenden zu lassen.
Erzählen Sie uns noch ein bisschen über die Privatperson Jude Law. Wie halten Sie sich zum Beispiel fit, ohne so aufgepumpt auszusehen wie viele Ihrer amerikanischen Kollegen?
Auch nicht anders als die meisten anderen vermutlich. In erster Linie laufe ich, dazu kommt ein bisschen Boxtraining, ein wenig Yoga und, so oft es geht, Schwimmen. In der Regel treibe ich fünf Tage die Woche Sport, am Wochenende nehme ich mir dann frei.
Und wie sieht ein freier Tag bei Ihnen aus?
Ganz unaufgeregt. Nichts ist für mich entspannender als Lesen. Wenn ich kann, liege ich von morgens bis abends auf dem Sofa und lese. Und da kann es dann schon ab und an passieren, dass ich einnicke.
Haben Sie zuletzt irgendetwas gelesen, was Sie empfehlen können?
„Golden Hill“ von Francis Spufford, eine Geschichte über das New York des 18. Jahrhunderts. Ein exzellentes Buch!
Wie sieht es aus mit Shakespeare? Der ist für britische Schauspieler doch der Heilige Gral.
Nicht für alle, würde ich denken. Aber klar, seine Werke haben für mich immer eine große Rolle gespielt. Schon zu Schulzeiten waren seine Stücke die einzigen Texte, mit denen ich im Englischunterricht etwas anfangen konnte. Ich hatte dazu sofort einen Zugang, auch zu seiner Sprache. Das ist bis heute so, und für mich als Schauspieler ist es immer wieder eine tolle Herausforderung, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Zumal er Rollen für alle Altersklassen geschrieben hat. Deswegen kann man mit 25 Jahren genauso Shakespeare-Schauspieler sein wie mit 65!