Ein Wiederaufbau der Burg Zavelstein wäre wahrlich ein Projekt, das finanziell anspruchsvoll wäre in Bad Teinach-Zavelstein. Foto: Fritsch

Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister Markus Wendel blickt auf das auslaufende Jahr zurück und auf die Herausforderungen des kommenden Jahres voraus. Neben Corona gibt es da so einige in der Bäderstadt.

Das Jahr zwei der Pandemie neigt sich dem Ende zu. Trotz aller Widrigkeiten hat sich vieles voranbewegt. Und wie immer steht auch in der Zukunft noch einiges auf der Agenda. Bad Teinach-Zavelstein stellt da keine Ausnahme dar. Im Interview äußert sich Bürgermeister Markus Wendel zu Meilensteinen, Finanzen, Corona und Impfungen.

Ende des vergangenen Jahres hatten viele Menschen die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie 2021 ihren Schrecken verlieren und die Einschränkungen enden würden. Wird das Ihrer Meinung nach 2022 so weit sein?

Zunächst einmal erwarten die Experten, die sich bislang in der Corona-Krise als seriös erwiesen haben, eine massive fünfte Welle, ausgelöst durch die Omikron-Variante. Die Pandemie wird also 2022 nicht verschwinden, sie wird aber hoffentlich in großen Teilen dieser Welt ihren Schrecken verlieren. Booster-Impfungen werden an neue Corona-Varianten angepasst und neue Medikamente bei der Behandlung von Covid-Infizierten helfen. Die Welt wird lernen, mit dem Virus zu leben und vielleicht fühlt sich die Pandemie Ende 2022 an wie die jährliche Grippewelle.

Waren Sie selbst schon infiziert? Falls ja, wie haben Sie es überstanden und spüren Sie heute noch etwas davon?

Nein, ich war bislang noch nicht infiziert.

Welche Pläne haben die Pandemie, das Virus und die Einschränkungen in diesem Jahr in Ihrem Privatleben verhindert oder unmöglich gemacht?

In 2021 konnte man seine privaten Pläne ja schon eher an den Realitäten der Pandemie ausrichten als dies noch im Vorjahr der Fall gewesen ist. Besondere Einschränkungen gab es daher, zumal ich auch ab Ende Juni komplett geimpft war, nicht. Lediglich die Eintrittskarten zu den Konzerten von Simply Red und Elton John aus 2020 liegen immer noch in der Schublade. Diese beiden Auftritte sind nun auf Ende 2022 beziehungsweise April 2023 verschoben worden und ich bin gespannt, ob es dabei bleibt.

Mal abseits von Corona: Welche Projekte/Meilensteine fallen Ihnen als Bürgermeister als Erstes ein, wenn Sie an 2021 denken?

Die Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft", bei dem wir auf Regierungsbezirksebene die Bronzemedaille erreicht haben, war ein tolles Bürgerprojekt, aus dem für unsere Stadt auch noch Folgeprojekte entstehen werden. Dass sich aus der kommunalpolitisch phasenweise durchaus kontrovers geführten Debatte um das Haus Bohnenberger nun eine beachtliche und hoch geförderte Wohn- und Ladenimmobilie entwickelt hat, freut mich besonders. Die Verabschiedung des Feuerwehrbedarfsplanes gleich am Jahresanfang mit der dadurch eingeleiteten notwendigen Strukturreform mit künftig dann zwei modernen Feuerwehr-Standorten oder die Verbesserung der Internet-Versorgung auf Glasfaserbasis in den Stadtteilen Emberg, Schmieh, Sommenhardt und Zavelstein sind auch Meilensteine, die mit 2021 verbunden bleiben werden.

Und was steht in Ihrer Stadt an größeren Projekten im nächsten Jahr 2022 an?

Im Frühjahr werden wir die grundlegend sanierte und erweiterte Kinderkrippe in Bad Teinach eröffnen und damit ein "bildhübsches" Kinderhaus für Kinder unter drei Jahren in Betrieb nehmen. Darüber hinaus ist das Jahr 2022 gekennzeichnet von vielen kleineren Projekten im hohen fünfstelligen und sechsstelligen Euro-Bereich, beispielsweise die Erweiterung des Ruhewaldes oder die Fortsetzung des Glasfaserausbaus. Daneben ist 2022 aber auch ein grundlegendes Planungsjahr für Projekte, die dann ab 2023 umgesetzt werden sollen.

Welche Schwierigkeiten oder Herausforderungen warten 2022 auf Ihre Stadt?

Als Kommune sind wir bislang ausgesprochen robust durch die Krisenjahre 2020 und 2021 hindurchgekommen und diese Entwicklung zeichnet sich auch für das neue Jahr bereits sehr deutlich ab. Für 2022 haben wir uns daher wieder einige Zukunftsprojekte vorgenommen und insgesamt wollen wir unsere Stadt auch im kommenden Jahr weiter voranbringen und auf die Fragen unserer Zeit die richtigen Antworten finden. Dabei werden wir unsere Finanzen aufmerksam im Blick behalten und auch weiterhin im Kreis der schuldenfreien Gemeinden bleiben. Mit größeren Schwierigkeiten rechne ich dabei im Moment nicht und Herausforderungen nehmen wir an und lösen sie.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde – welches Projekt würden Sie für Ihre Stadt gerne in Angriff nehmen?

Ich war mein gesamtes bisheriges Berufsleben an verschiedenen Positionen immer für öffentliche Finanzen verantwortlich, aber aus dem Vollen schöpfen konnte ich dabei nie. Insofern fällt mir die Antwort auf diese Frage etwas schwer, aber der originalgetreue Wiederaufbau der Burg Zavelstein wäre schon ein Projekt, bei dem man sich finanziell kräftig austoben könnte. Das Thema ist aber so weit weg und völlig unrealistisch, dass es sich tatsächlich nicht lohnt, näher darüber nachzudenken. Der Bau einer kommunalen Freiflächen-Photovoltaikanlage würde da schon näher liegen. Und wer weiß, was noch kommt.

Und da wir gerade beim Geld sind: Auf was muss Ihre Stadt erst mal verzichten, weil sich dafür absolut kein Budget im aktuellen Haushalt finden lässt?

Wir planen ja eigentlich nur noch solche Projekte, die auch finanzierbar sind, und wenn der Gemeinderat den Startschuss dazu gibt, dann setzen wir sie um. Dies gilt so auch für den Haushalt 2022, in dem voraussichtlich ein Investitionsvolumen von rund 2,45 Millionen Euro abgebildet sein wird. Und zwar für die Vorhaben, die für unsere Stadt erforderlich sind. Was notwendig ist, wird also gemacht und finanziert.

Wie stehen Sie einer Corona-Impfpflicht gegenüber?

Nur eine hohe Impfquote kann uns allen wieder ein Leben ohne Einschränkungen ermöglichen. Insofern bin ich für eine allgemeine Impfpflicht und konsequenterweise auch für die gleichzeitige Einführung eines nationalen Impfregisters, wie es beispielsweise in Österreich schon besteht.

Sind Sie selbst geimpft?

Ich bin seit Kurzem dreifach geimpft.

Und zum Abschluss noch ein Klassiker: Welchen guten Vorsatz haben Sie für 2022?

2021 habe ich damit begonnen, an Tagen, an denen es vom Terminkalender her passt, mit dem Fahrrad ins Rathaus zu fahren. Das würde ich 2022 gerne etwas intensivieren.