"Das Profil der Union ist selbst für mich derzeit schwer erkennbar": CDU-Vorstandsmitglied Julian Osswald. Foto: Rath

Freudenstadt - In der CDU rumort’s weiter, aber bei den Gewinnern bei der Bundestagswahl läuft es auch nicht rund. Was hält die Basis der Union davon? Wir fragten Julian Osswald vom Vorstand des CDU-Kreisverbands.

Herr Osswald, bei den Verhandlungen für eine Ampel-Koalition scheinen sich Gräben aufzutun. Gibt es noch Chancen auf eine CDU-geführte Regierung und wäre sie überhaupt erstrebenswert in der aktuellen Gemengelage?

Es ist wichtig, dass die CDU ihr Angebot zur Regierungsbildung aufrecht erhält. Sie steht bei ihren Wählerinnen und Wählern in der Verantwortung. Die schwarz-gelb-grüne Zusammenarbeit funktioniert auf föderaler Ebene schon sehr gut und bietet die Chance auf ein stabiles Bündnis für Deutschland.

Corona, Afghanistan, Digitalisierung, Energiewende, Hochwasserkatastrophe – zuletzt hatte man mehrfach den Eindruck gewinnen könne, Deutschland kann Krise nicht mehr. Wofür steht die Union überhaupt noch?

Sie haben grundsätzlich Recht. Das Profil der Union ist selbst für mich derzeit schwer erkennbar. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass wir die richtigen Antworten auf die Fragen der Menschen haben. Es gehören diejenigen ans Ruder, die das so vermitteln können, dass es die Menschen glauben und mit der Union verbinden. Grundsätzlich ist mir eine Politik wesentlich lieber, die auf Inhalte und Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger setzt, als auf die Verbotsmentalität der Grünen.

Die Minister Annegret Kramp-Karrenbauer und Peter Altmaier kündigen ihren Abgang an, am Montag tagte das CDU-Präsidium. Wie sähe für Sie die optimale Parteispitze aus?

Hier ist eine umfassende Neubesetzung der Gremien erforderlich. Ich finde es gut, dass Minister Verantwortung übernehmen und nicht an ihren Sesseln kleben. Wir sollten dringend Personen in die Verantwortung bringen, die nicht seit Jahren am Niedergang der CDU beteiligt waren. Die haben wir! Aber leider herrscht in der CDU immer noch die Devise: "Jetzt warte mal, bis Du dran bist." Das müssen wir ganz schnell überwinden. Sonst werden wir weiter in die Bedeutungslosigkeit abdriften.