Nach über 17 Jahren im Amt verabschiedet sich Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger. Die wichtigsten Projekte, politischen Entscheidungen und Erfahrungen.
2008 kam er nach Horb und zieht jetzt nach 17 Jahren den Schlussstrich als Stadtoberhaupt.
Herr Rosenberger, Sie sind 2008 nach Horb gekommen, zunächst als Beigeordneter. Wie haben Sie den Beginn Ihrer Amtszeit erlebt?
Ich kam im Sommer 2008 nach Horb. Damals war Michael Theurer noch Oberbürgermeister, aber er hat bald seine Kandidatur fürs Europaparlament bekannt gegeben. Schon nach einem halben Jahr war klar, dass er wohl gehen würde. Ab da war er viel im Wahlkampf unterwegs, und ich habe sehr früh viele Vertretungsaufgaben übernommen. So konnte ich schnell in die Rolle hineinwachsen.
Wie schwer war es, in Theurers Fußstapfen zu treten?
Gar nicht so schwer. Viele Horber haben sich sogar darauf gefreut, dass jemand von außen kommt, der die Dinge unverblümt anschaut. Es gab keinen Konkurrenzkampf. Natürlich ist Michael Theurer hier sehr präsent, seine Familie ist alteingesessen. Aber ich habe mich nie mit ihm verglichen. Ich kam als Verwaltungsmann – das hat man im Rathaus geschätzt. Ich hab das nie als Konkurrenzkampf erlebt. Ich war ja kein Politiker. Das bin ich erst als OB von Horb geworden.
Was waren Ihre wichtigsten Ziele beim Amtsantritt?
Ganz oben stand die Idee, Horb zusammenzuführen – Kernstadt und Ortschaften. Drei Viertel der Bevölkerung leben in den Ortschaften, dieses „Wir-Gefühl“ war entscheidend. Die Gartenschau 2011 war eine Riesenchance dafür. Aber in Horb gibt es unheimliche Bewegungen vom Zentrum weg. Das ist ein Problem der Stadt. Außerdem wollte ich die Stadt finanziell stabilisieren – wir starteten mitten in der Weltwirtschaftskrise. Klimaschutz und Bürgerbeteiligung waren mir ebenfalls wichtig.
Wenn Sie auf 17 Jahre zurückblicken: Worauf sind Sie besonders stolz?
Da ist einiges zusammengekommen. Wir haben mit dem Bau der Hochbrücke begonnen – ein Jahrhundertprojekt. Wir haben Gewerbegebiete weiterentwickelt, die Kaserne und das Leuco-Areal gekauft, neue Feuerwehrhäuser und Kitas gebaut, die Glasfaser-Infrastruktur verbessert und kulturell viel bewegt. Ich denke auch an die Gründung der Energie Horb, das neue Parkhaus, die Rückkehr des HOR-Kennzeichens. Und wir haben es geschafft, die Stadt trotz knapper Finanzen nach vorne zu bringen.
Gab es auch Niederlagen?
Ja, natürlich. Die Windkraft ist ein Beispiel. Aber nicht für Peter Rosenberger, sondern wir als Gesellschaft in Horb haben da mehrheitlich aus meiner Perspektive die falsche Entscheidung getroffen. Wären die Windräder damals gekommen, hätte die Stadt in den letzten Jahren 25 bis 30 Millionen Euro einnehmen können. Auch das Krankenhaus war eine bittere Erfahrung – eine Entscheidung, die nicht bei der Stadt lag, aber uns alle betrifft. Eigentlich sind wir als Stadt weder für die Gesundheitsversorgung, Glasfaser oder Ganztagsschulen zuständig. Trotzdem ist es unsere Aufgabe geworden.
16 Jahre Amtszeit als OB – was hat das mit Ihnen gemacht?
Ich glaube, ich habe persönlich auch eingezahlt – auch auf das Konto Gesundheit. Da gab es zwei ganz ordentliche Einschläge. Die machen einen demütiger. Ich habe delegieren gelernt, und dank des Rathaus-Teams funktioniert das wunderbar. Inzwischen muss ich mich nicht um jeden Pipifax kümmern.
Stadtoberhaupt – immer präsent, auf Festen und Sitzungen. Hat Sie das genervt?
Im Gegenteil. Das hat mir Freude gemacht. Ich habe automatisch Bürgersprechstunde. Auch beim Einkaufen. Ich verstecke mich da nicht. Das einzige, was mich genervt hat: Wenn ich auf Sitzungen oder Feste gegangen bin und habe die, die ich sprechen wollte, nicht erwischt. Besuche bei Kindern – egal, ob Schule oder Kita – fand ich immer spannend. Die Fragen, die da kommen, sind fast noch wichtiger als die Bürgersprechstunde. Mein Steckenpferd ist die Feuerwehr. Das Ehrenamt in Horb ist ohnehin mega – aber die Feuerwehr ist für mich einfach unbeschreibbar.
Was war der Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Amtsperiode?
In der ersten hast du erst mal ein Erbe, was abzuarbeiten ist. In der zweiten Amtsperiode kann man ernten. Die erfolgreiche Wiederwahl hat mich gestärkt. Das macht einen selbstbewusster, man ist gesattelter und kann anders agieren.
Warum hören Sie auf?
Ich habe ein Gefühl, welches viele sicherlich aus ihrem Berufsleben auch kennen. Du übst den Beruf einige Jahre aus und es kommen immer mehr Routinen hinzu. Nach 17 Jahren gibt es viele solcher Routinen, und ich will noch einmal eine neue Herausforderung.
Was waren die Gründe für die Tränen im Gemeinderat?
Das war die Wehmut. Und jetzt wird sie jeden Tag schlimmer. Der Donnerstag rast näher. Das ist wirklich eine Zensur.
Warum hören Sie jetzt auf – obwohl es Ihnen offensichtlich Freude macht?
Ich bin im Reinen mit dieser Entscheidung. Ich will aufhören, solange es gut läuft, nicht, wenn ich ausgebrannt bin. Ich bin zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, loszulassen. Ich will etwas Neues machen – was genau, weiß ich noch nicht. Aber ich freue mich auf eine Auszeit mit dem Wohnmobil und meiner Familie.
Was wünschen Sie sich, dass man über Ihre Amtszeit sagt?
Dass ich mich mit ganzer Kraft für die Stadt eingesetzt habe und dass man manche Meilensteine mit meinem Namen verbindet. Ich hoffe, dass ich als bürgernaher OB in Erinnerung bleibe – und dass man sich freut, mich auch nach dem Amt noch in Horb zu sehen.
Was werden Sie als Nächstes machen?
Ich habe nie Ambitionen gehabt, in der Landes- oder Bundespolitik mitzumischen. Obwohl ich mich im Landtagswahlkampf einbringen werde. Ich mache ein Sabbatical, wie es so schön auf Neudeutsch heißt. Ich lasse mich gerade finden. Erst, wenn mich niemand findet, gehe ich auf die Suche.
Ein letztes Wort an Ihren Nachfolger Michael Kessler?
Michael Kessler bringt viel Erfahrung mit. Er kennt die Stadt, die Politik, die Verwaltung. Er wird eigene Schwerpunkte setzen – das ist gut so. Zwei große Projekte sind auf dem Weg: Windkraft und die Ortsdurchfahrt. Ich wünsche ihm, dass er die Chancen nutzt, die jetzt vor ihm liegen.