Als Vizepräsidenten der Fastnachtsgesellschaft ist Christoph Rudiger einer der Hauptverantwortlichen der Zeller Fasnacht. Foto: zVg/Fasnachtsgesellschaft Zell

Am Samstag beginnt mit dem „Ölfte Ölfte“ die Zeller Fasnacht. Im Vorfeld spricht Vizepräsident Christoph Rudiger über Visionen und Herausforderungen.

Sie sind seit vielen Jahren Vizepräsident der FGZ und stehen dabei, zumindest für die Öffentlichkeit, eher im Hintergrund. Wie wird denn ihr Job genau definiert?

 

Im Prinzip besteht mein Job darin, unsere Fachabteilungen zu unterstützen und im Hintergrund die Fäden zusammen zu spinnen. Die verschiedenen Bereiche sprechen sich mit mir ab, und wir hinterfragen dann kritisch und vor allem zusammen: „Stimmt das Konzept?“ „Wo waren beim letzten Mal noch Lücken?“ und „Haben wir an alles gedacht?“

Wo können sich solche Lücken denn auftun?

Da kann es schon sein, dass es hier noch einen LKW braucht, da noch ein Handwerker fehlt, und dort noch eine Bedienung aus dem Hut gezaubert werden muss. Es gibt tausende Kleinigkeiten, die oft noch kurzfristig umgesetzt werden müssen. Ich sehe mich dann als eine Stelle, die schnell Lösungen generieren und präsentieren kann. Manchmal bin ich auch der Mann fürs Grobe, der halt auch mal ein ernsthaftes Gespräch führt. Wichtige Steckenpferde für mich persönlich sind der Kartenvorverkauf „Ölfte Ölfte“ und natürlich das Altwiiberrennen am Fasnachtszieschtig.

Welche Dinge bewegen die FGZ außerhalb der konkreten Fasnachtsorganisation?

Da gibt es zwei Dinge: An vorderster Front steht momentan der Bau des Lagerschuppens hinter der Atzenbacher Halle. Das muss jetzt zeitnah umgesetzt werden. Hier werden viele Gespräche mit Handwerkern geführt. Dabei geht es um zeitliche Absprachen, aber vor allem auch darum, wie man die im Rahmen halten kann. Mich beschäftigt darüber hinaus auch die Refinanzierung: Geld zu verdienen wird für Vereine immer schwieriger und ich kann ihnen sagen: Proppevolle Saalveranstaltungen heißt nicht automatisch, dass viel Geld in die Vereinskasse gespült wird.

Zum Zweiten sind wir schon in voller Planung zum großen Freundschaftstreffen 2027. Da feiern wir ja 400 Jahre Zeller Fasnacht und 100 Jahre Fastnachtsgesellschaft Zell. Das Gute ist: Wir haben da bereits ein gutes Konzept in der Tasche von den beiden vorangegangenen Treffen hier in Zell. Jedoch gilt es, alles kritisch zu hinterfragen. Wir müssen ja auch mit der Zeit gehen und uns und all unsere wunderbaren Traditionen modern präsentieren.

Wo sind da speziell ihre Aufgaben?

Meine Anknüpfungspunkte sind da auch wieder sehr vielschichtig und reichen von Parkmöglichkeiten über Gästebetreuung bis zum technischen Equipment rund um Narrendorf, Bühnen und Umzugsstrecke. Auch hier gilt unsere Prämisse, dass wir dem Umzugsteilnehmer wie dem Zuschaue eine unvergessliche Zeit in Zell bieten wollen.

Schwierigkeiten beim Umsetzen eines Sicherheitskonzepts für Fasnachtsumzüge sind immer wieder in den Schlagzeilen. Beschäftigt das Thema auch in Zell?

Da hat unser Präsident Peter Mauthe durch seine Arbeit bei der Polizei viel Fachwissen und Ideen. Da im letzten Jahr die Zeitspanne recht kurz war, um die benötigten Genehmigungen zu bekommen, war natürlich Eile und einige Telefonate und Besuche geboten. Aber eben das ist auch etwas, was mir wahnsinnig Spaß macht: der Zusammenhalt und die Bereitschaft, für die Zeller Fasnacht etwas zu tun und auch mal ein Stück zu rücken, um es eben möglich zu machen.

Dennoch: Kritisch betrachtet und einmal abgesehen von behördlichen Verordnungen, wird es für Vereine immer schwieriger, genügend Helfer zu finden. Ehrenamtliche Manpower wird für alle Vereine in den kommenden Jahren ein echtes Thema werden. Viele wollen nur die Party und das Vergnügen mitnehmen.

Was treibt Sie Jahr für Jahr an, all diese Herausforderungen auf sich zu nehmen?

Für mich persönlich ist es das oben Angesprochene: Wenn man mit der Zeller Fasnacht um die Ecke kommt, sind die Menschen unglaublich hilfsbereit. Das motiviert mich immer wieder aufs Neue so sehr: diesen Zusammenhalt für eine Sache aus ganz vielen verschiedenen Richtungen zu spüren. Da gibt’s wirklich sehr selten ein Nein. Und mit diesen Voraussetzungen wieder das nächste Projekt auf die Beine zu stellen – das macht einen schon sehr zufrieden. Was mir auch sehr gefällt ist, dass sich wirklich viele gebürtige Zeller, die in alle Windrichtungen zerstreut wohnen, an den Fasnachtstagen zurück nach Zell gezogen fühlen. Spricht dieser Umstand nicht für sich?

Was ist ihr persönlicher Highlight?

Mein persönlicher Lieblingstag ist der Fasnachtszieschtig. Da fällt all der Druck der letzten Wochen und der vorangegangen Hochtage von uns im Präsidium ab und wir können die Kameradschaft untereinander leben. Und auch schon Mittags: Beim Kinderumzug die kleinen Narren zu sehen, wie sie anfangen, etwas Uraltes zu leben und für sich umzusetzen. Wunderschön. Das gefiel mir früher als Zeremonienmeister und sogar als Schrätteli schon immer extrem. Deshalb: Fasnachtszieschtig mein Lieblingstag und ganz viel Lohn für die extremen Mühen, die wir im Voraus auf uns nehmen.

Der „Ölfte Ölfte“ steht vor der Tür. Ist das für Euch jedes Jahr das gleiche oder müsst ihr Euch da schon immer wieder sammeln und Dinge neu umsetzen?

Spontan würde ich sagen, dass etwa 80 Prozent genau gleich sind wie im Vorjahr. Dennoch arbeiten wir natürlich immer daran, diese Veranstaltung noch besser zu machen. So wird es auch dieses Jahr ein paar Neuigkeiten und somit hoffentlich auch Verbesserungen geben. Eine Herausforderung war in diesem Jahr ohne Zweifel wieder der Kartenvorverkauf. Zugegeben, das ist ein absolutes Luxusproblem. Und natürlich soll der Service noch reibungsloser laufen, die Beschallung soll top sein, und und und. Ein großer Spagat ist auch Jahr für Jahr, genügend Personal zusammen zu bekommen, damit jeder Gast einfach gut versorgt wird. Aber: Ich bin sehr optimistisch, dass wir alle Herausforderungen meistern und freue mich sehr auf den Abend.

Wie läuft der Abend denn für Sie selbst ab?

Mir fällt erst mal ein Stein vom Herzen, wenn der Saal voll ist, die Gäste sitzen und das Programm beginnt. Dann weiß ich, wir haben’s gut gemacht, der Rest liegt nun am Servicepersonal, an den Akteuren und dem neuen Hürus. Ich selbst kümmere mich dann um Kleinigkeiten. Schaue beim Küchenpersonal vorbei. Oder braucht es irgendwo schon Nachschub? Man muss auch mal aushelfen, wenn bei den Kulissenschiebern etwas hängen bleibt oder es technische Problem mit der Mottotafel gibt. Aber das sind wirklich Kleinigkeiten.

Sind Sie denn in das Geheimnis um den neuen Hürus eingeweiht?

Vielleicht könnte ich es mir rausnehmen, ins Musikzimmer zu schleichen, wo sich der Hürus umzieht und sich noch ein letztes Mal ein paar Minuten vorbereitet. Den Generalschlüssel hätte ich in der Tasche. Aber ich lasse mich genau so überraschen wie jeder Gast in der Halle und finde es genau so aufregend wie alle, wenn der neue Regent sich aus dem Pulk der Schrätteli herausschält und sich zum ersten Mal seinem Narrenvolk zeigt. Ein unbezahlbarer Moment und jedes Jahr aufs Neue eine riesen Überraschung, die auch ich mir nicht nehmen lassen möchte.