Die Beginner: Jan Philipp Eißfeldt alias Jan Delay alias Eizi Eiz (vorne rechts), Dennis Lisk (vorne links), den man als Denyo kennt und Guido Weiß alias DJ Mad Foto: Paul Ripke

Die Beginner sind zurück. Ein Gespräch mit Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad über ihre Wurzeln, Verbindungen zur Stuttgarter Kolchose und darüber, was „Ahnma“ eigentlich heißt.

Jan Delay hat längst eine erfolgreiche Solokarriere hingelegt, das Rap-Rad hat sich seitdem weitergedreht. Umso überraschender, dass er und seine Ex-Band Beginner jetzt wieder am Start sind.
Herr Delay, auf Ihrer neuen Single „Ahnma“ rappen Sie: „Eizi Eiz – heißer Scheiß! Jeder, den du kennst, kennt eine meiner Lines / Hammertyp, Hammerflow, Hammersprüche / Darum hängt mein Bild in Marsimoto Mamas Küche“. Muss man im Hip-Hop auch im Jahr 2016 nach wie vor zeigen, dass man der Beste ist?
Jan Delay Das war im Hip-Hop schon immer so und wird auch im Jahr 2037 noch so sein. Das ist Hip-Hop. Es geht immer darum, dass man der Derbste ist.
Nach 13 Jahren gibt es ein neues Beginner-Album. Sie sind inzwischen alle um die vierzig. Wo steht deutscher Hip-Hop, wo stehen Sie heute?
Denyo Man stellt sich diese Fragen als Hip-Hopper ständig: Was habe ich gemacht? Wo will ich hin? Man reflektiert viel. Hip-Hop ist in Deutschland an einem sehr schönen Punkt angelangt, weil es eine große musikalische Vielfalt innerhalb des Genres gibt. Es gibt zig Subgenres – vom Straßenrap bis zu Conscious Rap.
Jan Delay Es gibt auch Kinderrap von Deine Freunde.
Denyo Und es gibt auch Bands, die alles von Straßen- bis Kinderrap vereinen, wie etwa Die Orsons (lacht). Im Hip-Hop gab es ungefähr im Jahr 2005 noch eine Leere. Straßenrap ist über sich selbst gestolpert. Bei denen, die die sogenannte goldene Ära waren, war nicht viel los. Auch international ging nicht viel. Es war eine komische Zeit. Heute aber ist alles möglich. Das ist eine Vielfalt, die wir genießen.
Ihr Song „Es war einmal . . .“ ist der musikalische Rückblick in 4 Minuten 40 auf die Geschichte der Beginner. Darin heißt es: „Noten wurden schlechter, Texte besser.“ Sind Ihre Eltern inzwischen damit versöhnt, dass Sie Hip-Hopper wurden?
Denyo Meiner Mutter war es extrem wichtig, dass ich etwas Handfestes mache. Ich musste Abitur machen, sie hätte es wohl auch gern gesehen, wenn ich eine Ausbildung gemacht hätte. Sie war sehr skeptisch, was die Musik angeht. Als dann aber der Erfolg kam, war sie superstolz und glücklich.
DJ Mad Ich komme aus dem soliden Mittelstand. Die Hälfte meiner Kumpels ging auf die Realschule, die andere Hälfte aufs Gymnasium. So war das in Schleswig-Holstein. Ich habe während der Ausbildung zum Telekommunikationselektroniker mal einen Einblick in die deutsche Realität bekommen, wie das so werden würde. Da ging es los mit Hip-Hop, MTV wurde groß, ich war fasziniert von Film. Ich habe verstanden, dass ich nach der Ausbildung Arbeitslosengeld bekomme, und das als Chance gesehen, mich anderweitig umzuschauen. 1998 wurde es mit „Bambule“ so groß, dass ich mich entscheiden musste, wie es weitergeht. Es hat ja zum Glück alles geklappt. Meine Eltern haben mir immer vertraut.
Jan Delay Ich habe drei Tage studiert, weil ich wusste, dass meine Eltern das erwarten. Am vierten Tag kam aber der Moment, dass das mit „Bambule“ so gut lief, dass mir da keine Zeit blieb.
Ein schöner Triumph gegen die Medien war Ihr Auftritt bei „The Dome“, bei dem nicht Sie selbst, sondern andere auf der Bühne standen. Sie haben sich stets gewehrt, Popstars zu sein. Warum?
Jan Delay Wir haben uns nie gegen das Popstarsein gewehrt. Aber gegen das, was man Ende der neunziger Jahre darunter verstanden hat. Diese Welt hatte nichts mit unserem Leben zu tun. Seitdem hat sich viel verändert. Der Begriff ist immer noch eklig und uns fremd. Wir haben aber kein Problem, an der Spitze zu stehen.
Denyo Wenn man durch einen Song wie „Ahnma“ ein Popstar ist, dann bin ich gern ein Popstar.
Mit „Blast Action Heroes“ gab es 2003 die erste Nummer eins einer deutschen Hip-Hop-Band. Doch ab wann fühlte sich das „Hip-Hop-Fieber krank an“, wie Sie in „Es war einmal . . .“ rappen?
Denyo Als der Hype um uns und die anderen der Goldenen Ära wie Freundeskreis, Dynamite Deluxe, Massive Töne und so weiter abebbte. Kurz vor „Blast Action Heroes“ hatten wir das Gefühl, dass aus der Idee einer Hip-Hop-Kultur eine Marketingidee der großen Plattenfirmen wurde. Alles wurde zu einer großen Ego-Blase, die platzen musste.
DJ Mad Wenn die Industrie eingrätscht, versucht eine Formel zu definieren und in ein formbares Konzept zu bringen, dann wird auch die Innovation eingefroren.
Denyo: Dann kam auch noch das Internet – und die Leute haben keine Musik mehr gekauft. Es gab auf einmal Klingeltöne, für die die Leute bezahlten.

Warum die Schwaben gute Businessmenschen sind

Das neue Album heißt „Advanced Chemistry“. Die gleichnamige Band aus Heidelberg war die erste, die auf Deutsch rappte. Wie wichtig war Advanced Chemistry für die jungen Kerle Jan und Dennis?
Denyo Wir waren ja die Absolute Beginners, rappten auf Englisch. Jan hatte darauf keine Lust, kam mit einer Kassette von Torch an, der darauf die Zeile rappte: „Die Pudelmütze ist meine Krone.“ Das werde ich nie vergessen. Auf einmal hörte sich Deutsch cool an. Das war die Initialzündung. Dann kam „Fremd im eigenen Land“, ein Song, der nicht viel im Radio, aber auf jedem Schulhof lief.
Und ein Song, der heute leider immer noch relevant ist.
Denyo Ja, leider. Advanced Chemistry waren unsere Helden, die uns gezeigt haben, dass das auf Deutsch funktionieren kann. Ohne Advanced Chemistry gäbe es uns nicht.
Die Beginner waren auch immer eng mit Hamburg, mit Eimsbüttel verknüpft. Heute rappt Gzuz: „Jeder sagt Digger heutzutage, Wir packen Hamburg wieder auf die Karte.“ Wie war Ihr Verhältnis zur Stuttgarter Kolchose?
Jan Delay Advanced Chemistry, Cora und Kollegen waren ja alle eine Generation älter. Aber die Leute aus Stuttgart waren so alt wie wir, haben aber Dinge gestemmt, von denen wir nicht zu träumen wagten. Die hatten den ersten krassen Hip-Hop-Club, die haben ein eigenes Label gegründet, die hatten Bands wie Freundeskreis oder Massive Töne. Die Stuttgarter haben Hamburg vorgemacht, wie es gehen kann. Wir waren mit denen befreundet, haben aber schon immer ein bisschen neidisch geschaut. „Kopfnicker“ von den Massiven Tönen erschien schon 1996. Da waren wir noch weit weg von allem.
Denyo Die Schwaben sind aber auch ein tüchtiges Volk, da lernt man von den Eltern, wie man Business macht. Das können die Jungs, das können Schowi und Strachi. Wir Hamburger Schmuddelkinder mussten da erst mal reinwachsen. Wir waren Spätzünder, was die Labelarbeit anging.
Jan Delay Und wir haben es voll in den Sand gesetzt, weil wir eben keine Schwaben sind. Ich bin nun mal Künstler und mache kein Business.

Jan Delay hat längst eine erfolgreiche Solokarriere hingelegt, das Rap-Rad hat sich seitdem weitergedreht. Umso überraschender, dass er und seine Ex-Band Beginner jetzt wieder am Start sind.
Herr Delay, auf Ihrer neuen Single „Ahnma“ rappen Sie: „Eizi Eiz – heißer Scheiß! Jeder, den du kennst, kennt eine meiner Lines / Hammertyp, Hammerflow, Hammersprüche / Darum hängt mein Bild in Marsimoto Mamas Küche“. Muss man im Hip-Hop auch im Jahr 2016 nach wie vor zeigen, dass man der Beste ist?
Jan Delay Das war im Hip-Hop schon immer so und wird auch im Jahr 2037 noch so sein. Das ist Hip-Hop. Es geht immer darum, dass man der Derbste ist.
Nach 13 Jahren gibt es ein neues Beginner-Album. Sie sind inzwischen alle um die vierzig. Wo steht deutscher Hip-Hop, wo stehen Sie heute?
Denyo Man stellt sich diese Fragen als Hip-Hopper ständig: Was habe ich gemacht? Wo will ich hin? Man reflektiert viel. Hip-Hop ist in Deutschland an einem sehr schönen Punkt angelangt, weil es eine große musikalische Vielfalt innerhalb des Genres gibt. Es gibt zig Subgenres – vom Straßenrap bis zu Conscious Rap.
Jan Delay Es gibt auch Kinderrap von Deine Freunde.
Denyo Und es gibt auch Bands, die alles von Straßen- bis Kinderrap vereinen, wie etwa Die Orsons (lacht). Im Hip-Hop gab es ungefähr im Jahr 2005 noch eine Leere. Straßenrap ist über sich selbst gestolpert. Bei denen, die die sogenannte goldene Ära waren, war nicht viel los. Auch international ging nicht viel. Es war eine komische Zeit. Heute aber ist alles möglich. Das ist eine Vielfalt, die wir genießen.
Ihr Song „Es war einmal . . .“ ist der musikalische Rückblick in 4 Minuten 40 auf die Geschichte der Beginner. Darin heißt es: „Noten wurden schlechter, Texte besser.“ Sind Ihre Eltern inzwischen damit versöhnt, dass Sie Hip-Hopper wurden?
Denyo Meiner Mutter war es extrem wichtig, dass ich etwas Handfestes mache. Ich musste Abitur machen, sie hätte es wohl auch gern gesehen, wenn ich eine Ausbildung gemacht hätte. Sie war sehr skeptisch, was die Musik angeht. Als dann aber der Erfolg kam, war sie superstolz und glücklich.
DJ Mad Ich komme aus dem soliden Mittelstand. Die Hälfte meiner Kumpels ging auf die Realschule, die andere Hälfte aufs Gymnasium. So war das in Schleswig-Holstein. Ich habe während der Ausbildung zum Telekommunikationselektroniker mal einen Einblick in die deutsche Realität bekommen, wie das so werden würde. Da ging es los mit Hip-Hop, MTV wurde groß, ich war fasziniert von Film. Ich habe verstanden, dass ich nach der Ausbildung Arbeitslosengeld bekomme, und das als Chance gesehen, mich anderweitig umzuschauen. 1998 wurde es mit „Bambule“ so groß, dass ich mich entscheiden musste, wie es weitergeht. Es hat ja zum Glück alles geklappt. Meine Eltern haben mir immer vertraut.
Jan Delay Ich habe drei Tage studiert, weil ich wusste, dass meine Eltern das erwarten. Am vierten Tag kam aber der Moment, dass das mit „Bambule“ so gut lief, dass mir da keine Zeit blieb.
Ein schöner Triumph gegen die Medien war Ihr Auftritt bei „The Dome“, bei dem nicht Sie selbst, sondern andere auf der Bühne standen. Sie haben sich stets gewehrt, Popstars zu sein. Warum?
Jan Delay Wir haben uns nie gegen das Popstarsein gewehrt. Aber gegen das, was man Ende der neunziger Jahre darunter verstanden hat. Diese Welt hatte nichts mit unserem Leben zu tun. Seitdem hat sich viel verändert. Der Begriff ist immer noch eklig und uns fremd. Wir haben aber kein Problem, an der Spitze zu stehen.
Denyo Wenn man durch einen Song wie „Ahnma“ ein Popstar ist, dann bin ich gern ein Popstar.
Mit „Blast Action Heroes“ gab es 2003 die erste Nummer eins einer deutschen Hip-Hop-Band. Doch ab wann fühlte sich das „Hip-Hop-Fieber krank an“, wie Sie in „Es war einmal . . .“ rappen?
Denyo Als der Hype um uns und die anderen der Goldenen Ära wie Freundeskreis, Dynamite Deluxe, Massive Töne und so weiter abebbte. Kurz vor „Blast Action Heroes“ hatten wir das Gefühl, dass aus der Idee einer Hip-Hop-Kultur eine Marketingidee der großen Plattenfirmen wurde. Alles wurde zu einer großen Ego-Blase, die platzen musste.
DJ Mad Wenn die Industrie eingrätscht, versucht eine Formel zu definieren und in ein formbares Konzept zu bringen, dann wird auch die Innovation eingefroren.
Denyo: Dann kam auch noch das Internet – und die Leute haben keine Musik mehr gekauft. Es gab auf einmal Klingeltöne, für die die Leute bezahlten.