Inzlingens Bürgermeister Marco Muchenberger bewirbt sich für eine dritte Amtszeit. Foto: Tim Nagengast

Interview: Bürgermeister Marco Muchenberger strebt seine dritte und letzte Amtszeit als Rathauschef der Gemeinde Inzlingen an.

Dennoch führt der Inzlinger Bürgermeister Wahlkampf, um die Bürger von sich und seinem Programm zu überzeugen.

 

Herr Muchenberger, Sie verteilen fleißig Wahlprospekte im Dorf.

Richtig. Meine Familie und noch jemand Zusätzliches halfen mir dabei. 1250 Wahlkampfflyer zu verteilen, schaffe ich alleine leider nicht (lacht).

Wozu dieser Aufwand? Sie stehen doch sowieso immer alleine auf dem Wahlzettel. Seit Ihrer ersten Kandidatur 2009 hatten Sie noch nie Gegenkandidaten.

Es ist mir aber wichtig, die Menschen von meinen Themen zu überzeugen. Im Flyer und auf meiner Homepage zeige ich auf, was wir gemeinsam mit Gemeinderat und Bürgerschaft alles geschaffen haben, obwohl die Bedingungen nicht einfacher geworden sind. Außerdem möchte ich damit die Bürgerinnen und Bürger auffordern, von Ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Können Sie sich erklären, wieso Sie noch nie einen Gegenkandidaten hatten? Ist Inzlingen vielleicht nicht attraktiv genug?

Sicherlich nicht (lacht). Es liegt nun einmal oft in der Natur der Sache, dass das Bewerberfeld nicht ganz so groß ist, wenn ein Amtsinhaber wieder antritt. Außerdem geht die Zahl der Bewerber für ein Bürgermeisteramt generell zurück.

Im Wahlkampf 2017 hatten sich alle Gemeinderatsfraktionen frühzeitig hinter Sie gestellt und angekündigt, keine eigenen Kandidaten aufzustellen. Diesmal habe ich noch nichts dergleichen gehört.

Ich habe mit Vertretern von CDU, SPD und „Gemeinsam für Inzlingen“ bereits Kontakt aufgenommen und vorab schon die eine oder andere positive Reaktion erhalten, auch bereits bei meiner Ankündigung. Es ist mir, wie gesagt, wichtig, nach außen zu gehen. Und weil ich mich neu bewerbe, muss ich auch neu um das Vertrauen und die Unterstützung der Menschen, der örtlichen Parteien und Verbände werben.

Als Bürgermeister agieren und argumentieren Sie zumeist sehr abwägend und eher zurückhaltend, wenn ein neues Thema aufs Tapet kommt. Kritiker werfen Ihnen aus diesem Grund bisweilen Zögerlichkeit vor. Was entgegnen Sie?

Zunächst möchte ich betonen, dass unsere politische Linie immer gemeinsam mit dem Gemeinderat entwickelt wird. Ich bin kein Vertreter des Hauruck-Stils. Diplomatie ist meistens der bessere Weg und führt oftmals zu nachhaltigeren Lösungen als Schnellschüsse.

Ein Beispiel?

Schauen Sie die Buttenbergschule an. Über Jahre wurde auf unterschiedlichen Ebenen darüber gesprochen, dass man da etwas machen müsse. Zum Beispiel die Heizung oder die Toiletten. Aber das wären ja nur einzelne Bausteine gewesen. Also haben wir uns zusammengesetzt und ein Gesamtkonzept entwickelt, um die Schule auch energetisch komplett zu sanieren. Hätten wir das nacheinander gemacht, hätten wir wohl kein so stimmiges Gesamtergebnis und keine Zuschüsse in dieser Form bekommen. Im Sinne der Generierung von Fördergeldern war es demnach sinnvoll, das Thema Schule gesamthaft zu betrachten. Insgesamt konnten wir in den vergangenen fünf Jahren 1,8 Millionen Euro Fördergelder für Inzlingen einwerben. Und das geht nicht mit Schnellschüssen, sondern nur mit schlüssigen Konzepten, die die entsprechenden Stellen überzeugen.

Das galt zum Beispiel auch für das Feuerwehrfahrzeug, bei dem wir schlussendlich das für unsere Anforderungen optimale Modell gefördert bekamen. Dies bestätigt mich in der Art meines Vorgehens.

Ein sichtbares Ergebnis Ihrer zu Ende gehenden zweiten Amtszeit ist das Verkehrskonzept.

Seit über 40 Jahren haben wir uns in Inzlingen Fußgängerüberwege gewünscht. Doch ohne ein komplettes Verkehrskonzept hätten wir diese nicht genehmigt bekommen. Hinzu kamen der Ruf nach Fahrradschutzstreifen und einer Geschwindigkeitsreduzierung. Bei der Erstellung des Verkehrskonzeptes wurden die Bürgerinnen und Bürger einbezogen und daraus ein Konzept entwickelt. Zusätzlich mussten bei der Umsetzung weitere Vorgaben, wie zum Beispiel der Bau der Buskaps erfolgen, ohne die die Fußgängerüberwege nicht möglich gewesen wären. Gleichzeitig wurde damit die geforderte Barrierefreiheit umgesetzt.

Sie und der Rat wollten eigentlich Tempo 40 und nicht 30.

Richtig, deshalb wurde dies auch zunächst beantragt. Aber der Gesetzgeber sieht auf Kreisstraßen – und die Riehenstraße ist eine solche – mit der neuen Regelung nun einmal Tempo 30 als reduzierte Geschwindigkeit, was die Sicherheit erhöht, oder eben Tempo 50 vor. Die Geschwindigkeitsreduzierung war möglich, weil die Straßenverkehrsordnung voriges Jahr geändert worden ist. Wir haben dies mehrfach öffentlich im Gemeinderat vorgestellt und beraten und auf der Grundlage des Verkehrskonzeptes beschlossen.

Nicht wirklich weiterentwickelt hat sich der ÖPNV. Die Linie 35 der Basler Verkehrsbetriebe wendet immer noch unten am Zoll und nicht am Wasserschloss.

Da sind wir leider nicht dort, wo wir gerne wären. Würde man die Linie 35 bis zum Schloss verlängern, müsste ein weiteres Fahrzeug angeschafft werden – plus Personal. Das würde, wie die Basler Verkehrsbetriebe uns damals mitgeteilt haben, die Gemeinde Inzlingen jährlich rund 250 000 Franken kosten. Zu viel. Das ist für uns unter den jetzigen Gegebenheiten nicht zu stemmen. Unsere Hoffnung ruht daher auf Verlängerungen der Bedienzeiten und Taktverdichtungen auf der Linie 3, die von Lörrach nach Inzlingen und weiter nach Riehen fährt, wozu wir momentan in Gesprächen mit dem Landkreis und der Stadt sind.

Betrachten wir das Thema „Bauen“. Bis auf das kleine Wohngebiet im Seidenhof und neu in der Neumatt ist Inzlingen unter Ihrer Regie nicht gewachsen.

Aber auch nicht geschrumpft, wie es lange der Fall war. Die Einwohnerzahl hat sich stabilisiert und steigt seit zehn Jahren wieder an. Rat und Verwaltung sind sich einig, dass für Inzlingen ein maßvolles Wachstum das Beste ist.

Aber Sie brauchen doch mehr Einwohner. Die Finanzsituation Inzlingens ist nicht gut, die Pro-Kopf-Verschuldung ist hoch, Gewerbesteuer fließt nur spärlich. Haupteinnahmequelle sind die Einkommensteueranteile.

Und genau deshalb wollen wir eine attraktive Gemeinde sein. Wir haben zum Beispiel seit über zehn Jahren eine Ganztagsbetreuung für Kinder vom ersten bis zum zehnten Lebensjahr. Darüber hinaus braucht es Lösungen für die noch vorhandenen Baugebiete im Hinblick auf den Wohnungsbau, das Gewerbe und den Handel, die Feuerwehr und den Werkhof und die vorhandene Infrastruktur und eine Stärkung der Gemeindefinanzen.

Sie haben sich frühzeitig zu ihrer dritten Kandidatur bekannt. Wird es im Jahr 2033 eine vierte geben?

In wenigen Tagen werde ich 58 Jahre alt. Meine dritte Amtszeit endet, im Falle meiner Wahl, wenn ich 66 bin. Dann bin ich 24 Jahre lang Bürgermeister gewesen und mache gerne Platz für jemand Jüngeren.

Zur Person und zur Wahl

Zur Person:
Marco Muchenberger ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder (15 und 19). Der Diplom-Verwaltungswirt (FH) stammt gebürtig aus Inzlingen. Vor seiner Wahl zum Bürgermeister 2009 war er in verschiedenen Stabsstellen und als Fachbereichsleiter bei der Stadt Lörrach tätig.

Zur Wahl:
Wahltermin ist Sonntag, 27. Juli. Das Wahllokal in der Erstelhalle ist von 8 bis 18 Uhr geöffnet.