Die AfD-Co-Vorsitzende Frauke Petry sucht augenscheinlich die öffentliche Auseinandersetzung mit ... Foto: dpa-Zentralbild

Die Co-Vorsitzende der AfD Frauke Petry hat einiges auszusetzen an Parteichef Bernd Lucke. Für ihre Kritik sucht sie die öffentliche Bühne. Es ist der nächste Höhepunkt im internen Streit der AfD.

Berlin - Vier Wochen vor dem AfD-Bundesparteitag schießt sich die Co-Vorsitzende Frauke Petry auf Parteichef Bernd Lucke ein. Sie wirft ihm im parteiinternen Richtungsstreit einen schlechten Führungsstil vor. „Die entscheidende Frage ist, ob in den Streitfragen ein Kompromiss möglich ist. Dazu müssen aber beide Seiten bereit sein, von ihren Positionen teilweise abzurücken. Das fällt Bernd Lucke häufig schwer“, sagte Petry dem „Handelsblatt“ (Freitag). „Für ihn bedeutet Kompromiss, wenn er seine Position durchsetzt und der andere nachgibt.“ Diese Haltung habe die Partei in den vergangenen Monaten nicht stärker, sondern schwächer gemacht.

Petry - die zum rechten Flügel der Partei gehört und anfangs in Luckes Schatten stand - sucht augenscheinlich die öffentliche Auseinandersetzung mit dem 52-Jährigen. In der Partei schwelt seit Monaten ein Streit zwischen dem radikalen und dem liberalen Lager. Lucke hält einen Bruch zwischen beiden Kräften für unausweichlich.

Der zweite Co-Vorsitzende Konrad Adam hatte vor kurzem erklärt, Lucke wolle die AfD verlassen und eine neue Partei gründen. Öffentlich kommentieren wollte Lucke das nicht. In einer E-Mail, die an alle Mitglieder der AfD ging, schrieb er: „An diesem Gerücht ist lediglich wahr, dass ich mir große Sorgen um die AfD mache.“ Antikapitalistische, deutsch-nationale, antiislamische und zuwanderungsfeindliche Kräfte hätten dem Ansehen der AfD zuletzt stark geschadet, schrieb Lucke weiter.

Petry sieht die Schuld an der Krise bei Lucke

Petry sieht die Schuld an der Krise hingegen bei Lucke: Seit Februar 2013 habe es gerade mal zwei politische Strategiegespräche in der AfD-Führung gegeben, sagte die 39-Jährige der „Welt“ (Samstag). „Und selbst dazu musste Bernd Lucke genötigt werden.“ Er habe noch nicht verstanden, dass es zum Wesen der Parteiarbeit gehöre, die verschiedenen Strömungen zu integrieren. „Hier wird er noch an sich arbeiten müssen“, sagte sie.

Am 13. Juni wählt die Alternative für Deutschland auf einem Parteitag einen neuen Bundesvorstand. Lucke hat gute Chancen, alleiniger Vorsitzender zu werden. Bisher stehen Petry und Konrad Adam noch gleichberechtigt mit ihm an der Spitze der Partei.

In der „Bild“-Zeitung (Freitag) forderte Petry Lucke auf, Klarheit über seine Pläne zu schaffen. „Je länger der Schwebezustand andauert, umso schlimmer ist es für die, die gehen - und auch für die, die zurückbleiben.“ Sie sei zu einer weiteren Zusammenarbeit mit ihm bereit. Gleichzeitig warnte sie Lucke aber davor, seinen Einfluss in der Partei zu überschätzen. „Wer den AfD-Bundesvorstand verlässt, entscheiden im Juni die Delegierten des Parteitags in Kassel und nicht Bernd Lucke.“ Die AfD lasse sich nicht erpressen, betonte sie. „Ich kann Bernd Lucke nur davor warnen, die ganze Partei in Geiselhaft nehmen zu wollen.“