Das „Balinger Danzensemble“ zeigt sich auf der Bühne bei der Gartenschau. Foto: Ungureanu

Das Volkstanzfestival 2023 hat auf der Gartenschau in Balingen stattgefunden. Es gibt ein neues Logo und einen neuen Namen – aber die alten Freunde sind geblieben.

„Volkstanz“, sagte Manfred Stingel, als er im eleganten Kirchenrock die Veranstaltung auf der Hauptbühne bei der Stadthalle eröffnete, „ist weit mehr als nur Hüpfen im Kreis.“ In der Tat: Bei herrlichem Pfingstwetter haben die Gastgeber von der Volkstanzgruppe Frommern und ihre Gäste aus Galizien, Litauen und Kroatien die Besucher der Gartenschau zwei Tage lang unterhalten – auf der Hauptbühne bei der Stadthalle und auf der Albvereis-Bühne neben dem Jugendhaus.

Junges „Danzensemble“

Seit 1987 gibt es das Balinger Volkstanzfestival. In die Jahre gekommen ist es nicht: Mit neuem Logo ist„Balingen International“ in diesem Jahr gestartet, mit jungem Ensemble und neuem Namen. Denn die, die früher die „Dürrwanger Tanzfreunde“ waren, seien, wie Stingel schmunzelnd bemerkte, „in die Jahre gekommen, da passt die Jacke nicht mehr über den Bauch“.

In bekannt launiger Weise eröffnet Manfred Stingel das Festival. Foto: Ungureanu

Das „Balinger Danzensemble“ sei jung – und nebenbei gesagt auch ein positives Ergebnis des Corona-Lockdowns. Die Älteren, die seinerzeit das Vereinshaus in Dürrwangen umgebaut hatten, waren ebenfalls da – und mit den Jungen und etlichen Neuen bei der „Schwäbischen Française“ mit dabei. Launig leitete Stingel zum Auftritt des Ensembles TradiSon aus Galizien über: Die Schwabenkultur, zitierte er aus alten Quellen, sei von den „schwäbischen Einwanderern“ geprägt worden. Die Galizier „trinken Moscht und fahren unmöglich Auto“, seien demnach „waschechte Schwoba“. Und die Jugendgruppe von „alten Freunden“ – dem Ensemble Xistra de Coruxo, mit dem seit vielen Jahren ein Austausch stattfindet. Musik mit Pfeife und Dudelsack, Rhythmen, die zum Mitklatschen und Mitwippen einluden, ein Tanzpaar, das das Gehörte unterstrich – und die Ankündigung, dass die Balinger im Sommer zu einem großen Festival nach Nordspanien eingeladen seien.

Archaische Instrumente, Musik, die in die Beine geht: TradiSon aus Galizien. Foto: Ungureanu

„Mir ist wohl, mir ist wohl, mir ist alleweil so wohl“ und „Lustig ist die Schäferei“, sang und tanzte das „Danzensemble“, und es gab Schäferromantik und alte Weisen zum Träumen. 1986 gegründet, zeigte sich das Ensemble Salduve aus Nordlitauen nicht mehr ganz so taufrisch wie die Dürrwanger und die Galizier – aber nicht minder stimmgewaltig und tanzbesessen. Und das traf auch für das Ensemble Kud Ostrc aus Kroatien zu, das den Auftritt mit einer urigen Einlage und archaischen Gesängen eröffnete. Ebenfalls alte Freunde der Volkstänzer. Zu einem besonderen Anlass, meinte Stingel, lade man eben nur die besten Freunde ein. Die „Française“, einst ein bekannter Tanz, lange Zeit in Vergessenheit geraten, jetzt wiederbelebt – die Balinger führten ihn auf. Und es zeigte sich, dass auch die große Bühne für 18 Paare – ein Teil des Ensembles – zu klein war. Der Tanz gehöre in einen Ballsaal, sagte Stingel, oder eben in eine Allee mit Bäumen – wie die bei der Albvereins-Bühne. Dort wird der historische Paar- und Reihentanz jetzt jeden Sonntag ab 15 Uhr aufgeführt. Und in zwei Wochen innerhalb der Kulturtage des Schwäbischen Albvereins mit Ansagen, die nicht vom Band kommen, sondern direkt von Manfred Stingel: „Komplimente!“, „Platzwechsel!“, „Zur Mitte und zurück!“

Das Tanzfestival stößt auf großes Interesse. Foto: Ungureanu

Viele waren da und klatschten Beifall – die Volkstänzer, ihre Gäste, dazu zahlreiche Besucher der Balinger Gartenschau. Quasi als „Privatmann“ auch der Präsident des Schwäbischen Albvereins, Hans-Ulrich Rauchfuß.