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Seit 47 Jahren kämpft James Bond auf der Kinoleinwand gegen gewaltbereite Russen und skrupellose Geschäftsmänner. Jetzt untersuchen Wissenschaftler aus der ganzen Welt das Leben des Geheimagenten.

Saarbrücken - Seit 47 Jahren kämpft James Bond auf der Kinoleinwand gegen gewaltbereite Russen, machthungrige Millionäre und skrupellose Geschäftsmänner. Jetzt untersuchen Wissenschaftler aus der ganzen Welt das Leben des Geheimagenten.

Er ist der berühmteste Spion der Welt: Seit 1962 hatte James Bond in 22 Kinofilmen die Lizenz zum Töten. Und die Faszination scheint ungebrochen. Auch die Wissenschaft interessiert sich für das Wirken des Agenten des britischen Geheimdienstes MI6. Morgen startet in Saarbrücken ein internationaler James-Bond-Kongress. Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, den USA und den Niederlanden gehen drei Tage lang Fragen nach wie: Ist James Bond ein Serienkiller? Wie schafft er es, immer zu überleben? Und wie hat Bond sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verändert?

"Mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung hat schon einmal einen Bond-Film gesehen", sagt Joachim Frenk, Professor für Britische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. "Bond ist die langlebigste globale Kultfigur, die es gibt." Die Forscher nehmen aber nicht nur die Filme, sondern auch die Romane von Bond-Erfinder Ian Fleming sowie die Werbemaschinerie rund um das Phänomen Bond unter die Lupe.

Früher sei Bond ein unverwundbarer Held gewesen. Heute hingegen sei er viel emotionaler und mache auch Fehler.

Seit mehr als 20 Jahren gilt der Spion ihrer Majestät als beliebter Forschungsgegenstand. Denn die Bond-Filme sind nicht nur erfundene Geschichten, sondern auch ein Kommentar zur Welt, in der wir leben, wie Frenk sagt: "Bond repräsentiert die Nachkriegsgeschichte der westlichen Kulturen. In den Filmen geht es um die Machtinteressen in der realen Welt."

Christoph Lindner von der Universität Amsterdam erklärt: "Manche Dinge bleiben bei Bond immer gleich: die Autos, die schönen Frauen, der Martini. Aber Bond erfindet sich auch immer neu." Früher sei Bond ein unverwundbarer Held gewesen. Heute hingegen sei er viel emotionaler und mache auch Fehler.

Wie Bonds Wandlung mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zusammenhängt, darüber hat Tobias Hochscherf geforscht. "Früher zeigten die Bond-Filme: Egal was passiert, man kann immer noch ein Gentleman sein", erklärt der Filmwissenschaftler von der Northumbria University im englischen Newcastle. "In den neueren Filmen ist das nicht mehr so.

Die Bedrohung wird so akut, dass man die Regeln brechen muss. Fair Play kommt in den neueren Bond-Filmen kaum noch vor." Vielmehr spiegele Bond die aktuelle politische und soziale Lage wider. In den neuen Filmen mit Daniel Craig gehe es um Verhörmethoden, Terrorabwehr und knapper werdende Ressourcen. "Der Bond von Roger Moore lebte eher in einer Fantasiewelt. Heute sind die Filme viel realistischer."

Anthony Metivier vom Fachbereich Kunstgeschichte an der Saar-Uni geht sogar noch einen Schritt weiter und fragt: Ist Bond ein Serienkiller? "Der neue Bond verhält sich häufig irrational und brutal. Viele Leute können sich nicht mehr so gut mit ihm identifizieren." Selbst die Klischees in den Filmen hätten sich verändert: "In den alten Filmen ließen sie den Zuschauer eher schmunzeln. In den neuen Filmen scheinen die Vergeltungstaktiken der Bush-Ära durch. Die Klischees geben dem Zuschauer ein Gefühl von Unbehagen", sagt der Wissenschaftler.