Rektor der Universität Freiburg und Präsident von Eucor: Hans-Jochen Schiewer. Foto: StN

Fünf Universitäten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz wollen gemeinsam international attraktiver werden.

Fünf Universitäten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz wollen gemeinsam international attraktiver werden.

Stuttgart/Freiburg - Die USA haben ihre weltweit anerkannten Elitehochschulen an der Ost- und an der Westküste, auch in Großbritannien haben einige Universitäten internationale Strahlkraft. Ein solches Leuchtturmprojekt soll nun auch am Oberrhein entstehen. Das haben sich die Universitäten Freiburg, Straßburg, Mulhouse/Colmar, Basel und das Karlsruher Institut für Technologie vorgenommen. Sie wollen einen „European Campus“ schaffen, einen Hochschulverbund, der es mit Konkurrenten wie Harvard, Berkeley und Stanford in den USA oder Cambridge und Oxford in England aufnehmen kann.

Die fünf Hochschulen böten schon heute mit etwa 11 000 Wissenschaftlern, 10 000 Doktoranden und mehr als 100 000 Studenten sowie einem Gesamtetat von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ein riesiges Forschungs- und Innovationszentrum, sagte Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg. Er ist derzeit auch Präsident von Eucor, der Europäischen Konföderation der Oberrheinischen Universitäten, zu der sich die fünf Universitäten vor 25 Jahren zusammengeschlossen haben. Als sie vor einem Jahr Bilanz zogen, seien sie zum Ergebnis gekommen: „Entweder wir geben auf, oder wir starten mit neuen Zielen“, so Schiewer.

Neben den Universitäten gibt es in der Region weitere 130 wissenschaftliche Einrichtungen. Diese sollen nach dem Willen der Initiatoren mehr einbezogen werden. „Damit wird der Oberrhein zu einem herausragenden europäischen Forschungsraum mit internationaler Ausstrahlung und zum Magneten für die weltweit besten Studierenden sowie jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, ist Schiewer überzeugt.

Auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer unterstützt die Initiative. Das Dreiländereck sei bestens geeignet, einen Wissenschafts- und Forschungsraum mit internationaler Ausstrahlung zu schaffen, sagte die Grünen-Politikerin. Nach der jüngsten Volksabstimmung in der Schweiz zur Einwanderungspolitik sei das auch ein wichtiges Signal, dass man die Brücken in die weltoffene Schweiz stärken wolle. Bei der Vorstellung im Kabinett sei das Vorhaben auf „überaus positive Resonanz“ gestoßen.

An den fünf Hochschulen sollen gemeinsame Professuren, Forschungsgruppen, Studienabschlüsse entstehen, langfristig auch eine Forschungseinrichtung, die von der Europäischen Union finanziert wird. Auch die Studenten sollen von dem Projekt profitieren. Noch mehr von ihnen sollen grenzüberschreitend studieren. Dazu soll auch das Pendeln zwischen den verschiedenen Studienorten erleichtert werden.

Die Partneruniversitäten sollen weiterhin ihre Autonomie wahren, wollen künftig aber gemeinsam in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und in Europa als Antragsteller auftreten. Bisher unterstützen die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder der Schweizer und der Französische Nationalfonds nur Projekte in ihren eigenen Ländern, künftig könnte das von ihnen bereitgestellte Geld auf alle beteiligten Wissenschaftler verteilt werden, sagt Schiewer.

Zur Anschubförderung des European Campus stehen rund 715 000 Euro bis 2015 bereit, Damit soll unter anderem eine Projektkoordination mit Sitz in Straßburg eingerichtet werden. Zunächst soll ein Gutachten klären, welche Rechtsform für den Verbund am besten geeignet ist. Der Vorstand von Eucor wird vergrößert, dessen Amtszeit von einem auf drei Jahre verlängert. Damit soll sichergestellt werden, dass Projekte längerfristig laufen und bei Personalwechsel nicht einschlafen. Weitere Zuschüsse erhofft sich Schiewer aus dem nächsten Regionalprogramm der Europäischen Union, das 2015 startet. Das Projekt ist zunächst auf zehn Jahre angelegt. „Wenn wir es bis dahin nicht schaffen, ist Schluss“, sagt Schiewer.