Das Bundeskriminalamt ist die nationale Zentralstelle Deutschlands von Interpol. (Symbolbild) Foto: dpa/Patrick Seeger

Die Internationale kriminalpolizeiliche Organisation (IKPO) ist für spektakuläre Fahndungen nach international gesuchten Verbrechern bekannt. Doch was ist Interpol und arbeitet diese Organisation?

Stuttgart - Wenn von internationaler Kriminalität die Rede ist, fällt oft auch der Begriff Interpol. Dieser Artikel beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die internationalen Ordnungshüter.

Seit wann gibt es Interpol?

Die Geschichte von Interpol reicht weit zurück in die Vergangenheit: Historisch berichtet die Polizei Wien von einem ersten Treffen 1914. Aus Monaco wurde zum internationalen kriminalpolizeilichen Kongress eingeladen. Auch damals war schon eine Delegation aus Deutschland dabei. Dann kam der Erste Weltkrieg. Das zweite Treffen wurde dann zum offiziellen Gründungsjahr.

1923 lud der Wiener Polizeipräsident hochrangige Delegierte aus aller Welt ein. Damals dabei: Ägypten, Dänemark, Deutschland, Fiume, Frankreich, Griechenland, Holland, Italien, Japan, Jugoslawien, Lettland, Polen, Rumänien, Schweden, der Schweiz, Tschechoslowakei, Türkei, Ungarn und die USA. Durch den Zweiten Weltkrieg kam die Tätigkeit zum Erliegen. Im Juni 1946 wurde diese wieder aufgenommen. Seit damals gibt es die Kurzbezeichnung „Interpol“.

Welche Schwerpunkte hat die Organisation?

Die Schwerpunkte des Vereins sind zwischenstaatliche Amtshilfe der Sicherheitsbehörden und die Bekämpfung der internationalen Kriminalität. So wirkt Interpol maßgeblich mit, wenn Verbrecher ausgeliefert oder ausgewiesen werden. Interpol vernetzt die Polizeibehörden verschiedener Länder und sorgt so für eine internationale „Verkehrssprache“ der Ordnungshüter.

Zwei Prinzipien von damals sind auch heute noch gültig: Die Mitarbeiter von Interpol handeln unter Vorbehalt des nationalen Rechts. Außerdem beschränken sie sich bei ihrer Zusammenarbeit auf Delikte des Strafrechts.

Wie ist Interpol aufgestellt?

Seit 1989 befindet sich der Sitz des Interpol-Generalsekretariats in Lyon. Ein globaler Komplex für Innovation steht in Singapur. Auch in New York gibt es ein Interpol-Verbindungsbüro. Der Deutsche Jürgen Stock ist Generalsekretär. Aktuell hat Interpol 194 Mitgliedsstaaten. Über diese Mitglieder bildet Interpol die Schnittstelle der Kriminalbehörden der einzelnen Ländern. Es wird der Polizei im Mitgliedsstaat bei der Zusammenarbeit geholfen, um internationale Verbrechen aufzuklären und zu verhindern. Die Haupttätigkeitsfelder sind Datenbanken (für Recherchezwecke), Analysen und Fahndungsausschreibungen („Notices“). Letztere erfolgen über ein Informations- und Kommunikationssystem („I-24/7“). In jedem Land gibt es ein nationales Zentralbüro. In Deutschland ist dies das Bundeskriminalamt (BKA) unter der Adresse „Interpol Wiesbaden“.

Wer arbeitet für den Verein?

Bei Interpol arbeiten ungefähr 1000 Mitarbeiter aus über 100 Ländern. Dabei gibt es vier offizielle Sprachen mit denen die Angestellten kommunizieren: Englisch, Französisch, Spanisch und Arabisch. Den Großteil machen Zivilisten aus, die direkt bei der Organisation angestellt sind. Nur ein Viertel der Angestellten sind Polizeibeamte. Zu Interpol kommt man beispielsweise als abgesandter Kriminalpolizist. Solch eine Versetzung ist meist auf Zeit. Nötig ist dafür ein dreijähriger Bachelorstudiengang beim BKA. Über einen zweijährigen Masterstudiengang kann man für den höheren Kriminaldienst zugelassen werden.

Was ist der Nutzen dieser Zusammenarbeit?

Interpol selbst hat keine eigenen exekutiven Befugnisse, sondern stellt Daten zur Verfügung. Auf deren Grundlage können dann die nationalen Polizeibehörden tätig werden. Wenn jemand ein Verbrechen in einem Mitgliedsland begeht und die national zuständige Kriminalpolizei spürt diesen im anderen Mitgliedsland auf, dann kommt Interpol ins Spiel. Die Kriminalpolizei kann sich dann an Interpol wenden, um die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Landespolizeistellen zu ermöglichen. Wie oben genannt, werden weltweite Fahndungen nach Personen und Gegenständen über Interpol gesteuert.

Interessant: Diese Fahndungen stellen in Deutschland keine Rechtsgrundlage für Exekutivmaßnahmen dar. Jede Fahndung wird im BKA geprüft. Dann wird entschieden, ob diese mit deutschem Recht vereinbar ist und ob in Deutschland Exekutivmaßnahmen durchgeführt werden können. Laut der Süddeutschen gab es 2017 weltweit etwa 50.000 Namen auf der Fahndungsliste. Die Priorität der größten Polizeiorganisation der Welt liegt aktuell auf der internationalen Kriminalität, dem Terrorismus und der Cyberkriminalität.

Welche Erfolge hat Interpol vorzuweisen?

Der bekannte Drogenboss „El Chapo“ wurde 2019 verurteilt. Er sitzt in einem US-Gefängnis seine lebenslange Haft plus 30 Jahre ab. Der kaltblütige ehemalige oberste Chef des Sinaloa-Kartells war einer der meist gesuchten Drogenbosse in Mexiko und den USA. Sein Lebenswerk zeigt sich auch in der zusätzlichen Schadensersatz-Forderung von über elf Milliarden Euro. Auch Interpol veröffentlichte eine Rote Notiz. Das bedeutet das „Ersuchen um Festnahme oder vorläufige Festnahme mit dem Ziel der Auslieferung“. Insgesamt werden acht Arten von „Notices“ aufgelistet.

Noch vor den Anschlägen am 11. September 2001 war den Mitarbeitern von Interpol schon der Name Osama Bin Laden ein Begriff. Am 15. April 1998 bestätigte Interpol offiziell den ersten Haftbefehl gegen Bin Laden. Er wurde des Mordes an zwei Beamten des Bundesnachrichtendienstes verdächtigt. Am 2. Mai 2011 wurde Bin Laden bei der unter US-Präsident Obama befohlenen Erstürmung seines Anwesens in Pakistan erschossen. Hierzu passt die Ausschreibung zur Fahndung namens „Interpol-Sonderausschreibung der Vereinten Nationen“ – für alle, die Ziel der UN-Sanktionen gegen al-Qaida oder die Taliban sind.