Die Fairtrade-Gruppe verkauft auf dem Altensteiger Wochenmarkt fair gehandelte Waren. Foto: Köncke

Ein Vortrag über die Ausbeutung von Kindern, ein Film über das Leben auf einer Elektro-Müllhalde und das Internationale Straßenfest – die Interkulturelle Woche in Altensteig hat Eindrücke hinterlassen.

Ein Vortrag über die Ausbeutung von Kindern, Erzählungen über menschen(un)würdige Arbeitsbedingungen, ein Film über das Leben auf einer Elektro-Müllhalde und die Beteiligung am Internationalen Fest im Stadtgarten – die Interkulturelle Woche in Altensteig hat Eindrücke hinterlassen.

Altensteig. Veranstalter waren der Internationale Arbeitskreis Altensteig (Inka), das örtliche Fairtrade-Team und die Stadt. Zwei Tage hielt sich Buchautor Benjamin Pütter in Altensteig auf. Vor 30 Zuhörern hat er unter der Überschrift "Kleine Hände – großer Profit" einen Vortrag über die nach wie vor weltweit verbreitete Kinderarbeit gehalten und darüber, wie mühsam es sei, gegen wirtschaftliche und egoistische Strukturen anzukämpfen. Tags daruaf schilderte er seine Erlebnisse vor zwei Klassen des Altensteiger Christophorus-Gymnasiums.

Eine Enttäuschung war für Angelika Borrmann – sie hat vor 28 Jahren eine Ortsgruppe gegründet, die einmal im Monat auf dem Altensteiger Wochenmarkt fair gehandelte Waren aus afrikanischen, asiatischen und mittelamerikanischen Ländern anbietet – die Resonanz auf die Einladung zum Erzählcafè im Alten Rathaus. Man habe nicht nur mehr Teilnehmer erwartet, sondern auch, dass Migranten von ihren Erfahrungen und eventuellen Problemen am Arbeitsplatz berichten. Vorbeigeschaut habe lediglich eine Familie, die wegen geringer Deutschkenntnisse nach wenigen Minuten gegangen sei.

"Vielleicht sollten wir das nächste mal ein eher praxisorientiertes Angebot machen", denkt die Hauptorganisatorin über Alternativen nach. Beim Internationalen Straßenfest war das Fairtrade-Team im Stadtgarten vertreten, hat an seinem Stand Kaffee und Kuchen verkauft und einen Gewinn von rund 400 Euro erwirtschaftet. Ein Teil des Erlöses will man an Rita Mocker überweisen, die seit vielen Jahren in Peru ein Hilfsprojekt betreut.

"Welcome to Sodom"lässt aufgewühlteZuschauer zurück

"Das hat mich richtig deprimiert", schildert Borrmann ihre Empfindung nach der Aufführung des Dokumentarfilms "Welcome to Sodom". 6000 Menschen leben, wohnen und arbeiten auf einer der größten Elektro-Müllhalden der Welt in der Nähe von Accra (Ghana). In Bild- und Tonaufnahmen (mit deutschen Untertiteln) seien unwürdige Lebensbedingungen vor Augen geführt worden. Alle 20 Zuschauer seien nachher aufgewühlt und schockiert gewesen und in der anschließenden Diskussion seien Forderungen nach der Verantwortung der Regierung laut geworden und die Frustration über ein Land, in dem Korruption, eigene Interessen und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal von Menschen vorherrschen.

Beim Rückblick auf die Interkulturelle Woche würde sich Angelika Borrmann wünschen, dass sich in Zukunft mehr Menschen in Altensteig und Umgebung für die Themen interessieren und Anteil nehmen. Und es bedrückt sie, "dass die Welt immer noch so ist, wie sie ist und das himmelschreiende Unrecht nicht weniger wird". Um daran immer wieder zu erinnern, werde es auch im nächsten Jahr eine Interkulturelle Woche in Altensteig geben. Gefreut habe sie sich, dass die Inhaberin des Altensteiger Haushaltswarengeschäft Bühler in ihrem Laden einen Verkaufsstand aufgestellt hat, wo nun fair gehandelter Kaffee, Tee, Schokolade und andere Produkte angeboten werden.