Der Integrationsgipfel kam im Berliner Bundeskanzleramt zusammen. Foto: dpa

Bewerber mit einem ausländischen Nachnamen werden seltener zum Gespräch eingeladen, troztdem hält Kanzlerin Merkel nichts von anonymen Bewerbungen. Im Vorfeld des siebten Integrationsgipfels haben Verbände aber genau diese gefordert.

Berlin - Unmittelbar vor dem Integrationsgipfel im Kanzleramt haben mehrere Verbände anonyme Bewerbungsverfahren gefordert. Diese seien "ein ganz wichtiges Instrument für Chancengleichheit im Bewerbungsprozess", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Kein Arbeitgeber könne es sich leisten, in Zeiten des Fachkräftemangels Bewerbende auszuschließen. Auch die Türkische Gemeinde sprach sich für das Verfahren aus.

Probleme auf dem Ausbildungsmarkt für Migranten stehen im Mittelpunkt des siebten Integrationsgipfels mit Vertretern von Ministerien, Unternehmen, Gewerkschaften und Migranten-Organisationen im Kanzleramt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in ihrer Video-Botschaft am Wochenende Diskriminierungen von Einwanderern durch Firmen beklagt. Dass Menschen mit ausländischen Namen beispielsweise viel seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden, sei "leider richtig", sagte Merkel. Von anonymen Bewerbungen hält die CDU-Chefin jedoch nichts.

Noch immer werde zu viel Potenzial verschenkt, mahnte Merkel. Es müssten aber auch gute Deutsch-Kenntnisse selbstverständlich sein. "Ein gewisses Eigenengagement muss schon da sein, anders wird das nichts." Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz sprach ebenfalls von einer "Vergeudung von Potenzial". Eine Migrantenquote für Ausbildungsplätze in Unternehmen lehnt die SPD-Politikerin aber ab: "Bei der Frauenquote haben wir gemerkt, dass es nicht anders geht. Wir müssen es jetzt mal anders versuchen", forderte sie am Montag im RBB-Inforadio.

DIHK-Präsident: Wir brauchen Sprachkurse

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, betonte die Wichtigkeit von Zuwanderung für die deutsche Wirtschaft: "Wir brauchen Sprachkurse. Es ist Voraussetzung, dass man fließend deutsch spricht. Und das Zweite ist: Wir brauchen einen Stopp der Abschiebung für junge Menschen, die in der Ausbildung sind", sagte er im Fernsehsender n-tv.

Bei Bildung, Ausbildung und Zugang zum Arbeitsmarkt sind Ausländer im Vergleich zu Deutschen noch deutlich im Hintertreffen. So bleiben 30,5 Prozent der ausländischen jungen Menschen ohne Berufsabschluss - dreimal so viele wie junge Deutsche. Jeder fünfte Deutsche hat eine Zuwanderungsgeschichte - das sind etwa 16 Millionen Bürger. Die größten Gruppen sind Menschen türkischer und polnischer Herkunft.

Beim Integrationsgipfel sind für die Regierung unter anderen Özoguz, Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) dabei. Ergebnisse, wie die Lage junger Menschen aus Zuwandererfamilien verbessert werden kann, will Merkel am Nachmittag vorstellen. Kritiker der Veranstaltung beklagen, diese liefere zu wenig konkrete Ergebnisse und habe nur Symbolcharakter.