Ryyan Alshebl lebt und arbeitet gerne in Althengstett. Foto: Tröger

Ryyan Alshebl schließt Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten mit Note 1,5 ab. Kompliment an Bevölkerung.

Althengstett - Ryyan Alshebl kam 2015 aus Syrien über die Türkei und Griechenland als Flüchtling nach Deutschland. Im September 2017 begann er seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Gemeinde Althengstett, die er jetzt mit einem Notenschnitt von 1,5 abgeschlossen hat.

Der heute fast 27-Jährige hatte in seiner syrischen Heimat ein Studium begonnen, das er wegen des Krieges nicht beenden konnte. Als er zum Militärdienst eingezogen werden sollte, flüchtete er mit drei Freunden mit dem Ziel, nach Deutschland zu kommen. Im Raum Karlsruhe lebte damals schon sein älterer Bruder, den er oft besucht.

27-Jähriger hat hohe Ansprüche an sich selbst

"Mir war sehr wichtig, schnell die Sprache zu lernen", erzählt Alshebl, und auch, dass er immer noch nicht fertig damit ist. Das macht seinen hohen Anspruch an sich selbst deutlich. Unterhält man sich länger mit dem jungen Mann, kommt man stellenweise richtig ins Philosophieren. Ob er auch schon das Schwäbische verinnerlicht hat? Er lacht, "sprechen nicht, aber verstehen tue ich ganz viel".

Alshebl wohnt jetzt in Althengstett, ist vor Kurzem im Ort umgezogen und fühlt sich hier richtig wohl. Für ihn war entscheidend, wie unkompliziert er hier aufgenommen wurde. Die Althengstetter seien sehr offen und hätten nicht nur ihn, sondern auch die anderen Migranten, die in den vergangenen Jahren ins Gäu gekommen sind, freundlich aufgenommen. "Althengstett ist zwar ein Dorf, aber von seiner Vielfalt her wie ein kleines Städtchen."

Leidenschaft für Thema Recht und Gesetz

Der junge Mann hat sich schon früh einen Beruf gewünscht, in dem er der Öffentlichkeit dienen kann. "Ich habe eine besondere Leidenschaft für das Thema Recht und Gesetz und mein Interesse war, in der Ausbildung hier einen breiten Einblick in diese Thematik zu bekommen." So hat er einige Abteilungen durchlaufen. Nachdem das Familienzentrum als vierte Fachabteilung in die Verwaltung eingegliedert wurde, lag in seiner Ausbildung zuletzt der Schwerpunkt auf Aufgaben im Kita-Bereich, bei den Gebühren und dem Zahlungsverkehr für die Kleinkindbetreuung bis hin zum Ganztagesangebot und damit verbunden, vermehrt der Kontakt zu Eltern. Alshebl ist auch Mitglied im Organisationskomitee des Zukunftsdialogs, der vor Kurzem in der Gemeinde gestartet wurde.

"Jeder, der in einer Situation ist wie ich, überlegt schon: Wie will ich meine Zukunft gestalten, gibt es eine Rückkehr ins Heimatland?" Diese Frage verneint er, es gäbe dort für ihn keine wirkliche Perspektive, obwohl es natürlich auch schmerzt, die Eltern und den jüngeren Bruder dort in unsicheren Verhältnissen zu wissen. Er ist stolz auf sich, unter seinen persönlichen Umständen die Ausbildung und den Abschluss gemacht zu haben.

Befragt nach seinen weiteren Plänen erzählt er, dass er vom Land Baden-Württemberg ein Angebot für ein Stipendium im Rahmen der Begabten-Förderung bekommen habe. "Das wäre schon ein Highlight der nächsten vier, fünf Jahre", so Alshebl, denn das wäre der Schritt in den gehobenen Verwaltungsdienst, zum Verwaltungsfachwirt, vergleichbar dem Meistertitel im Handwerk.

Auf der anderen Seite möchte er jetzt aber auch erstmal Geld verdienen und sich weiter seine Existenz aufbauen. Auch die Unterstützung der Eltern gehört dazu. "Nach drei Jahren kann ich sagen, ich habe den richtigen Beruf gewählt." Und er ist dankbar dafür, dass er nach der Ausbildung übernommen wurde.

In seiner Freizeit trainiert er immer noch, nicht regelmäßig, aber immer gern bei den Tischtennisfreunden in Ottenbronn und geht viel joggen. Auch das Thema Auto gehört weiter zu seinen Interessengebieten, aber nur als Hobby, wie er sagt. Dieses Metier wollte er nicht zum Beruf machen, das hat er in einem Praktikum vor seiner Verwaltungsausbildung für sich herausgefunden. Mit der E-Mobilität beschäftigt er sich wie auch mit dem weiten Feld der Digitalisierung. Diese in Verbindung mit dem Klimaschutz nehmen breiten Raum in seiner Freizeit ein und werden auch in seiner Tätigkeit künftig hohe Priorität haben.

Kindertagesstätten sollen vernetzt werden

"Wir stehen vor einem Zentralisierungsprozess bezüglich des Familienzentrums", erzählt er, alle Kitas sollen so vernetzt werden, dass die Mitarbeiterinnen jederzeit Zugriff auf alle relevanten Unterlagen und Informationen einrichtungsübergreifend haben. Damit soll viel Papier, viele Mails, viel Zeit und viel Energie künftig eingespart werden."

"Die Integration in Althengstett ist etwas Besonderes", macht er seiner neuen Heimatgemeinde zum Abschluss des Gesprächs ein Kompliment. Sie sei weltoffener und zugewandter als Kommunen in der Umgebung, die er in seiner ersten Zeit im Nordschwarzwald kennengelernt habe. "Ein Hauptmerkmal meiner Person ist auch die Weltoffenheit", erzählt er von seinem Elternhaus. Mutter und Vater haben studiert und ihm sowie seinen Brüdern diese Haltung vorgelebt. "Deshalb gibt es auch nicht so trennende kulturelle Unterschiede zwischen mir und den Menschen in Althengstett."