Das Wohnprojekt Seepark in Stuttgart hat dem Investor weitere Insolvenzen beschert.
Stuttgart - Sieben Wochen nach den ersten drei Insolvenzanträgen ist weiteren Firmen des Stuttgarter Investors Rudi Häussler das Geld ausgegangen. Weil sich die NordLB nach wie vor weigere, ihre Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, seien vier weitere Tochtergesellschaften zwangsläufig auch in die Insolvenz gerutscht, erklärte Häussler auf Anfrage unserer Zeitung. Das Amtsgericht Stuttgart bestätigt gar den Eingang von sieben Insolvenzanträgen am 11. November, namentlich betreffen diese die Häussler GmbH, die Finanzgruppe, die Grundbesitz GmbH & Co. KG, die Häussler Management Holding, die Management GmbH, die Verwaltungs GmbH und die Siebzehnte Bau + Boden Gesellschaft. Letztere beschäftigt sich laut Gericht mit dem Projekt Bad Berg - also Häusslers Plänen zu Wohnungen und einem Hotel neben dem Mineralbad Berg in Stuttgart. Offenbar fehlen dem Investor die Mittel, um den Anfang 2011 geplanten Bau in Angriff zu nehmen.
Weitere rund 30 Firmen des Häussler-Imperiums sind nach Aussage des Gründers und Chefs nicht von Zahlungsschwierigkeiten betroffen. Dazu gehören aber auch viele Gesellschaften, die einzelne Projekte betreuen. Die vier Häussler-Stammfirmen, die von der Bau-Planung über die Finanzierung und den Innenausbau bis zur Vermarktung sämtliche Leistungen eines Generalunternehmers anbieten, haben nunmehr alle Insolvenzantrag gestellt. Insgesamt hat die Häussler-Gruppe rund 70 Beschäftigte.
Entstanden ist die Krise nach Angaben Häusslers, weil sein Finanzpartner NordLB Verträge gebrochen hat. Dadurch konnte die Immobiliengruppe Handwerkerrechnungen für das 175 Millionen Euro teure Projekt Seepark am Probstsee in Stuttgart-Möhringen nicht mehr bezahlen, mindestens acht Millionen Euro sind bis heute offen. Neben der Projektgesellschaft Seepark meldete Häussler deshalb zunächst für seine Baumanagement-Tochter und für die Firmenholding Insolvenz an, an die die Handwerker ihre Rechnungen schicken. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt inzwischen wegen Verdachts auf Insolvenzverschleppung.
Der Firmenchef hofft nach wie vor, dass die NordLB ausstehende Mittel überweist und "damit der Spuk ein Ende findet"
Der 82-jährige Firmenchef befindet sich nach monatelanger Krankheit derzeit in der Reha, in einem Brief an Geschäftsfreunde warb er jüngst um Verständnis für die Firmensituation. Die Hauptschuld daran gibt Häussler dem Hauptgläubiger des Seepark-Projekts, der NordLB: Diese habe im Frühjahr 2010 eine Anpassung der Finanzierung verlangt, da von den ursprünglich geplanten 500 Mietwohnungen 320 zum Verkauf angeboten werden sollen. Ein von der Bank zugesagter und notariell beglaubigter Kredit sei jedoch "völlig überraschend und unvorhersehbar bis heute nicht erfüllt" worden, heißt es in dem Schreiben. Die NordLB wollte sich auf Anfrage nicht zur Kundenbeziehung mit Häussler äußern. Die Landesbank mit Sitz in Hannover hat ihre Auszahlungen offenbar gestoppt, weil Häussler Kredite teils nicht entsprechend der Verträge verwendet haben soll. Der Unternehmer bestreitet das vehement: "Zu keiner Zeit sind zweckgebundene Gelder der finanzierenden Bank auch nur mit einem Cent außerhalb des Gesamtprojektes Seepark geflossen", schreibt er. Und weiter: "Ich hoffe noch immer, dass die Bank ihr notarielles Zahlungsversprechen erfüllt und damit der Spuk ein Ende findet."
Glaubt man den mit den ersten drei Anträgen betrauten Insolvenzverwaltern, sind die Chancen dafür zuletzt eher gesunken als gestiegen. Der Ulmer Insolvenzexperte Michael Pluta, der sich um die Seepark-Gesellschaft kümmert, gab sich bei der Suche nach einem neuen Investor für das Wohnprojekt ursprünglich zwei Wochen Zeit. Sein Kollege Hendrik Hefermehl, der für die Häussler-Holding zuständig ist, sprach gar von einer Woche. Ohne Ergebnis vergangen sind bis heute sieben Wochen, die Interessenten für den Seepark seien in dieser Zeit aber "mehr geworden", sagt Pluta - darunter Schnäppchenjäger ebenso wie seriöse Anbieter. "Uns fehlen nur noch die definitiven Angebote." Hauptziel des Insolvenzverwalters ist derzeit, die Baustelle winterfest zu machen, vorher wird er nach eigenen Angaben kein Insolvenzverfahren eröffnen. Eine rasche Lösung, bei der ein Investor jetzt noch schnell Geld zuschießen könnte, hält er eher für riskant. Ob sich Pluta und Hefermehl auch um die weiteren sieben Insolvenzanträge kümmern, entscheidet das Amtsgericht in den nächsten Tagen.