Closed ist für hochwertige Jeansmode bekannt. Jetzt ist das Familienunternehmen im Insolvenzverfahren. Foto: Marcus Brandt/dpa

Die Insolvenz von Closed wirkt sich auf die Beschäftigten in Stuttgart und Metzingen aus. Deutschlandweit bangen 365 Beschäftigte um ihren Job. Was nun?

Die Modemarke Closed stand eigentlich für ein bisschen Glamour. So trug Sarah Jessica Parker die populären Jeans in „Sex and the City 2“. 15 Jahre ist das her, auf dem Modemarkt sind das Ewigkeiten und der Glanz von einst verblasst. In der vergangenen Woche meldete das Hamburger Unternehmen, das auch eine Filiale nah am Stuttgarter Schlossplatz unterhält, Insolvenz an – genauer: fünf Gesellschaften der Gruppe.

 

In Deutschland sind 19 Filialen und fünf Outlets, darunter eins in Metzingen, betroffen. Dazu kommen sieben Franchise-Stores, die das Closed-Konzept nutzen. Insgesamt bangen 365 Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze – auch weil Closed offensichtlich schon länger in den Schulden steckt. „Nachdem das Unternehmen nicht mehr in der Lage war, seine Verbindlichkeiten zu zahlen, hat das Bankenkonsortium nachvollziehbarerweise keine Verfügungen mehr zugelassen“, sagt der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht Stefan Denkhaus, unserer Zeitung.

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus will das Modeunternehmen Closed retten. Foto: BRL

Denkhaus kommt von der Hamburger Kanzlei BRL und wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er soll helfen, Closed in abgespeckter Form neu aufzustellen. Closed sei noch immer „eine hochwertige Modemarke mit hohem internationalem Bekanntheitsgrad.“ Er versuche nun, zeitnah einen Investor zu finden, der das Unternehmen übernimmt. Erste Gespräche mit möglichen Investoren haben bereits begonnen. „Ich bin optimistisch, dass wir den Geschäftsbetrieb bis Ende Oktober 2025 an einen Investor übergeben können.“

Doch was geschieht nun mit den Standorten und Beschäftigten in Stuttgart und Metzingen?

Hier sieht es schlecht aus. Die beiden Filialen werden Ende September geschlossen, sagt Denkhaus. Der Beschluss sei schon vor der Insolvenz gefallen und war Teil der Sparmaßnahmen, die die Insolvenz allerdings nicht verhindern konnten. Zwei Beschäftigte in Stuttgart und sieben in Metzingen seien von der Schließung betroffen.

Die Closed-Filialen haben weiterhin geöffnet

In allen Filialen läuft der Geschäftsbetrieb zunächst unverändert weiter – das gilt auch für den Online-Verkauf. Über die so genannte Insolvenzgeldvorfinanzierung sind die Gehälter aller Beschäftigten bis einschließlich September gesichert. Was danach kommt, ist offen. Das Familienunternehmen besitzt in der Branche aber noch immer einen guten Ruf und soll – abgesehen von den Schulden – profitabel arbeiten.

Denkhaus hat bei der Investorensuche und Neuaufstellung der Modemarke viel Handlungsspielraum, wie aus der Insolvenz-Bekanntgabe des Hamburger Amtsgerichts hervorgeht. Vermögenswerte dürfen nicht ohne seine Zustimmung verkauft werden, zudem kann er Bankguthaben und Forderungen von Closed einziehen. Zwangsvollstreckungsmaßnahmen wurden großteils ausgesetzt.

Neben Deutschland betreibt Closed unter anderem acht Filialen in Österreich, den Niederlanden, Belgien und Spanien mit 85 Beschäftigten. Zuletzt erzielte Closed einen Umsatz von rund 120 Millionen Euro. 35 Prozent machte das Geschäft in den Filialen und 25 Prozent das Online-Geschäft aus. Die übrigen 40 Prozent entfallen auf die rund 1000 Geschäftskunden, an die Closed Mode verkauft – darunter auch das Stuttgarter Modehaus Breuninger.