Nachdem die Traditionsfirma Gewefa in Burladingen Insolvenz gemeldet hat, sprach unsere Redaktion mit der Gewerkschaft IG-Metall und fragte in der Kanzlei des Insolvenzverwalters an.
Zur aktuellen Situation, die in Burladingen immerhin 80 Arbeitskräfte betrifft, nahm Nicole Platzdasch Stellung. Sie ist im Zollernalbkreis für die IG Metall Albstadt die Erste Bevollmächtigte und Kassiererin dieser Gewerkschaft in der Region.
Demnach lieferte sich die bisherige Gewefa-Geschäftsführung, allen voran Rainer Pfister und seine Schwester Karin Pfister-Donth, ein Fingerhakeln mit der IG Metall. Die IG Metall stellte ein Ultimatum.
Bereits Ende August hatten die Gewefa-Beschäftigten in einer „aktiven Pause“ die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht, weil die Verhandlungen zwischen ihnen und der Geschäftsführung offenbar festgefahren waren. Sie versammelten sich vor dem Geschäftsgebäude und waren einige Zeit in einem Ausstand. Rainer Pfister gab damals keine Stellungnahme ab.
Das Unternehmen befindet sich im vorläufigen Insolvenzverfahren
Aus der Tarifbindung ausgestiegen
Ende Mai 2024 hatte Gewefa die Verbandsmitgliedschaft bei Südwestmetall beendet, war damit aus dem Tarif ausgestiegen. Seither gab es laut IG Metall keine Entgelterhöhungen für die Beschäftigten. Dabei waren die Mitarbeiter angesichts der finanziellen Schieflage des Unternehmens bereit, ihren Teil zu tragen, wollten Verzicht üben, wenn es um Zusatzzahlungen wie Urlaubsgeld oder andere Sonderzahlungen geht, so die IG Metall. Allerdings hätte dann auch die Geschäftsführung ihren Teil dazu beitragen sollen, aus Sicht der IG-Metall und des fünfköpfigen Betriebsrates – an der Spitze Michael Bay als Vorsitzender – hat sie das aber nicht getan.
Laut IG Metall wurde nicht weiterverhandelt, die Gewefa-Geschäftsführung habe die August-Löhne erst einmal nicht ausbezahlt. Nicole Platzdasch spricht von „Entgeltentzug“. Daraufhin stellte die Gewerkschaft zweimal ein Ultimatum. Kurz nachdem auch das zweite verstrichen war, so Platzdasch, am 19. September, wurden die Löhne der Beschäftigten dann ausbezahlt.
Wurde zu wenig in die Firma investiert?
Platzdasch spricht – so wie zuvor schon Bay – von „schwerwiegenden falschen Entscheidungen“ der Gewefa-Chefs, bemängelte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass nicht genügend Investitionen, zum Beispiel in den Maschinenpark, gemacht worden seien.
Mittlerweile ist ein Insolvenzverwalter eingesetzt worden. Denn seit dem 23. September befindet sich das Unternehmen im vorläufigen Insolvenzverfahren. Herr des Verfahrens ist jetzt die in Villingen-Schwenningen ansässige Kanzlei Schleich & Partner mbB Rechtsanwälte.
Kunden und Lieferanten werden von ihr darauf hingewiesen, dass der Geschäftsbetrieb weiterläuft und werden aufgefordert, Kontakt aufzunehmen. Die Hoffnung der Gewerkschaft ruht jetzt auf diesem Insolvenzverwalter.
„Die Beschäftigten sind hoch motiviert, und sie wollen die Zukunft mitgestalten, wollen anpacken und hoffen, dass der Insolvenzverwalter bald einen neuen Eigentümer findet, der die Firma übernehmen und weiter führen kann“, sagt Nicole Platzdasch. Denn, davon ist die Erste Bevollmächtigte überzeugt: „Das größte Kapital eines Unternehmens sind gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter, hoch qualifizierte Fachleute. Gewefa hat sie.“
Die Geschichte der Firma Gewefa
Präzisionswerkzeuge
Josef C. Pfister gründete die heutige GmbH &Co. KG im Jahr 1949. In den 60er-, 70er-, und bis in die 90er-Jahre wurde die Produktionsstätte für Präzisionswerkzeuge permanent erweitert, es wurden neue Hallen gebaut und die dann immer wieder erweitert. Auch die Verwaltung bekam in den 80ern einen Neubau und 1990 wurde noch einmal eine neue Halle mit neuer Härterei erstellt. Ein Jahr später wurde die Vertriebstochter Gewefa UK. in Großbritannien gegründet. 1997 starb der Firmengründer. Seine drei Kinder, zwei Töchter und der Sohn Rainer übernahmen die Geschäftsführung. Im Jahre 2001 schien es dem Betrieb noch gut zu gehen, Gewefa - UK, England zog in einen 600 Quadratmeter großen Neubau, und auch in Deutschland wurde die Produktionshalle noch einmal erweitert, 2008 die neue Montagehalle mit Photovoltaikanlage erstellt und auch weiter in Photovoltaik investiert. Die Produktion sollte nachhaltiger aufgestellt werden.
Insolvenzverwalter
Der Insolvenzverwalter über die Firma Gewefa ist die in Villingen-Schwenningen ansässige Kanzlei Schleich & Partner mbB Rechtsanwälte. Und die warten gegenüber unserer Redaktion gleich einmal mit einer guten Nachricht auf: „Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind gesichert, bis zum 30. November 2025 erfolgt deren Zahlung über das Insolvenzgeld.“ Und weiter heißt es in der Stellungnahme der Kanzlei über die Firma Gewefa: „Das Unternehmen ist – wie große Teile des metallverarbeitenden Gewerbes – von der angespannten wirtschaftlichen Lage des Maschinenbaus und der Automobilwirtschaft betroffen. Hiermit verbundene Umsatzrückgänge und hohe Kosten der Fertigung – insbesondere Energie und Rohstoffpreise – haben dazu geführt, dass das Unternehmen Verluste erwirtschaftet.“