Tayfun Yengec aus Deißlingen will mit seinem innovativen Projekt gesellschaftliche Brücken bauen und Solidarität zeigen.
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen, ist es wichtiger denn je, Brücken zu bauen und Solidarität zu zeigen. Tayfun Yengec aus Deißlingen, Initiator des Projekts „Seqrid“, hat das zu seiner Mission gemacht.
Was als innovatives Notfallsystem begann, ist heute viel mehr: Eine Bewegung für mehr Zusammenhalt und gesellschaftliches Engagement. Seqrid ist ein lebensrettendes Notfallsystem, das über QR-Codes auf Armbändern, Uhrenaufschiebern und Stickern wichtige Notfalldaten für Rettungskräfte zugänglich macht.
Jede Sekunde zählt
In Notfällen zählt jede Sekunde – und das richtige Wissen. Seqrid soll sicherstellen, dass Menschen mit Vorerkrankungen oder Allergien genau die Hilfe erhalten, die sie brauchen – auch dann, wenn sie selbst nicht mehr sprechen können.
Aktiv etwas verändern
Doch ist es nicht nur ein praktisches Notfallinstrument, sondern auch eine soziale Bewegung. Als in Deutschland geborener türkisch-schwäbischer Muslim fühlt sich Yengec als Teil dieser Gesellschaft. Doch auch er musste miterleben, wie seine Frau als deutsche Muslima mit Kopftuch Anfeindungen ausgesetzt war. „Es hat mich tief getroffen zu sehen, wie meine Frau allein wegen ihres Äußeren ausgegrenzt wird“, erzählt er. Es beängstige ihn, wie weit Anfeindungen und Hass in der Gesellschaft fortgeschritten sind.
Doch statt zu resignieren, suchte er nach Wegen, aktiv etwas zu verändern. Nicht klagen, sondern handeln, so lautet seine Devise. Mit dem Notfallarmband hat er für sich einen Weg gefunden – ein Projekt, das Menschen konkret hilft und gleichzeitig eine gesellschaftliche Botschaft sendet. Und die lautet: Verantwortung übernehmen, sichtbar werden.
Mehr Mut zeigen
Gerade die muslimische Community, so Yengec, sollte in gesellschaftlichen Bereichen stärker sichtbar sein und sich mehr engagieren – sei es in der Nachbarschaftshilfe, bei der Feuerwehr oder in sozialen Projekten. „Wir sind Teil dieser Gesellschaft und tragen Mitverantwortung für ihre Zukunft. Wer nicht sichtbar ist, wird nicht wahrgenommen“, erklärt er.
„Viele Muslime trauen sich nicht mehr, sich zu engagieren oder ihre Stimme zu erheben, weil sie Angst haben, an den Pranger gestellt zu werden. Doch wir können mit guten Taten viel bewirken – so wie in diesem Projekt, bei dem wir für ältere Mitmenschen da sind, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und oft mit einer zu niedrigen Rente auskommen müssen“, meint er. Es gehe darum, soziale Gerechtigkeit zu fördern und zu zeigen, dass wir als Teil dieser Gesellschaft Verantwortung übernehmen.“
Die Kampagne soll ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Zusammenhalt keine Frage der Herkunft ist. „Wir wollen Brücken bauen, nicht Mauern.“ Jede Unterstützung zähle, so Yengec.
Aufruf an alle
Nun werden noch geeignete Wege gesucht, um mit dieser Zielgruppe in Kontakt zu treten. Anfragen bei Städten und städtischen Einrichtungen blieben bislang erfolglos. Deshalb sucht er nach weiteren Lösungsansätzen, wie ältere Menschen erreicht werden können, die auf Unterstützung angewiesen sind. Dieses Projekt sei mehr als nur eine soziale Initiative – „Es ist ein Aufruf an uns alle. Egal, welcher Religion oder Kultur man angehört: Menschlichkeit verbindet.“
Jede Hilfe zählt
Ob durch Netzwerke, Reichweite, den Kauf eines Notfallarmbands oder durch Ideen und Anregungen – jede Hilfe zähle und trage dazu bei, die Gesellschaft ein Stück sicherer und verbundener zu machen.
Weitere Informationen zur Initiative gibt es unter www.commonsplace.de/project/seqrid.