Jan Bölstler führt den Bier-Butler auf der Hannover Messe vor. Foto: DHBW Campus Horb

Horber Studenten konstruieren einen Bollerwagen, der mit Künstlicher Intelligenz (KI) am Vatertag mit der Bierkiste folgt. Doch es gibt auch bierernste Innovationen: das Clever-Navi für Werkshalle und Büro.

Wie punktet man auf der Industriemesse in Hannover? Professor Wolf Burger von der Dualen Hochschule Horb schmunzelt: „Mit Bier- und bierernsten Innovationen.“ Halle 12, Stand 15 B. Nicht nur Studenten drängen sich um den „Crawl-E“, den Julian Hinrich und Jan Bölstler stolz präsentieren. Burger: „Meine Studenten haben das Gefährt so mit künstlicher Intelligenz programmiert, dass er einer Leitperson mit zwei Kisten Bier automatisiert folgt.“

Geniale Idee: So braucht man nicht mehr ziehen, auch Stolperer, die zum Umkippen des Wagens führen, sind Geschichte. Das muss natürlich auch ins Fernsehen. Burger: „Der SWR will einen Film mit der Stadtkapelle Horb und dem Crawl-E-Anhänger drehen – pünktlich zum Vatertag.“

Roboter kann Werkzeugkasten an die Maschine bringen

Bierernst und clever dagegen die zweite Innovation von Börstler und Hinrich: Das Business-Navi für Werkshalle und Büro. Für den Roboter, der Kaffee ins Büro oder den Werkzeugkasten an die Maschine bringt. Wolf H. Burger, der mit seinen Studenten an vielen Projekten tüftelt: „Was im Freien mit GPS sehr gut funktioniert, hat in Innenräumen seine Grenzen. Durch die Automatisierung in der Industrie und den Einsatz von fahrerlosen Transportsystemen müssen auch dort heute Paletten und Bauteile genau geortet werden.“

Die Lösung: die clevere Steckdosenleiste. Hier haben die beiden Tüftler aus Horb einen sogenannte „Ultra-Wideband-Anker“ installiert. Burger: „Die Ultra-Wideband (UWB)-Ortung entwickelt sich zum Industriestandard. Die Module sind kostengünstig verfügbar, ein wichtiger Aspekt für die Industrialisierung. Apple bietet heute mit seinen ‘AirTags‘ kleine Ortungsgeräte an, mit denen sich Schlüssel und Taschen einfach wiederfinden lassen.“

Damit das in der Firma auch millimetergenau passt, sind natürlich viele festinstallierte UWB-Anker notwendig. Die brauchen natürlich auch Strom und Anschluss an den Computer. Die Idee der Dualen Hochschule Horb – packen wir den UWB-Anker einfach in die Steckdosenleiste. Da gibt es ohnehin Strom, die Dreier-Kombi ist fast überall einfach auszutauschen, und über die Powerline-Technik gibt es auch noch Internet.

Stromnetz lässt sich nutzen und verhindert WLAN-Überlastungen

Burger: „Statt aufwendig neue Kabel zu legen, nützt das am Campus Horb mit dem Partner KEDU entwickelte System das vorhandene Stromnetz.“ Die Campus-Tüftler Julian Hinrich und Jan Bölstler sagen: „In der Regel sind die Steckdosen im Industriebau in Brüstungskanälen eingebaut. Damit haben wir zum einen schon die Stromversorgung, zum anderen können wir Daten und Informationen über Powerline Kommunikation direkt über die Stromkabel übertragen.“

Noch cleverer: Weil die Daten übers Stromnetz übertragen werden, spielen überlastete Mobilfunknetze oder WLAN wie auf der Hannover Messe keine Rolle mehr.

Die Elektrotechnik-Studenten berichten: „Die Powerline-Kommunikation hat sich auch auf der Hannover Messe als robuste Lösung bewährt. Für die weltgrößte Leitmesse für Industrie 4.0 und Digitalisierung war das WLAN-Netz ziemlich wackelig.“