Die Schaufensterfront des leerstehenden Ladens in Hornberg wurde mit Motiven vom Städtle beklebt. Foto: Kornfeld

Für jede Stadtverwaltung ist es ein Horrorszenario: In einer Straße schließen Geschäfte, die Laufkundschaft geht zurück und mit der Zeit geben auch die anderen Läden dort auf. Die Kinzigtal-Städte haben Strategien, wie sie dem entgegenwirken wollen.

Dort ein leeres Schaufenster, hier ein verwaister Laden. Leerstände in den Innenstädten fallen oft sofort ins Auge – vor allem negativ. Aus der Not eine Tugend zu machen ist oft und vor allem beim Leerstandsmanagement gefragt. Wie sieht das in den Kinzigtal-Städten aus? Unsere Redaktion hat sich umgehört.

Wolfach: „Grundsätzlich sind die Leerstände bei uns erfasst und die Liste wird dynamisch aktualisiert, wenn sich Änderungen ergeben“, erklärt Simon Vollmer, Geschäftsführer des Wolfacher Gewerbevereins. „Aktuell haben wir in der Hauptstraße zwei größere Leerstände sowie in der Vorstadt. Glücklicherweise konnten in den vergangenen Wochen und Monaten entstehende leere Flächen teilweise bereits wieder vermietet werden, worüber wir natürlich sehr froh sind“, erklärt er. Die Stadt gehe auch aktiv auf andere Geschäfte und die Besitzer der Immobilien zu. Letztendlich basieren die Verhandlungen und Abschlüsse aber natürlich auf den Gesprächen zwischen Verpächter und Pächter, so Vollmer weiter. Die „Hürden“ liegen seiner Meinung nach sicherlich aktuell in den allgemeinen wirtschaftlichen Umständen, den Energiekosten oder auch im Personalbereich.

Hornberg: „Spätestens durch die Gewerbeabmeldungen erhalten wir die Information, meistens kommen aber die Ladenbetreiber auf uns zu, und schildern ihre Probleme. Eine Bestandsliste der Leerstände wird geführt“, erklärt Bürgermeister Marc Winzer auf Anfrage. Grundsätzlich versuche die Stadt zu vermitteln und ein Gespräch mit den Besitzern oder Pächtern zu führen. „Es ist in unserem Interesse, die Leerstände so gering wie möglich zu halten, und die Stadt zu beleben“, so Winzer. Komme es doch zu Leerständen, werde die Stadtverwaltung aktiv. So befasst sich das Bürgerforum schon länger mit dem Thema. Es sind bereits verschiedene Schaufenster mit Motiven von Hornberg beklebt. Teilweise werden Geschäfte, leerstehende Kneipen oder eine Apotheke in Wohnraum umgewandelt. Auch finden Gespräche mit den Besitzern statt, um eine mögliche Nachnutzung zu erreichen.

Die Ursachen für die Leerstände seien vielschichtig. Oft werde Personalmangel genannt. Auch seien die Läden häufig zu klein, um heutigen Erfordernissen zu genügen. Winzer denkt dabei an Personalräume oder getrennte Toiletten. Die Nachfrage nach Produkten ändere sich wenig. Wenn es sie in Hornberg gebe, würden sie auch dort gekauft, ist sich der Bürgermeister sicher. Wenn nicht, würden die Kunden selbstverständlich in die Nachbarorte gehen.

Haslach: „ Haslach ist übersichtlich genug, dass wir keine Listen führen müssen.“, berichtet Martin Schwendemann als Geschäftsführer des Haslacher Handel- und Gewerbevereins und Amtsleiter für Stadtmarketing bei der Stadt Haslach. Es gebe einige wenige „Altleerstände“ die wohl nicht mehr aktiviert werden können. Verantwortlich dafür seien beispielsweise eine schlechte Lage, eine hohe Treppe vor dem Eingang oder kein Vermietungsinteresse des Eigentümers an Dritte. „Diese ,Altleerstände’ haben wir de facto ausgeblendet. Insgesamt tendiert der echte Leerstand fast gegen Null.“

Leer stehende Ladenlokale würden sehr selten in Wohnraum umgewandelt, „aber sehr gerne von Dienstleistern und Freiberuflern übernommen“, so Schwendemann. Er sieht als Hauptgrund für Leerstände suboptimale Ladengrößen und den Umstand, dass sich immer weniger Menschen selbstständig machen. „Und es muss halt auch immer wirklich passen, angefangen von der Größe, den Übernahmefristen, der Lage, der Pacht... Auch hier gilt es den Einzelfall zu betrachten“, betont Schwendemann.

Hausach: Kaum Leerstände gibt es in Hausach und dementsprechend gebe es momentan auch keine Strategien, um Leerstände zu bekämpfen. „Wir haben eher das gegenteilige Problem, dass wir Interessenten zu wenig Fläche anzubieten haben. Wir sind von oben bis unten belegt“, berichte Hauptamtsleiterin Viktoria Malek, bei der in Sachen Leerstand die Fäden zusammenlaufen. Es habe einmal eine Art Netzwerk beim Forum Hausach gegeben und auch eine Datenbank, in der Leerstände erfasst wurden. In der jetzigen Situation sei das aber eingeschlafen. Malek habe aber eine Auflistung, in der stehe, wer von den Interessenten, die für ihr Gewerbe einen Platz in Hausach suchen, wie viele Quadratmeter brauche. Unabhängig von den nicht existenten Leerständen bemühe sich Hausach darum, die Innenstadt attraktiver zu gestalten und nehme deshalb auch demnächst an dem Projekt Innenstadtberatung der IHK teil.

Darum geht’s

Leerstandsmanagement unterstützt Wiedervermietungs- oder Zwischennutzungsbemühungen, um Immobilien und deren Umfeld attraktiv zu halten.Der Schwerpunkt liegt bei gewerblichen Immobilien. Ziel ist es unter anderem, die Innenstadt als Einkaufsstandort zu stärken und Nachnutzungen für Leerstande zu unterstützen.