Peter und Maita Hepp verstehen sich im besten Sinne ohne Worte. Foto: Siegmeier

Was ist Inklusion? Peter Hepp war von Kindesbeinen an taub. Schwierige Verständigung im Ort.

Rottweil - Alle Menschen am "normalen Leben" teilhaben zu lassen, so könnte man den Begriff Inklusion in wenigen Worten beschreiben. Dass Inklusion nicht immer leicht ist, das hat der taubblinde Diakon Peter Hepp über viele Jahre immer wieder selbst erlebt.

"Meine Taubblindheit ist mein Freund. Ich habe mich mit ihr versöhnt. Das hat mich gewandelt und deswegen habe ich auch Mitgefühl", beschreibt Peter Hepp – oder vielmehr er lässt es beschreiben. Über Gebärden. Denn Peter Hepp ist taub und blind. Verständigung mit Gesprächspartnern, die weder Gebärden verstehen, noch das Lormen beherrschen, wäre ohne Assistenz unmöglich. Und so "übersetzt" seine Frau Maita unermüdlich und ermöglicht auf diese Weise das Interview. Alltag für Peter Hepp, Neuland für mich als Journalistin. Und dennoch: das Interview wirkt leicht und ungezwungen.

Ein eingespieltes Team

Peter Hepp stellt sich gern den Fragen der Interviewpartner, ja er scheint sogar neugierig und gespannt, was man alles so wissen möchte. Das Lormen dient übriges der Kommunikation zwischen taubblinden und nicht taubblinden Menschen. Dabei tastet der "Sprechende" auf der Hand des "Lesenden". Einzelne Finger und Handpartien sind bestimmten Buchstaben zugeordnet.

Es ist beeindruckend, Maita und Peter Hepp dabei zuzuschauen. Maita Hepp tippt blitzschnell und Peter Hepp antwortet in Gebärden – ein eingespieltes Team. Doch das war nicht immer so.

Hepps Weg war schwer und steinig, das hat er in seiner Autobiografie "Die Welt in meinen Händen", beeindruckend dargestellt. Die Autorin Fabienne Pakleppa hat Hepps Welt hier eindrücklich beschrieben. Das Leben eines Menschen zu beschrieben, dem sozusagen Hören und Sehen vergangen sind, dürfte nicht einfach gewesen sein. Fabienne Pakleppa ist das sehr einfühlsam gelungen.

Schwierige Verständigung im Ort

Von Kindesbeinen an war Hepp taub, seine Eltern hatten dies anfangs nicht einmal bemerkt. Die Verständigung im Ort war schwierig. Erst in der Schule für taube Kinder lebte der kleine Peter so richtig auf, begann das Leben zu genießen. Aber auch als sein Augenlicht mit Mitte 30 immer schlechter wurde und er schließlich erblindete, ließ er sich nicht entmutigen – ganz im Gegenteil. Dennoch: Bis er sich schließlich seinen langjährigen Traum erfüllen und Diakon werden konnte, hatte er viele Höhen und Tiefen hinter sich gelassen.

Über die Jahre hat er sich mit seiner Behinderung ausgesöhnt, was er für sehr wichtig hält, erzählt er. Nur so könne er auch wieder offen für andere Menschen sein.

Für seine Arbeit als Diakon sind Nähe und Kontakt selbstverständlich und wichtig. Seit der Coronapandemie ist der Kontakt zu seiner Gemeinde nur eingeschränkt möglich, gemeinsame Gottesdienste gibt es nicht. Aber viele würden sich auch gar nicht trauen, nach draußen zu gehen, weiß Hepp.

"Die Isolation verstärkt sich", bedauert er. Corona habe auch die Taubblinden sehr getroffen. Man pflege die Kontakte jetzt über die Technik und das Telefon. "Das ist schon sehr hart", gibt Hepp zu. Wer den Umgang mit den Hilfsmitteln und dem Computer beherrscht, der kann Mails schreiben. Aber das ist nicht bei allen der Fall. "Der Kontakt mit Menschen ist die Basis meiner Arbeit. Ich hoffe, dass dieser bald wieder möglich ist", so Hepp.