Die Musikschaffenden Nagolds trafen sich zum ersten gemeinsamen Austausch über das Singen und Musizieren. Foto: Bernklau

Chöre, Orchester und Musikeinrichtungen in und um Nagold haben mächtig unter den Corona-Einschränkungen gelitten. Jetzt soll die Dynamik wieder zurückkehren in das Nagolder Musikleben. Wie das möglich werden kann, besprachen die Macher jetzt bei einem ersten Treffen.

Nagold - Vor einigen Tagen trafen sich auf Initiative und Einladung von Bezirkskantor Peter Ammer und Musikschulleiter Christian Pöndl erstmalig die Musikschaffenden Nagolds zu einem Austausch über das Singen und Musizieren – insbesondere in Ensembles. Beides hatte es in den vergangenen zwei Jahren schwer: Es wurde durch restriktive Vorgaben ganz oder teilweise eingeschränkt, Proben und Aufführungen waren wegen fehlender Abluft-Anlagen und mangelnden Platzverhältnissen oft nicht möglich; wegen der bestehenden Abstandserfordernisse war gemeinsames Musizieren und aufeinander Hören kaum sinnvoll und mit Spaß realisierbar, da half auch die Digitalisierung nur sehr bedingt.

"Der Reiz des Musizierens liegt darin, seine eigene (Instrumental-)Stimme in Einklang mit anderen zu bringen, sich in den Klang des Ensembles aktiv zu integrieren", so Peter Ammer. "Dies bedarf zuallererst eines guten Zuhörens und Realisierens des einen umgebenden Klangs und Geschehens – um sich dann mit hoher Konzentration und Einfühlungsvermögen zu integrieren und mit anderen zu synchronisieren. Dies alles ist mit eigenem Üben nicht üb- und erlernbar, das geht nur in Ensembles, in Präsenz und unter qualifizierter Anleitung."

Digitale Gruppenproben können Gemeinschaft nur zum Teil kompensieren

Auch das hohe Engagement einiger Dirigenten mit digitalen Gruppenproben konnte zwar die Motivation und einen Teil der vermissten Gemeinschaft kompensieren, brachte aber nichts für die oben angesprochenen Punkte, "die so elementar für einen Chor- oder Orchesterklang sowie das Erlernen dieser zentralen Kommunikations- und Kulturtechniken" seien, so Ammer.

Da das Singen seit 2020 stigmatisiert und jahrgangsübergreifendes Proben verboten war, singen inzwischen wesentlich weniger Schülerinnen und Schüler als in den Vorjahren. Die Folgen sind bereits jetzt schmerzhaft spürbar: Deutlich weniger Schüler und Schülerinnen melden sich zu den Musikklassen an – der Musikzug des Otto-Hahn-Gymnasiums jedoch ist ein wesentlicher Grundstein für die Chor- und Orchesterarbeit der Nagolder Ensembles.

Teilnehmer stellen ihre Arbeit und momentane Situation vor

Die meisten der von Ammer und Pöndl Angeschriebenen folgten der Einladung zum Treffen. Die Anwesenden stellten sich, ihre Arbeit und die momentane Situation vor – ein interessantes gegenseitiges Wahrnehmen von Arbeitsbereichen, die zwar alle etwas mit Musik zu tun haben, sich aber bislang nur partiell gegenseitig realisiert hatten, da es bislang diese Austauschplattform nicht gab und zum Beispiel ein Liederkranz von der Einrichtung einer Bläserklasse an der Christiane-Herzog-Realschule oder dem Wiederanfang der Schulchöre in der Zellerschule nirgends sonst erfährt. Man tauschte sich über die strukturellen Veränderungen aus, erfuhr von begeisterten Schülern des Instrumentenkarusells – einer Vorstellung von Instrumenten an den Grundschulen – sowie den Planungen, Bläser- und Streicherklassen an allen Schularten einzurichten.

Klassenmusizieren sollte kostenlos sein

In den Schulen ist so etwas stundenplantechnisch viel einfacher zu planen, wenn es klassenweise geschieht – was wiederum nur möglich ist, wenn das Klassenmusizieren kostenlos ist. Hier wurden Finanzierungsmöglichkeiten erörtert, auch Kulturamtsleiter Philipp Baudouin notierte sich viele Anregungen und diskutierte mit. Ebenfalls anwesend war Redakteur Sebastian Bernklau vom Schwarzwälder Boten, der seine Unterstützung anbot, das Thema Musik in vielfältiger Weise von Veranstaltungen der Beteiligten in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen und die Beteiligten aufrief, an vielen Stellen über die Notwendigkeit und positiven Wirkungen des Musizierens zu reden und zu berichten.

Man war sich bei dem Treffen einig: Da gilt es viel Aufklärungsarbeit zu leisten, um Menschen aller Altersgruppen für das Musizieren zu begeistern.