Co-Working, die Zusammenarbeit unterschiedlicher Jung-Unternehmer, Start-ups oder Freiberufler unter einem Dach, ist ein großer Trend in der Arbeitswelt. Foto: ©insta_photos-stock.adobe.com

Es gibt sie in Städten, es gibt sie aber auch im richtig ländlichen Raum – Leerstände in öffentlichen und privaten Gebäuden. Eine neue Initiative will aus diesen Leerständen eine Starthilfe für junge und kleine Unternehmen machen – und damit auch noch die Kommune beleben.

Kreis Calw - Manuela Opel, Wirtschaftsförderin des Landkreises, stellte das Konzept der Initiative gemeinsam mit Moritz Meidert vom Unternehmen "Gründerschiff" im Verwaltungsausschuss des Kreistags vor – und stieß dabei nicht nur auf Begeisterung.

Kern des Konzeptes ist die Schaffung von so genannten "Coworking"-Plätzen in Räumlichkeiten, die aktuell leerstehen. "Coworking" bedeutet, dass Freiberufler, Pendler, kleinere Start-ups oder Einzel- oder Kleinunternehmen in meist größeren, verhältnismäßig offenen Räumen gemeinsam arbeiten und auf diese Weise voneinander profitieren sollen oder können. Sie arbeiten entweder voneinander unabhängig in unterschiedlichen Firmen und Projekten oder entwickeln sogar mit anderen Coworkern gemeinsam Projekte.

Arbeitsplatz zum Veranstaltungsort umfunktionieren

Im Zuge des jetzt für den Kreis Calw vorgesehenen Konzeptes sollen diese Arbeitsorte auch ergänzt werden können durch verschiedene andere Angebote: Da kann der Arbeitsplatz mal kurzfristig zum Veranstaltungs-Ort für Vereine, Volkshochschule, Mutter-Kind-Treffs oder auch für Kulturveranstaltungen werden. Für die Versorgung könnte man dort einen Nahversorgungsautomaten oder auch einen Food-Truck installieren oder ein Selbstversorger-Café auf die Beine stellen.

Im Kreis Calw sind an höchst unterschiedlichen bereits Einzelprojekte angelaufen – etwa im ehemaligen Kindergarten von Simmersfeld-Ettmannsweiler. Dort soll neben dem Coworking ein kleiner Veranstaltungsbereich, ein Treffpunkt für Vereine aber auch für den ganzen Ort – inklusive Grillmöglichkeit und Spielplatz – entstehen. Auch eine Zusammenarbeit mit dem benachbarten historischen Backhaus ist angedacht. Die Investitions- und Anschubkosten werden mit 65 000 Euro beziffert.

Judoverein in der Alten Schule Bad Herrenalb

Im historischen Klosterbezirk von Bad Herrenalb findet sich das nächste Projekt: die Alte Schule. Da soll die künftige Nutzung eine Mischung aus Coworking, Volkshochschule, Stadtseniorenrat, Judoverein und Jugendtreff – und vielem mehr – werden. Anlaufkosten hier: 120 000 Euro.

Auch in einer größeren Stadt gibt es in dieser Sache bereits konkrete Vorhaben: im Konversionsgebäude der SRH-Hochschule in der Lederstraße in Calw. Noch in diesem Jahr soll es dort eine Kombination aus Veranstaltungsräumen, Gründerzentrum, Food Truck, Atelierfläche für Kreativflächen und natürlich "Coworking"-Bereichen geben. Anschubfinanzierung dort: 350 000 Euro. Weitere solcher Projekte sind in Altensteig, Bad Wildbad, Bad Liebenzell, Neubulach und Wildberg angedacht. Auch Ebhausen und Althengstett haben bereits Interesse signalisiert. Aufgabe des Landkreises und des Partners "Gründerschiff" ist die Organisation und Koordination des Projekts, Aufbau und Betreuung eines Netzwerks unter den einzelnen Standorten, eine Vermittlung von gut funktionierenden Ideen ("best practice") an andere Standorte und eine wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens.

Nicht alle Räte waren begeistert

Das finanzielle Volumen des Projekts beträgt 432 000 Euro, man beantragt Fördermittel in Höhe von 270 000 Euro. Der Eigenanteil des Landkreises würde etwa 88 000 Euro betragen.

Und obwohl der Anteil des Kreises überschaubar ist, entspann sich eine rege Debatte im Verwaltungsausschuss. Nicht alle Räte waren so recht von dem Konzept überzeugt, besonders Gerhard Feeß (CDU) kritisierte, dass das Ganze an der Lebenswirklichkeit der jungen Menschen und Gründer vorbei-konzipiert worden sei. "Die junge Generation organisiert Leben und Arbeit selbst, da braucht man keine staatliche Organisation", mahnte Feeß. Auch Peter Schuon (FDP) befürchtete, dass das Ganze am Bedarf vorbei geplant sein könnte. Ähnliche Zweifel hatte auch Dietmar Fischer (CDU).

"Lasst es uns doch einfach mal probieren."

"Wir können nicht immer alles ›old school‹ regeln", setzte Volker Schuler, Freie-Wähler-Fraktionschef und frisch im Amt bestätigter Schultes von Ebhausen, dagegen. "Manche Sachen muss man auch mal testen, auch wenn wir da keine Erfolgsgarantie haben." In diese Kerbe hieb dann auch Landrat Helmut Riegger: "Lasst es uns doch einfach mal probieren."

Auch mit der Gewissheit, dass der kommunale Zuschuss zeitlich befristet ist, stimmte der Ausschuss schließlich bei zwei Gegenstimmen für den Einstieg in das Projekt.