Die Mieter werden bei der jetzt gestarteten Althengstetter Wohnrauminitiative von der Caritas betreut – sowohl vor Abschluss des Mietvertrages als auch bis zu zwei Jahre danach. Foto: © Stockfotos-MG-stock.adobe.com

Der Bedarf an Wohnraum in Althengstett ist nach wie vor groß – das Bewusstsein für dieses Problem eher nicht. Deshalb startet die Gemeinde mit der Caritas ein Projekt, das Bewegung in den örtlichen Wohnungsmarkt bringen soll.

Althengstett - Die Nachfrage sowohl nach Wohneigentum als auch nach Mietwohnungen ist ungebrochen. Fast kein Tag vergeht ohne entsprechende Anfragen im Rathaus oder beim Familienzentrum (FAZ). Betroffen sind vor allem junge Familien, die in zu kleinen Wohnungen festsitzen, weil sie keine geeignete Immobilie im Ort finden, um sich wohnlich zu vergrößern. Aber auch ältere Menschen haben Probleme, wenn das Eigenheim zu groß geworden ist und sie sich entschlossen haben, nach einer kleineren Wohnung zu suchen. Der Althengstetter Wohnungsmarkt ist kaum in Bewegung.

Oft sind Zugezogene betroffen

"Bedarf und Angebot kommen nicht zusammen", sagt Barbara Ogbone, Amtsleiterin für Bildung, Betreuung und Bürgerengagement im FAZ, im Gespräch mit unserer Redaktion. Alteingesessene Vermieter wüssten häufig nichts von der Wohnungsnot in Althengstett, und selbige betreffe vor allem Zugezogene, die noch nicht über ein Netzwerk verfügen, über das sie mit den Vermietern in Kontakt kommen. "Bei uns im FAZ schlägt der Bedarf an Wohnungen auf. Immer wieder werden wir gefragt, ob wir nicht jemanden wissen, der vermietet."

Wohnungsbaugesellschaft schön länger in Planung

Was aber tun gegen die Wohnungsnot? Verwaltung und Gemeinderat planen seit Längerem, eine Wohnungsbaugesellschaft zu gründen, um die Liegenschaften der Gemeinde besser nutzen und es als Kommune selbst in der Hand zu haben, wie viel und welche Art von Wohnraum im Ort geschaffen wird. Bis die Gesellschaft gegründet ist, wird es aber noch dauern. Auch das Schließen von Baulücken, die Ausweisung von Baubaugebieten oder das Ersetzen alter Gebäude durch neue und funktionalere war in den vergangenen Jahren ein Dauerthema der kommunalpolitischen Arbeit. Dennoch ist der Bedarf an Wohnraum riesig, weshalb jetzt in Zusammenarbeit der Caritas Schwarzwald-Gäu eine Wohnraum-Initiative ins Lebens gerufen wurde, die eine Entspannung bringen soll.

Bevölkerung nimmt es selbst in die Hand

Dabei haben es die Althengstetter wieder einmal quasi selbst in die Hand genommen, denn der Anstoß, mehr Bewusstsein für die Wohnungsnot in der Kommune schaffen zu wollen, "entstand über den Zukunftsdialog", berichtet Ogbone. Es sei gemeinsam mit Bürgern überlegt worden, "wie man mehr Bewegung in den Wohnungsmarkt bekommt". Noch immer gebe es in der Gemeinde ein großes Potenzial an Wohnraum, der leer stehe. Im Sommer sei man schließlich auf die das Projekt "Herein" – kirchliche Wohnraumoffensive der Caritas Schwarzwald-Gäu aufmerksam geworden.

Hilfe bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum

"Die Gemeindeverwaltung wird eine Kooperation mit der Caritas Schwarzwald-Gäu eingehen. Die Caritas unterstützt mit ihrer Wohnraumoffensive Menschen dabei, ein bezahlbares Zuhause zu finden", heißt es dazu in einer Mitteilung der Gemeindeverwaltung. Der Vorteil des Konzeptes: Potenzielle Vermieter würden unterstützt bei der Auswahl ihrer Mieter und der Erstellung der Vertragsunterlagen. Die Mieter würden von der Caritas betreut – sowohl vor Abschluss des Mietvertrages als auch bis zu zwei Jahre danach. Auf diese Weise könnten auftretende Fragen sowohl auf Mieter- als auch auf Vermieterseite gemeinsam mit der Caritas geklärt werden. Die Vermittlung richte sich insbesondere an Menschen mit geringem Einkommen, alleinerziehende Eltern, Senioren und Menschen mit Handicap – also Personen, die es besonders schwer hätten bei der Wohnungssuche. "Die Caritas bietet diesen Menschen eine Begleitung an. Dadurch geht man nicht nur die Symptome, sondern die Ursache an und es kann ihnen eher geholfen werden als durch den Vermieter", betont die Amtsleiterin.

Familienfreundlichkeit hat hohen Stellenwert

Für die Gemeinde kommt es nicht von ungefähr, dass sie auf die gute Nutzung von Wohnraum achtet. "Wir alle profitieren von der Infrastruktur in unserer Gemeinde. Schulen, Sporthallen und Hallenbad sind nur die sichtbarsten Beispiele – all das kann sich eine Kommune nur dann leisten, wenn die entsprechende Bevölkerungszahl in der Gemeinde wohnt", heißt es vonseiten der Verwaltung. Althengstett sei in den vergangenen Jahren – trotz der Neubaugebiete – bei der Einwohnerzahl stabil geblieben. Dies sei auch den Bemühungen der Gemeinde zu verdanken, besonderen Wert auf Familienfreundlichkeit zu legen. Das FAZ habe hier seit 2014 in besonderer Weise gewirkt. Viele junge Familien seien in den Ort gezogen oder junge Paare im Ort geblieben. Dennoch mache auch der demografische Wandel vor Althengstett nicht halt. Die Nutzung von potenziellem Wohnraum sei darum für die Einwohner wichtig, "um die Infrastruktur in der Gemeinde auch künftig stabil zu halten und junge Menschen für Althengstett zu gewinnen".

Info: Ideenschmiede Zukunftsdialog

Im Zukunftsdialog hat sich eine Gruppe Haupt- und Ehrenamtlicher mit dem Thema Wohnen beschäftigt. Die Ehrenamtlichen kommen aus allen drei Althengstetter Ortsteilen und sind Menschen, die langjährig im Ort engagiert sind. In Kooperation mit dem Familienzentrum mache man potenziellen Vermietern ein Gesprächsangebot, so die Gemeinde. Eigentümer, die verfügbaren Wohnraum haben und sich mit dem Gedanken einer Vermietung tragen, könnten sich an das Familienzentrum wenden. Auf Wunsch werde ein Gesprächspartner vermittelt, der mit dem Eigentümer über Chancen und Herausforderungen einer Vermietung spricht. Man unterstütze auch bei alternativen Wohnformen, beispielsweise wenn ältere Menschen nicht mehr alleine in ihrem Haus wohnen und eine Untermieter aufnehmen möchten.

Die Ansprechpartner

Potentielle Vermieter können Kontakt mit Barbara Ogbone vom Althengstetter Familienzentrum aufnehmen über barbara.ogbone@althengstett.de.

An die kirchliche Wohnraumoffensive können sich sowohl Mieter auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum wenden als auch Vermieter, die Unterstützung bei der Vermietung möchten oder auf der Suche nach passenden Mieter n sind.

Ansprechpartnerin bei der Caritas Schwarzwald-Gäu ist Bettina Hummel-Lehnhardt unter Telefon 07031/64 96 33 oder per E-Mail an hummel-lehnhardt@caritas-schwarzwald-gaeu.de.