Klaus Schätzle, Paul Müller und Ulrike Steinbrenner (von links) laden zum ersten Kulturtag der Initiative "Bauernfeind im Kulturhaus am Marktplatz" ein. Foto: Steinmetz

Die Initiative "Bauernfeind im Kulturhaus am Marktplatz" ist nur eine kleine Gruppe, aber mit sehr vielen Ideen. Sie plant nun auch mit dem ersten Sulzer Kulturtag am 11. September eine größere Aktion.

Sulz - Die Initiative hat sich im Oktober vergangenen Jahres gebildet. Ihr geht es inzwischen nicht mehr nur um eine bessere Unterbringung des Bauernfeind-Museums, sondern sie will "mit vereinten Kräften Kunst, Geschichte und Kultur ins Zentrum der Stadt" holen. So steht es auf dem Flyer.

Als Kulturhaus schwebte zunächst, so Ulrike Steinbrenner, in "allen Köpfen" das alte Oberamt am Marktplatz vor. Die Gruppe hat auch Bürgermeister Gerd Hieber darauf angesprochen. Die Verwaltung könne jedoch nicht auf das Gebäude verzichten, habe er mitgeteilt. Die Initiatoren haben das eingesehen und stattdessen auf der Suche nach einem Standort für ein Kulturhaus den "Marktplatz" ausgedehnt. "Wir waren vom ersten Tag an bemüht, nicht gegen, sondern mit der Stadt zu arbeiten", betont Klaus Schätzle. Ein geeignetes Objekt ist aktuell allerdings nicht im Blick.

Kulturhaus soll bis in zehn Jahren realisiert werden 

Das Kulturhaus ist ein Ziel, das in den nächsten fünf bis zehn Jahren realisiert werden soll. Gleichwohl sind schon jetzt so viele Ideen gesammelt worden, dass ein Museum, sollten die Überlegungen alle umgesetzt werden, von Anfang an überfüllt wäre. Aber das zeigt, dass die Stadt über Gustav Bauernfeind, Deutschlands berühmtestem Orientmaler, hinaus kulturell eine ganze Menge vorzuweisen hat.

Da gibt es etwa eine Reihe weiterer berühmter Sulzer Persönlichkeiten wie Johann Michael Armbruster (1761 bis 1814), Hofsekretär in Österreich, den Mathematiker Otto Böklen (1821 bis 1900), den Baumeister Richard Böklen (1861 bis 1934), Lina Hähnle, Gründerin des Vogelschutzbundes (1851 bis 1941), natürlich Oberamtmann Schäffer, der den Räuber Hannikel und seine Kumpanen fasste, oder den Gesandtschaftsprediger in Konstantinopel, Salomon Schweigger (1551 bis 1622). Aber auch die Künstler Reinhold Fendrich und Gerda Brodbeck könnten in den Ausstellungsräumen einen Platz finden.

Die Geschichte der Stadt ist ein weiteres Themenfeld, angefangen von der Jungsteinzeit, den Römern bis zur jüngeren Vergangenheit. Denkbar sind zudem Sonderausstellungen und Veranstaltungen, Konzerte, Theater, Lesungen, Vorträge - in Kooperation mit dem Kultur- und Heimatverein.

Eintrittsfreie, coronagerechte und familienfreundliche Veranstaltung

Im Moment bindet die Organisation des ersten Sulzer Kulturtages die Kräfte der 16-köpfigen Initiative. Zweierlei ist geplant: Im Bereich Marktplatz, Brühl- und Sonnenstraße werden zahlreiche Schaufenster von Geschäften kulturell bestückt. Plakate mit verschiedenen Themen unter anderem zur Stadtgeschichte und Kunst werden dort angebracht und für einige Wochen zu sehen sein.

Das Programm für die eintrittsfreie, coronagerechte und familienfreundliche Veranstaltung am 11. September soll um 12 Uhr starten. Das Ende ist um 18 Uhr vorgesehen. "Kultur querbeet" erwartet die Besucher: Der Mundartdichter Pius Jauch, das Künstlerehepaar Jens Hogh-Binder und Friederike Schleeh werden mit dabei sein, es gibt Blasmusik, Chorgesang, Theater für Kinder mit Jürgen Hartmann, und ein Überraschungsgast soll auch kommen.

Genug Ideen für die nächsten Jahrzehnte

Die kleinen Besucher dürfen in einem Feuerwehr-Oldtimer mitfahren. Richard Weinzierl präsentiert sein Bauernfeind-Buch und liest daraus vor. Das Bauernfeind-Museum in der Unteren Hauptstraße ist geöffnet, Stadtführungen werden angeboten, auch für Bewirtung ist gesorgt. Während der Veranstaltung wird die Obere und Untere Hauptstraße für den Verkehr gesperrt.

Weitere Kulturtage in Sulz sollen künftig immer am zweiten Samstag im September stattfinden. "Für die nächsten 20 bis 30 Jahre haben wir Ideen", versichert Ulrike Steinbrenner. Damit soll deutlich gemacht werden, dass die Stadt ein Kulturhaus braucht. Nicht erst seit jetzt: Schon in den 1980er-Jahren ist über ein Heimatmuseum in Sulz rege diskutiert worden. Hugo Schmid hat sogar ein konkretes Konzept vorgelegt, wie das alte Oberamtsgebäude als Stadtmuseum genutzt werden könnte.

Eine andere Aktion startet unabhängig vom Kulturtag: Auf ihre Homepage stellt die Kulturhaus-Initiative, erstmals am 11. Juli, einen Fortsetzungsroman. Autor ist Klaus Schätzle. Die erste Folge beschäftigt sich mit den Ereignissen unter dem "Gähnenden Stein" des Revolutionsjahrs 1848.

Schätzle greift zurück auf vorhandenes Aktenmaterial, die Personen sind historisch, die Handlung wird jedoch frei und unterhaltsam erzählt. Ulrike Steinbrenner hat schon mal geschmökert. "So hätte ich gern Geschichtsunterricht gehabt", kommentiert sie den Roman, der nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1948 endet.