In die Jahre und ziemlich herunter gekommen: Für die Villa Berg sind neue Ideen gefragt. Foto: Leif Piechowski

Wie geht es weiter mit der Villa Berg? Um die Zukunft des heruntergekommenen Kleinods im Stuttgarter Osten machen sich Politiker, Investoren und Spekulanten seit langem Gedanken. Jetzt sollen sich auch Bürger und Anwohner mit Vorschlägen einmischen.

Stuttgart - Unter dem Motto „Occupy Villa Berg“ will eine kleine, politisch bunt gefärbte Gruppe von Aktivisten Bürger und Anwohner für dieses Bauwerk sensibilisieren. Anders als der Name vermuten lässt, geht es nicht um eine Besetzung der Villa und die Errichtung eines Zeltlagers im umgebenden Park. „Wir wollen die Villa Berg mit Ideen besetzen“, sagt der Musiker und Aktivist Thorsten Puttenat, der mit einem Dutzend Mitstreitern mehr Bewusstsein für den öffentlichen Raum schaffen will.

Der öffentliche Raum Villa Berg befindet sich in einem verwahrlosten und heruntergekommenen Zustand. Dort bröckelt nicht nur der Putz, auch massive Steintreppen zeigen tiefe Risse. Die Landhausvilla, vor 160 Jahren erbaut, die einst dem württembergischen Kronprinzen- und späteren Königspaar Karl und Olga als Sommerresidenz diente, beherbergt seit Jahren nur Spinnen, Asseln und anderes Geziefer.

2010 sind für die Immobilie im Stil der italienischen Hochrenaissance aus dem Insolvenzvermögen der früheren Häussler-Gruppe von der Düsseldorfer Immobiliengruppe PDI Property Development Investors GmbH Kaufverträge unterschrieben worden. Das Eigentum am Gelände und an der Villa ist noch nicht auf PDI übergegangen, ebenso wenig sei bereits Geld geflossen der Investor. Er ist bisher mit seiner Absicht, darin und in benachbarten ehemaligen Fernsehstudios bis zu 150 Wohnungen der gehobene Kategorie zu bauen, gescheitert. Gleichwohl wolle PDI an der Option festhalten.

Meinungsbild der Bürger und Nachbarn gewinnen

Die Stadt und insbesondere Oberbürgermeister Fritz Kuhn wollen keine Wohnungen in den Studiogebäuden. Diese sollen vielmehr abgerissen werden. Mit den so gewonnenen Flächen könne der Park rund um die Villa erweitert werden. Die Umsetzung dieses Plans würde 3,5 bis vier Millionen Euro kosten.

Zur künftigen Nutzung der Villa Berg sind in der Vergangenheit unterschiedliche Vorschläge gemacht und Ideen diskutiert worden. Eine mögliche Nutzung als Spielstätte für das Varieté hat sich zerschlagen. Ob die Villa als Film- und Medienhaus nutzbar sein wird, steht in den Sternen.

In dieser verfahrenen Situation hofft die Initiative „Occupy Villa Berg“ auf neue Vorschläge und Ideen, die insbesondere von den Anwohnern des Parks kommen sollen. „Jetzt ist die Zeit für mehr Bürgerbeteiligung“, sagt Thorsten Puttenat. „Wir geben kein klar definiertes Ziel vor, wir wollen ein Meinungsbild der Bürger und Nachbarn gewinnen.“ Mit einem Flugblatt will die Initiative zum Mitmachen motivieren. Zudem ist ein Informationsstand bei der Langen Ostnacht geplant. Rund um die Villa Berg sind auch drei so genannte Planungspicknicks beabsichtigt. Sie finden am 27. Juli, 18. August und 15. September nachmittags statt. „Das alles ist auch ein Demokratieexperiment“, sagt Puttenat.

Ziel der Initiative ist es, die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zur Villa Berg noch vor den Haushaltsberatungen an Oberbürgermeister Kuhn zu übergeben.