Maschinenbau in Deutschland: Techniker fixiert ein Maschinenteil – geplant wurde es von Ingenieuren. Deren Beschäftigung hat 2013 einen Höchststand erreicht. Foto: dpa-Zentralbild

Sie erwirtschaften nur sieben Prozent der Umsätze, haben aber sehr viele Ingenieure unter Vertrag: Maschinenbauer in Ostdeutschland. Viele Beschäftigte arbeiten bei Schuler, Kärcher, Dürr und Co.

Noch nie arbeiteten so viele Ingenieure im deutschen Maschinenbau wie in diesem Jahr. Der Anteil von Tüftlern und Forschern in ostdeutschen Unternehmen ist derweil erheblich höher als im Westen der Republik.

Stuttgart/Frankfurt - Spürbar steigender Wohlstand, sinkende Arbeitslosigkeit, bessere Bildungsergebnisse im Pisa-Test als in vielen Westländern: Ostdeutschland holt auf.

Auch in puncto Ingenieure hängt der Osten den Westen ab – zumindest wenn man eine der Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft, den Maschinen- und Anlagenbau, betrachtet. Nach einer Untersuchung des Maschinenbauerverbands VDMA in Frankfurt haben Betriebe zwischen Rostock und Zwickau mit 30 Prozent einen deutlich höheren Ingenieuranteil unter ihren Beschäftigten als die Unternehmen bundesweit. In Gesamtdeutschland kommt die Branche, die sich mit 1,1 Millionen Beschäftigten noch vor der Auto- und der Chemiebranche als größten industriellen Arbeitgeber Deutschlands bezeichnet, auf fast 17 Prozent Ingenieuranteil.

Hinter dem großen Unterschied steht eine strukturelle Unwucht zwischen Ost und West. In den 1990er Jahren haben in Ostdeutschland überdurchschnittlich viele Maschinenbaubetriebe dichtgemacht. Besonders die Produktion litt erheblich unter mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und der europaweit grassierenden Branchenkrise. Noch heute werden nur rund sieben Prozent der Branchenumsätze in Ostdeutschland erwirtschaftet.

Relativ ungeschoren kamen in den 1990er Jahren dank staatlicher Förderprogramme forschungsnahe Bereiche des Ost-Maschinenbaus davon. „Die vorhandene Ingenieurkompetenz, etwa innerhalb von Projekten mit Universitäten, konnte sich gut halten“, sagt Hartmut Rauen, Mitglied der VDMA-Hauptgeschäftsführung. Als Folge ist die Maschinenbaubranche im Osten heute sehr viel stärker als im Westen von Dienstleistern, etwa Ingenieurbüros, geprägt. Diese weisen traditionell eine sehr hohe Akademikerdichte auf.

Nicht mal ein Zehntel der Ingenieure sind Frauen

Firmen in Baden-Württemberg, einem der Stammländer des deutschen Maschinenbaus, sind mit Blick auf Ingenieure gut im Rennen. Der Pressen-Weltmarktführer Schuler kommt in Deutschland auf einen Tüftler-Anteil von 24 Prozent. Deutschlandweit arbeiten fast 1000 Ingenieure für die Göppinger. Für Kärcher aus Winnenden arbeiten rund 1260 Ingenieure – ein Anteil von knapp 13 Prozent, allerdings gemessen an der weltweiten Belegschaft. Der Anlagenbauer Dürr aus Bietigheim-Bissingen führt keine Statistik, bezeichnet seinen Ingenieuranteil aber als „hoch“. Allen Firmen gelingt es derzeit noch, ihren Bedarf an Akademikern in Ingenieurberufen zu decken, wenn auch „nicht mehr so einfach wie früher“, wie es heißt.

Insgesamt verheißt ein Maschinenbau-, Verfahrens- oder Elektrotechnikstudium recht rosige Jobaussichten. In der Branche wurden nach VDMA-Angaben in den vergangenen drei Jahren 16.000 neue Ingenieure eingestellt. 183.000 Ingenieure arbeiten derzeit im deutschen Maschinenbau. Nach VDMA-Angaben ist das ein Rekordwert. Die Nachfrage nach Ingenieuren werde auch mittelfristig hoch bleiben, sagte Rauen. Rund die Hälfte der Unternehmen erwartet laut VDMA-Zahlen weitere Einstellungen bei Ingenieuren. Der Frauenanteil bei Ingenieuren ist dagegen immer noch kläglich. 7,5 Prozent aller Tüftler sind 2013 weiblich. Immerhin steigt der Frauenanteil allmählich.

Generell bleibt ein Ingenieurjob aber krisensicher. Als die Branche in den Jahren 2008 und 2009 angesichts drastischer Einbrüche bei Auftragseingängen und Umsätzen Stellen streichen musste , wurde eine Berufsgruppe vergleichsweise geschont – Ingenieure. VDMA-Mann Rauen sagt: „Wenn man einen brauchbaren Ingenieur einmal hat, trennt man sich sehr ungern wieder von ihm.“