Seit zehn Jahren bringt die studierte Forstwissenschaftlerin Kristina Schreier im Infozentrum Kaltenbronn ihre Leidenschaft für Natur und Umweltbildung ein.
„Wald, Moor, Menschen, Umweltbildung – das wollte ich schon immer machen“, sagt Kristina Schreier mit Überzeugung.
Schon vor ihrer offiziellen Ernennung im Mai 2015 war sie im Infozentrum tätig und übernahm bald die kommissarische Leitung. Ihre fachliche Basis hat sie durch zahlreiche Zusatzqualifikationen vertieft: als zertifizierte Wald-, Umwelt- und Erlebnispädagogin, ergänzt durch Wildnispädagogik und „Philosophieren mit Kindern“.
Veränderte Besucherstruktur
Wandel gestalten – und begleiten „Das Wissen über die Natur nimmt ab“, so Schreier, die in den vergangenen Jahren eine veränderte Besucherstruktur beobachtet hat.
Klassische, naturkundlich orientierte Formate weichen zunehmend Mitmach-Angeboten mit Eventcharakter – von Kräuterwanderungen bis zur Heidelbeer-Tour. „Natur wird oft nur noch als Kulisse wahrgenommen, nicht mehr als etwas, das man verstehen muss.“
Das Miteinander ist herausfordernder geworden. „Gerade in der Corona-Zeit war das Infozentrum für manche eher eine Abladestelle für Frust – über das Wetter, fehlende Mülleimer oder das Loipenspurgerät.“ Doch trotz mancher Dissonanzen überwiegen für Schreier die positiven Erlebnisse. Besonders die „Wildniswochen“ für Kinder sind ihr ein Herzensanliegen: eine Woche lang toben, schnitzen, Feuer machen – Natur mit allen Sinnen erleben.
Außerschulischer Lernort
Moorstation – Lernen mitten im Moor Ein besonderes Highlight ist für sie die jüngst eröffnete Moorstation am Hohloh. Was einst als einfache Bauwagen-Idee begann, ist heute ein moderner außerschulischer Lernort mitten im Moorgebiet – mit direkter Verbindung zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit: dem Erhalt und der Revitalisierung der Moore.
Das Hochmoor am Kaltenbronn, im Herzen des nördlichen Schwarzwalds, ist ein einzigartiges, aber bedrohtes Ökosystem. Klimawandel und alte Entwässerungsmaßnahmen bringen seinen Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht – mit weitreichenden Folgen für Artenvielfalt und Klima.
„Alte Gräben lassen das Wasser abfließen, aber es kommt nichts mehr nach. Mit jedem trockenen Jahr stirbt das Moor ein Stück weiter“, erklärt Schreier. Dabei sind Moore wahre Klimaschützer und Zeugnisse einer Jahrtausende alten Landschaftsgeschichte.
Hier setzt das großangelegte Projekt LIFE MooReKa an – mit wissenschaftlicher Begleitung, gezielter Wiedervernässung und Öffentlichkeitsarbeit, die auch das Infozentrum Kaltenbronn maßgeblich mitgestaltet. Ausgebildete „Moor-Guides“ führen Besucher achtsam durch das Gebiet und machen ein stilles Wunder erlebbar, das mehr und mehr zu verschwinden droht.
Zusammenarbeit unverzichtbar
Bildung als Schlüssel zur Veränderung Umweltbildung ist für Schreier der zentrale Hebel, um Natur nachhaltig zu schützen. „Wenn wir nicht mehr wissen, warum wir etwas tun, werden wir es auch nicht mehr tun.“ Besonders Kinder seien offen und begeisterungsfähig – wenn man sie lässt. Umso erschreckender ist ihre Beobachtung: „Viele Drittklässler sind zum zweiten Mal in ihrem Leben im Wald.“
Das Infozentrum lebt von einem kleinen, engagierten Team: zwei halbe Fachstellen, fünf geringfügig Beschäftigte und einige Honorarkräfte stemmen gemeinsam ein umfangreiches Bildungs- und Veranstaltungsprogramm. „Ohne dieses Herzblut wäre das nicht möglich“, betont Schreier. Die Zusammenarbeit mit Gemeinden, Landkreisen, Forst und Naturschutzbehörden ist dabei unverzichtbar – auch wenn sie sich hier für die Zukunft mehr gemeinsames Denken wünscht: „Wir müssen raus aus dem Zuständigkeitsdenken und gemeinsam an Lösungen arbeiten.“
Ausblick: Weiterentwicklung mit Weitblick Die kommenden Jahre versprechen spannende Entwicklungen: Die Dauerausstellung „Die Natur am Kaltenbronn“ soll mit Unterstützung eines Leader-Förderprojekts neu konzipiert werden. Auch die Veranstaltungsformate für Familien stehen 2026 auf dem Prüfstand – denn genau hier sieht Schreier den Schlüssel für eine nachhaltige Sensibilisierung.
Ab Ende 2025 wird außerdem das Thema Moorrevitalisierung noch stärker in den Mittelpunkt rücken – als Bildungsauftrag, aber auch als Beitrag zum Klimaschutz.
Ein Satz, der es auf den Punkt bringt Was Kaltenbronn für sie bedeutet? Kristina Schreier muss nicht lange überlegen: „Kaltenbronn ist für mich ein kostbarer Schatz meiner Heimat, den ich den Menschen zeigen möchte – damit sie verstehen, wie wertvoll und schützenswert unsere Heimat ist.“