20 Personen sahen sich am Neckarufer die praktische Umsetzung der Maßnahmen an. Foto: Stadt Oberndorf

Hochwasserschutz, Renaturierung und Grünplanungsprojekte: Der Neckar stand im Zentrum der Infoveranstaltung mit anschließender Gewässerexkursion. Dabei sah man sich auch die praktische Umsetzung vor Ort an.

Den Neckar erlebbar machen und den Naturschutz stärken– darunter wollte Bürgermeister Matthias Winter die Planungskonzepte für den Bereich Altoberndorf und die Dollau eingeordnet wissen.

 

Bereits Ende 2023 wurden die Maßnahmen des Hochwasserschutzes in Oberndorf öffentlich vorgestellt. In der Folgeveranstaltung wurde der Fokus nun auf die Grünplanungsprojekte und Renaturierungsmaßnahmen gelegt.

Dabei ging es vorwiegend um die Erläuterungen der Siegerentwürfe für die Mehrfachbeauftragungen für Altoberndorf und die Dollau. Diese waren an den Stellwänden aufbereitet und zogen das Interesse der rund 50 Besucher auf sich.

Wie sich die erfolgreiche Umsetzung einer solchen Planungseinheit darstellt, darüber berichtete die Geoökologin Myriam Hombach vom Landschaftsarchitekturbüro Geitz & Partner, das vom Land mit den Renaturierungen des Neckars zwischen Oberndorf und Sulz beauftragt ist.

Was bislang geschehen ist

Einführend fasste der Verwaltungsleiter für Planen und Bauen der Stadt Oberndorf, Michael Lübke, zusammen, was die Stadt Oberndorf in Sachen Klimaschutz, Energiewirtschaft, Nachhaltigkeit und Umwelt bislang bewegt hat.

Dazu zählen die Teilnahme am European Energy Award mit ununterbrochener Zertifizierung, die Einrichtung einer Energiekommission, Energieberichte, das Klimaschutzkonzept und der Ausbau erneuerbarer Energien sowie städtische Sanierungsmaßnahmen, eine Radverkehrskonzeption, eine kommunale Wärmeplanung und das Generieren von Öko-Punkten, etwa durch das Alt- und Totholzkonzept entlang des Neckars.

Das ist in Altoberndorf geplant

Die Siegerentwürfe der Mehrfachbeauftragungen für Altoberndorf und die Dollau sollen nun weiterverfolgt werden und als Grundlage dienen im Zusammenhang mit der Umsetzung der obligatorischen Hochwasserschutz-Projekte.

In Altoberndorf sieht die Planungsstudie der Architekten Wick und Partner aus Stuttgart ein Gesamtkonzept vor, das Dorfkern-Sanierung, Wohngebiete und Verkehrslage integriert. Bezüglich der konkreten Neckar-Planung soll das Areal bei der Flößerhalle zentrale Aufmerksamkeit bekommen und eine deutliche Aufwertung erfahren, da es zahlreiche Möglichkeiten zur Umgestaltung birgt. Insel, Stege, Strand – so die planerischen Inspirationen am Neckartalradweg. Laut Stadtplaner Lübke müsse das aber Schritt für Schritt angepackt werden, um zu erkennen, was letztendlich möglich sein werde.

Die Pläne für die Dollau

In der Dollau hatte der Entwurf der Landschaftsarchitektin Elke Ukas aus Karlsruhe überzeugt, da dieser ganz konkrete Punkte beinhaltet, die in den Vorgesprächen thematisiert worden waren und denen vom Oberndorfer Gemeinderat Priorität zugeordnet wurde.

Klettersteig über den Neckar, Baumhäuser, Neckar-Strand mit Landschaftsterrassen, Inseln im Flussbett, Biergarten, Hochseilgarten, so die Ideenfülle von Elke Ukas, die viel Potential für eine Ausweitung der Freizeit-Infrastruktur auf dem idyllischen Gelände am Neckartalradweg sieht.

Hohe Fördersätze

Laut Stadtplaner Lübke liegen die Fördersätze für die Neckarrenaturierung sehr hoch. Darin liegt seiner Meinung nach auch die Chance für Kommunen, so umfangreiche, multifunktionale Projekte wie die Aufwertung der Dollau anzugehen.

Angesprochen wurde die Verträglichkeit von Ökologie und Freizeitangeboten in den beiden Planungsstudien. Sowohl Bürgermeister Matthias Winter als auch Michael Lübke verwiesen auf die bewusste Trennung von naturnahen und aktiven Bereichen im Wettbewerb.

Die Umgestaltung des Neckars

Im dritten Teil der Informationsveranstaltung erläuterte die Geoökologin Myriam Hombach das Projekt: „Naturnahe Umgestaltung des Neckars zwischen Oberndorf-Aistaig und Sulz“, das bereits realisiert ist und auch das erste Hochwasser überstanden hat.

Als Folge von Gewässeruntersuchungen sieht die EU-Wasserrahmenrichtlinie Strukturmaßnahmen im Neckar vor. Der besagte Abschnitt zählt zur Programmstrecke, wird vom Regierungspräsidium umgesetzt und mit Landesfördermitteln finanziert. Da die angrenzenden Flurstücke im Besitz des Landes Baden-Württemberg sind, waren die Voraussetzungen zur Realisierung gegeben.

Defizite schon 2011 festgestellt

Bei einer Erhebung war man bereits 2011 auf defizitäre Strukturen im Neckar aufmerksam geworden. Für die schlechte Bewertung waren vor allem die fehlenden Habitate für Fische ausschlaggebend. Zudem verhinderte die massive Verbauung des Neckarufers mit Flussbausteinen und Pflasterungen im Planungsgebiet eine eigendynamische Entwicklung des Fließgewässers.

In den Fokus gestellt wurden die Schaffung von Lebensräumen für Fische, wie Kiesbänke als Laichplätze, Unterstände aus Totholz und Wurzelstöcken, Kolke und Tiefrinnen für Niedrigwasserzeiten, Bepflanzungen für Beschattung. Ein weiteres Augenmerk lag auf der Initiierung von eigendynamischen Entwicklungen durch Erdarbeiten am Ufer und den Einbau von Strömungslenkern.

Drei Teilabschnitte

Insgesamt waren drei Teilabschnitte vorgesehen, um die naturnahe Umgestaltung des Neckars erfolgreich zu realisieren. So wurden im ersten Abschnitt, der auf der Oberndorfer Gemarkung liegt, Überflutungsflächen für Hochwasser angelegt, da sich hier der Neckar stark eingetieft hat und von einem engen Flussbett bestimmt wird. Buhnen aus Totholz tragen nun der Artenvielfalt und den Fischen Rechnung, Störsteine wirken sich auf die Strömungsgeschwindigkeit aus, und Kiesdepots gleichen den Substratmangel aus.

Auf eine ganz andere Dimension trifft man im zweiten Abschnitt, der an der Grenze zur Sulzer Gemarkung beginnt. Dabei bestimmen deutlich größere Ausbuchtungen, Inseln, massive Störsteinstrukturen, Steinbuhnen, hufeisenförmige Strukturen das das neue Bild des Neckars. Gezielt umgelenkt wurde die Strömung, die Böschung komplett weggenommen und mit biologischem Material Befestigungen errichtet.

Umsetzung angeschaut

Beim dritten Abschnitt handelt es sich um einen zugeschütteten Altarm des Neckars auf Sulzer Gemarkung. Aufgrund von noch laufenden Untersuchungen des Erdreichs sowie des Grundwassers konnte noch nicht mit der Bauausführung begonnen werden.

20 Personen – darunter Bürgermeister Matthias Winter sowie einige ehrenamtliche Funktionsträger – machten sich dann mit der Planerin Myriam Hombach auf den Weg zum Neckarufer, um die praktische Umsetzung zu begutachten.