Bei der Einwohnerversammlung stellte die BayWa r.e. ihre Erweiterungspläne für den Langenbrander Windpark vor. Der Gemeinde winken Pachteinnahmen, den Anwohnern ein Strombonus.
Seit etwas mehr als einem Jahr stehen zwischen Langenbrand und Waldrennach vier Windräder. Betreiberin ist die BayWa r.e. Wind GmbH. Von Anfang an war klar, dass das Unternehmen in Richtung Langenbrand weitere Anlagen errichten möchte. Die Firma hat dafür einen städtebaulichen Vertrag mit der Gemeinde Schömberg abgeschlossen. Nun wurde bekannt, dass die BayWa r.e. geänderte Pläne verfolgt.
Aus diesem Grund kamen mit Projektleiter Luke Kelly und Regionalbüroleiter Markus Lurz am Dienstagabend zur Einwohnerversammlung zwei Firmenvertreter ins Kurhaus. Etwa 70 Schömberger kamen dorthin, die Stühle waren nicht einmal zur Hälfte besetzt. In früheren Jahren hatte das Thema Windkraft sowohl Gegner als auch Befürworter mobilisiert und emotionalisiert. Dass das am Dienstag nicht so war, liegt vielleicht daran, dass die BayWa r.e. nun nur noch zwei weitere Windräder bauen möchte. Bisher waren drei geplant.
Neues Projekt Es geht dabei um ein Gebiet nördlich von Langenbrand, nördlich des früheren Windrades und südlich der jetzigen Anlagen. Gegenüber den früheren Planungen strebt die BayWa r.e. aber Änderungen an. Die nördlichste geplante Anlage werde entfallen, erklärte Kelly. Der Standort liege zu tief und sei deshalb nicht wirtschaftlich. Die beiden übrigen geplanten Anlagen will er Richtung Süden verschieben, auf etwas höher gelegene Standorte. Die beiden Windräder hätten einen Abstand von mindestens 1350 Metern zur Langenbrander Wohnbebauung.
Laut Kelly möchte die Firma auf Windräder vom Typ Enercon E175 setzten. Die haben eine Gesamthöhe von 249,5 Metern. Laut Kelly erzeugen die Anlagen zusammen 27 800 Megawattstunden Strom pro Jahr. Das reiche für 7000 Haushalte.
Gemeinde profitiert Die Verschiebung der Anlagen nach Süden hat für Schömberg einen Vorteil. Sie lägen auf einem gemeindeeigenen Flurstück. Dadurch könnte Schömberg pro Jahr 100 000 Euro an Pacht einnehmen. Die genaue Höhe hänge unter anderem vom Ertrag und der Einspeisevergütung ab, so Lurz. In dieser Summe sei die finanzielle Beteiligung der Kommunen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz inbegriffen. Eine Pacht für die bisherigen Anlagen bekommt Schömberg nicht, obwohl drei Windräder auf dessen Gemarkung stehen. Die Flächen gehören aber ForstBW. Die Pacht geht also ans Land.
Die direkten Anwohner könnten nun ganz direkt profitieren. Statt eines Bürgerstormtarifs wie bisher, will die BayWa r.e. künftig auf einen Bonus setzten. Den bekommt jeder Haushalt im Umkreis von drei Kilometern um die Anlagen. Und zwar unabhängig davon, ob er bei der BayWa Kunde ist oder nicht. 100 Euro gibt es pro Jahr. Das Angebot gilt zehn Jahre. Alle in Frage kommenden Haushalte würden angeschrieben, sagte Kelly. Darüber hinaus gibt es wie bisher für alle Bürger die Möglichkeit, sich über ein Crowdfunding zu beteiligen und so zu profitieren. Für den aktuellen Park werden die Anteile über sieben Jahre mit 5,5 Prozent jährlich verzinst.
Visualisierungen Einen ersten Eindruck davon, wie die neuen Windräder von verschiedenen Punkten aus zu sehen sind, gaben Visualisierungen, welche Lurz und Kelly mitgebracht hatten. Da die geplanten Windräder näher an Langenbrand stünden, sind sie von dort auch deutlicher zu erkennen.
Wie ertragreich sind die bisherigen Anlagen? Lurz erklärte, dass der Ertrag der bisherigen Windräder im ersten Jahr hinter den Erwartungen zurück geblieben sei – um etwa 20 Prozent. „Damit sind wir nicht zufrieden“, sagte er. Die Gründe seien ein windschwacher Winter und eine Drosselungen bis zum Abschluss der Schallvermessungen diesen Juli. Trotzdem seien 38 000 Megawattstunden erzeugt und damit 9500 Haushalte versorgt worden. Wenn die Windräder komplett still stünden, könnte das mehrere Gründe haben: Schutz der Fledermäuse zu Brutzeiten; Wartungs- und Reparaturarbeiten; eine Netzüberlastung, wenn die Sonne scheint und die vielen PV-Anlagen massig Strom einspeisen.
Verzicht auf WC-1? Ein Bürger wollte wissen, ob die BayWa auf Anlagen in einem möglicherweise vom Regionalverband ausgewiesenen Vorranggebiet WC-1 verzichte. Dieses Gebiet ist größer als die Fläche, welche die BayWa jetzt im Auge hat. Dort könnten eventuell weitere Anlagen entstehen. Aktuell sei nichts weiter geplant, so Lurz. Mehr könne er nicht sagen. Bürgermeister Matthias Leyn erklärte zudem, dass man über die Abmessungen von WC-1 mit dem Regionalverband in Abstimmungen sei.
Wie geht es weiter? Die BayWa r.e. strebt nun die nötigen Genehmigungen für die beiden Anlagen an. Ein Baubehinn ist für 2028 geplant, die Inbetriebnahme für 2029. Allerdings muss der Gemeinderat den geänderten Plänen erst noch zustimmen, betonte Leyn - und dann gegebenenfalls einen Pachtvertrag abschließen.