Viele Interessierte fanden den Weg in die Stadthalle im Backsteinbau Foto: Merk

Starkregen kann überall zuschlagen – doch wie gut ist Sulz vorbereitet? Eine neue Analyse zeigt Risikogebiete auf und gibt konkrete Handlungsempfehlungen.

Bürgermeister Jens Keucher betonte zu Beginn die Relevanz des Themas: Die Stadt Sulz und ihre Ortsteile haben leidvolle Erfahrungen mit Starkregenereignissen gemacht, wie beispielsweise vor einem Jahr in Holzhausen oder 2023 beim Hangrutsch am Angelika-Wössner-Stift.

 

Deshalb sei es so wichtig, die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren, so Keucher. Die aufmerksamen Zuhörer in der Stadthalle im Backsteinbau sollen auch als Multiplikatoren dienen, damit das Thema so viele Menschen wie möglich erreicht.

Das Planungsbüro Winkler und Partner aus Stuttgart war beauftragt worden, in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Wasserwirtschaftsamt das Starkregenrisiko der Stadt Sulz zu prüfen. Joachim Liedl war stellvertretend anwesend und präsentierte die Ergebnisse.

Drei Phasen der Analyse

In seiner Präsentation erläuterte er die verschiedenen Phasen des Projekts. Zuerst stand eine Gefährdungsanalyse an. Hierzu dienten mit Laserscannern aufgenommene, dreidimensionale Geländemodelle. Daraus hat die Universität Freiburg die so genannten „Oberflächenabflusskennwerte“ erhoben.

Mit diesen Daten wurden verschiedene Szenarien am Computer simuliert. Dabei entstanden Karten, die auch auf der Internetseite der Stadt eingesehen werden können. Darauf sind verschiedene Starkregenereignisse dargestellt. Wenn 47 Liter pro Stunde auf einen Quadratmeter regnen, wird dies als seltenes Ereignis bezeichnet. Ab 64 Litern pro Quadratmeter, die stündlich fallen, handelt es sich um ein außergewöhnliches Phänomen, das etwa einmal in hundert Jahren vorkommt. Extremereignisse beginnen ab 128 Litern pro Stunde und Quadratmeter – das entspricht etwa einer Badewanne voll Wasser.

Brennpunkte wurden identifiziert

Als nächster Schritt wurde eine Risikoanalyse durchgeführt, um festzustellen, wo die Brennpunkte liegen. In Abstimmung mit der Verwaltung, der Feuerwehr und den Ortsvorstehern wurden diese in Ortsbegehungen identifiziert. Besonders betrachtet wurden dabei Schulen, Seniorenheime, die Stromversorgung und die Verkehrsinfrastruktur.

Versicherungsstatus prüfen

Die Veranstaltung bildet nun den Auftakt zur dritten Phase und den konkreten Handlungskonzepten. Ein zentraler Baustein ist die Information der Bürger und Grundstückseigentümer. Joachim Liedl gab dazu einige Hinweise. Man müsse zuerst feststellen, welche Gefährdung für die eigene Lage und Umgebung besteht. Dies könne man in den zuvor erwähnten Karten einsehen. Wichtig sei auch, den eigenen Versicherungsstatus zu prüfen, so der Geograf.

Die Karten waren ausgestellt. Foto: Merk

Es helfe, Versickerungsflächen zu erhalten und wenn möglich zusätzliche Wasserspeicher anzulegen. Ebenso sollte man sich bewusst sein, was man im Keller lagert. Wenn darunter gefährliche Stoffe oder hochwertige Objekte sind, sollte man sich Gedanken darüber machen, wie man diese schützen kann.

Starkregen kommt oft ohne Vorwarnung

Insgesamt müsse jeder persönlich das eigene Risiko abschätzen und mögliche Schwachstellen an seinem Gebäude identifizieren. Da Starkregen keine Vorwarnzeit hat, lohnt es sich, vorzusorgen. Kellerlichtschächte und -zugänge können erhöht, druckdichte Fenster und Türen installiert werden. Dies fällt unter die permanenten Objektschutzmaßnahmen. Zudem lohnt es sich, regelmäßig die Rückstausicherung im eigenen Kanalsystem überprüfen zu lassen. Zu den weniger kostspieligen Maßnahmen zählen die altbewährten Sandsäcke.

Bevor es zu den Fragen der Besucher kam, wies Bürgermeister Keucher auf die verschiedenen Infomaterialien hin, die auslagen und auch auf der städtischen Website unter „Leben und Wohnen“ digital hinterlegt sind.

Feuerwehr gut aufgestellt

Stadtbrandmeister Florian Karl wurde gefragt, inwieweit die Feuerwehr für solche Ereignisse aufgestellt sei. Er erklärte, dass stets 1000 gefüllte Sandsäcke bereitliegen und die schnelle Abstimmung mit dem Energieversorger und dem Bauhof im Katastrophenfall gewährleistet sei.

Zum Abschluss konnten die Interessierten mit Joachim Liedl und Achim Süss, Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts des Landratsamts, direkt in Kontakt treten. Die beiden erklärten die ausgestellten Starkregenrisikokarten im Detail und gingen auf die Fragen der Besucher ein.