Biber wie diesen gibt es auch bei Rust: Der tierische Baumeister ist im Taubergießen wieder heimisch. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die tierischen Baumeister leben nun wieder im Taubergießen. Eine Informationsveranstaltung zu den Rückkehren hat im Ruster Naturzentrum rund 50 Menschen angezogen. Etwa 20 Biber-Paare leben im Naturschutzgebiet, erklärte Referent Tobias Kock.

 
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Über die rund 50 Zuhörer, darunter auch einige Lehrer, Jäger und Landwirte, freute sich Zentrumsleiter Alexander Schindler ganz besonders: „Einen solchen Publikumszuspruch haben wir bei unseren Veranstaltungen selten.“ Fachkundiger Referent des Abends war Tobias Kock, denn mit ihm beschäftigt das Freiburger Regierungspräsidium einen eigenen Biberbeauftragten. Der kam gleich zur Sache.

Einst gab es 50 Millionen Biber in Europa – doch war im vorigen Jahrhundert nur noch eine klägliche Restmenge zumeist in Norwegen und Russland zurückgeblieben – vor allem wegen der menschlichen Bejagung. Besonders begehrt war neben den dichten Pelzfellen auch das Fleisch – wegen des geschuppten Plattschwanzes war der Biber sogar als Fischgericht an katholischen Freitagen toleriert. Darüber hinaus fand das „Bibergeil“, auch Castoreum genannt, als Drüsen-Duftsekret Verwendung in der Parfümerie.

Keine Feinde außer dem Menschen

Seit den 1960er-Jahren wurden Wiederansiedlungsversuche und Auswilderungen unternommen, mit guten Erfolgen, vor allem in Bayern. Dort sind jetzt wieder immerhin rund 22 000 Biber heimisch geworden. Und im Naturschutzgebiet Taubergießen? Dort schätzt Kock den neuen Bestand auf immerhin bis zu drei Reviere mit bis zu 20 Paaren – Tendenz steigend. Denn längst gehören Biber zu den streng geschützten Arten. Sie haben außer den Menschen keine natürlichen Feinde mehr.

Wahrhaft tierische Baumeister sind mit den Bibern ins Taubergießen zurückgekehrt. An Gewässern errichten sie ihre ausgehöhlten Biberburgen aus Holz und Schlamm mit Unterwasser-Eingang und konstruieren auch Staudämme für mehr Wasser. Als reine Vegetarier sind sie jedoch keine Gefahr für den Fischbestand oder sonstiges Getier.

Zu einem Vortrag über die Rückkehr des Bibers im Naturzentrum Rheinauen kamen rund 50 Menschen.

Allerdings: Sie nagen bevorzugt junge Bäume nicht nur für ihre Bauten ab, sondern ernähren sich auch von deren Rinden, Ästen und Laubwerk, wenn sie mal dank ihrer kräftigen Nagezähne die Bäume gefällt haben. Das schmeckt natürlich weder Landwirten noch Förstern. Doch die können Einzelbäume im Biber-Revier mit Maschendraht oder Elektrozäunen schützen.

Angerichteter Schaden ist vergleichsweise gering

Vergrämen kann man Biber nur schwer, wenn sie einmal da sind. Doch weit wandern die Tiere nicht zum Fressen und Fällen, denn an Land sind Biber unbeholfen und langsam. Gelegentlich werden Uferböschungen an Straßen oder Bahngleisen unterhöhlt und ausgespült. Doch dagegen gibt es Abschirmungsmaßnahmen, wenngleich kostenträchtig. Kock betonte, dass die Biber vom angerichteten Schaden bei Weitem nicht mit den vermehrungsfreudigen Bisamratten zu vergleichen sind.

Künftige Konflikte mit den Bibern zeichneten sich am spannenden Vortragsabend noch nicht ab. Da gab es nur Fachfragen und keine Kritik am Naturschutz. Vom Biber betroffene Landwirte oder Jäger, nun frühzeitig informiert, können jederzeit Rat einholen – sogar im Regierungspräsidium direkt bei Tobias Kock.