Gut besucht war die Info-Veranstaltung im Kubus. Foto: Schwarz

"Fragen um das Lebensende" – welch große Bedeutung dieses Thema hat, zeigte das sehr zahlreich erschienene Publikum bei einem Infoabend im Nagolder Kubus.

Nagold - Mario Gotterbarm und Ulrich Mansfeld begrüßten die Zuhörer im Namen der Veranstalter, VHS und Urschelstiftung. Der seit 2015 wirkende Arbeitskreis "Sterben in Würde" der Urschelstiftung hat sich des Themas angenommen im Bewusstsein, dass Sterben und Tod in unserer Gesellschaft mit etlichen Unsicherheiten und Fragen besetzt sind; zudem war nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Paragraf 217 der gesellschaftliche und politische Diskurs um das Sterbehilfegesetz aktuell ins Blickfeld geraten.

Mitglieder des Arbeitskreises und örtlich bestens vernetzte Experten beleuchteten das sensible Thema aus ihrer Sicht und diskutierten sehr engagiert und ernsthaft Ideen und Fragen der interessierten Besucher: Jutta Benz vom stationären Hospiz, sowie Susanne Braun von der Diakonie-Station für den Pflegebereich, Uli Haag und Uli Hartmann für die stationäre und ambulante Medizin, Matthias Walter als Seelsorger, sowie Martin Link als praktizierender Jurist. Sie stellten sich den Fragen des Moderators Mario Gotterbarm und denen des Publikums.

24- Stunden-Bereitschaftsdienst

Breiten Raum nahmen Fragen ein zum Stationären Hospiz St. Michael, in dessen Team neben pflegerischer und ärztlicher Betreuung die Seelsorge kompetent vertreten ist. Außerdem wurden die Möglichkeiten der ambulanten Hospizgruppe in Nagold beleuchtet; sie ist mit einem 24- Stunden-Bereitschaftsdienst ansprechbar und hält sich auch für akute Notfallsituationen bereit.

Zur Sprache kamen auch die vielfältigen und sehr effektiven Möglichkeiten von ärztlicher pflegerischer und seelsorgerischer Begleitung im Bereich der Palliativmedizin. Nicht nur Linderung von Schmerzen und körperlicher Not, sondern Geduld, Zuhören, Zuwendung und Mitgefühl am Ende des Lebens seien die Anliegen guter palliativer Begleitung. Somit könnten die Ängste vor qualvollem Sterben genommen werden.

Im Mittelpunkt aller angesprochenen Aspekte standen jedoch der eigene Wille der Menschen am Lebensende, ihre Selbstständigkeit und ihr Recht, ihre Würde bis zum Schluss zu bewahren.

Patientenverfügung wichtig

Die Bedeutung einer aktuellen Patientenverfügung (Unterlagen sind erhältlich beim Stadtseniorenrat) welche nicht unabdingbar notariell zu beglaubigen sei, und die den Willen des Betroffenen detailliert darstellt und damit Sicherheit für Angehörige und Akteure am Lebensende gibt, wurde sehr betont. Zuvor sei jedoch das Gespräch in der Familie, mit dem Hausarzt oder auch dem Seelsorger dringend geboten und wegweisend.

Das Sterben und die Beschäftigung mit dem Tod begännen mitten im Leben, denn er gehöre zum Leben dazu und verlöre seine Schrecken, wenn man sich aktiv damit beschäftige.

Jedoch sei nicht alles minutiös planbar, wie Amtsrichter Link darlegte, aber das Vertrauen in ein breit gefächertes Hilfsangebot in Nagold verspräche doch Sicherheit für diese Situationen.

Mit großem Engagement

Die Menschen in der ambulanten und stationären Pflege nebst den unzähligen familiären Pflegesituationen wirkten mit aller-größtem Engagement. Personalmangel und finanzielle Engpässe häufen sich jedoch, etwaige Probleme könnten im Pflegestützpunkt des Landkreises Calw angesprochen werden.

Wichtig sei am Lebensende auch die Betreuung der Angehörigen; pflegerische, hausärztliche, sowie die seelsorgerische Begleitung werden in Nagold erfolgreich angeboten und wahrgenommen.

Mit einem Appell, das eigene Lebensende als natürlichen Abschnitt eines erfüllten Lebens zu betrachten, sich darauf einzulassen und auf die vielfältigen Unterstützungsangebote in Nagold zu vertrauen mündete der Abend noch in etliche Einzelgespräche der vielen Besucher mit den Experten.