Volles Haus bei der Infoveranstaltung zum Nahwärmekonzept Egenhausen mit Gründung der „Egenhausen Wärme GmbH). Foto: Stadler

Zum ersten Schritt einer gemeinsamen Reise Richtung klimafreundliche Nahwärmeversorgung in Egenhausen hatten die Initiatoren Stefan Mast, Michael Schuler und Stefan Tittl in die Silberdistelhalle eingeladen.

Bürgermeister Sven Holder eröffnete den Informationsabend zur Nahwärmeversorgung in Egenhausen in der vollbesetzten Halle und signalisierte grünes Licht durch den Gemeinderat, der das Projekt unterstütze.

Holder nannte das von den Initiatoren Stefan Mast, Michael Schuler und Stefan Tittl in der darauffolgenden Stunde vorgestellte „Nahwärmekonzept für Egenhausen“ eine echte und gute Alternative für zukünftiges Heizen.

Reihum erläuterten die drei Initiatoren ihr Vorhaben. Heizungsbauer Stefan Mast sprach über die Gründung der „Egenhausen Wärme GmbH“ und einer geplanten Nahwärmeversorgung mit Hackschnitzel-Heizzentrale. Von hier aus, geplant ist ein Standort an der Silberdistelhalle, soll die Wärme über Leitungen, Übergabestationen und Wärmetauscher bei geringem Wärmeverlust in die Häuser führen. Wer im Anschlussgebiet wohnt, könne sich mit einer Mindesteinlage von 2000 und höchstens 250 000 Euro an der „Egenhausen Wärme GmbH“ beteiligen. Sobald eine Rendite erwirtschaftet wird, soll diese bei fünf Prozent gedeckelt und darüber hinaus auf den Wärmepreis umgelegt werden.

Neubau an Silberdistelhalle

Der seit kurzem in Egenhausen wohnende Heizungsbaumeister Stefan Tittl, der bei der Weiler Wärme in Pfalzgrafenweiler arbeitet, erklärte die technische Seite. Der Neubau der Heizzentrale mit Lagerraum soll im Bereich des Kücheneingangs der Silberdistelhalle unterirdisch angelegt werden. Er sprach von etwa drei wöchentlichen Hackschnitzellieferungen mit 40 Kubikmetern pro Lastwagen, im Sommer etwa alle zwei bis drei Wochen.

Die Leistung der im ersten Schritt geplanten Anlage mit 950 Kilowatt reiche für alle kommunalen Gebäude plus 55 weitere Häuser. Die angestrebte hochwertige Kesseltechnik erlaube das Verbrennen von Hackschnitzeln, Baumschnitt, Restholz und Tannenbäumen. Neben der Einbindung der Schreinerei Rath, sprach Tittl über den Bau eines Holzgas-Blockheizkraftwerks, dem Anlegen eines Häckselplatzes und der Option weiterer Kessel in der Spielberger und Altensteiger Straße sowie den Einsatz einer Wärmepumpe.

Hackschnitzel aus ortsnaher Herkunft

Schuler, neben seinem landwirtschaftlichen Betrieb Verantwortlicher für die Landschaftspflege, thematisierte die Brennstoffversorgung mit Hackschnitzeln und ihre mögliche ortsnahe Herkunft.

Vorgestellt wurden die favorisierten Trassen I, von der Silberdistelhalle, entlang der Hauptstraße, vorbei an der Schreinerei und dem örtlichen Rathaus, Richtung Altensteiger Straße und die Trasse II (Sonnenreute, Sommer- und Winterstraße, Grabenstraße). Für weitere zwei Trassen Stauchberg, Grabenstraße, Vorderer Hubweg sowie Altensteiger Straße, Hummelbergweg, Geißwiesen wurden Konzepte vorgestellt.

Die Investitionskosten werden auf rund 2,5 Millionen geschätzt. Förderanträge wurden bereits gestellt. Mit Anschlusskosten von 3000 Euro muss für die Leitung bis zehn Metern Länge zwischen Straße und Haus gerechnet werden.

10 000 Euro Kosten für Anschluss geschätzt

Für die Übergabestation mit Wärmetauscher bis 50 Kilowatt Leistung ist mit weiteren 3000 Euro zu rechnen. Mast geht von insgesamt rund 10 000 Euro aus, die abhängig vom Aufwand, für den Umbau der Heizungstechnik je Privatgebäude anfallen. Hierbei fördere das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bis zu 40 Prozent der Kosten.

Für Wärmebezieher sollen die Grundkosten bei monatlich 50 Euro liegen und die Verbrauchskosten zwischen 11 und 13,5 Cent je Kilowattstunde. Anfang 2024 sollen parallel zum Glasfaser die Leitungen für die Nahwärme verlegt werden und die Heizzentrale soll nächstes Jahr im April an den Start gehen.

Themen aus der Diskussionsrunde

Pellets: In der sich anschließenden Diskussion wurde geklärt, dass keine Pellets verwendet werden. Auf die Frage nach Konzepten, falls Holz nicht mehr verheizt werden dürfe, erklärte Stefan Tittl, dass es auch dann Alternativen geben werde und eine Umstellung für die bereits an die Nahwärme Angeschlossenen dann leichter sei. Abfallholz (A2 und A3) werde, da nicht genehmigungsfähig, in Egenhausen nicht verbrannt.

Anschlusspflicht: Für stille Teilhaber, aber auch für Hausbesitzer, die eine Nahwärmeleitung in den Keller legen lassen, werde keine Anschlusspflicht bestehen. Es werde für stille Teilhaber keine Mindestverzinsung geben. Der ortsnahe Standort bei der Silberdistelhalle bietet geringere Wärmeverluste, auch wegen der Höhenlage. Falls mehrere Trassen realisiert werden, sollen weitere kleine Heizzentralen im Ort gebaut werden.

Lärm: Einer Bürgerin war es wichtig, dass der Kindergarten bei der Anlieferung von Hackschnitzeln nicht gestört werde. Laut Lärmgutachten werde es für die Anwohner keine Beeinträchtigungen durch die Heizungsanlage geben, da diese im Keller eingebaut werde.

Versorgungssicherheit: Auch in längeren kalten Wintern werde es für die angeschlossenen Häuser keine Wärmeeinbußen geben, da die „Egenhausen Wärme GmbH“ die Wärmelieferung gewährleisten und auch Notheizungen einrichten werde.