Mit einem Info-Abend wollten der Versorger ENRW und seine Partner der Energiekrise den Kampf ansagen. Viele Verbraucher verpassten aber die Tipps.
Kreis Rottweil - Bürgermeister Ralf Broß wunderte sich kurz. "Es scheint eine Konkurrenzveranstaltung zu geben". mutmaßte er in seiner Begrüßung. Nur zwei bis drei Dutzend Interessierte waren am Montagabend zum Info-Abend im Rottweiler "Kapuziner" gekommen. Zu diesem hatte der Rottweiler Energieversorger ENRW das Jobcenter, die Energieagentur des Landkreises, die Heizungs-Innung sowie die Stadt Rottweil geladen, um zu allen Aspekten der Energiekrise zu informieren.
Broß änderte wegen der weitgehend leeren Sitze kurzerhand das Prozedere. Statt Vorträge auf der Bühne zu halten, nahmen die Experten an Stehtischen im Saal Aufstellung und warteten dort auf Fragen der Besucher.
Warten ist die schlechteste Lösung
Interessante Antworten hatten sie alle parat. So gab Christian Hanusch, Leiter Kundenservice der ENRW, Tipps, wie man sich bei einem Zahlungsrückstand verhalten sollte. "Zögern Sie nicht, melden Sie sich bei uns." Zahlungsaufschub, Ratenzahlung, alles möglich, erklärte Hanusch. Doch nur, wenn man die Hemmschwelle überwinde. "Warten ist das Schlechteste, was man machen kann."
Auf Vertrauen setzt auch Simone Zeller, Geschäftsführerin des Jobcenters. "Wir übernehmen für Empfänger von Arbeitslosengeld II die Energiekosten", sicherte sie zu. Einzige Voraussetzung sei, dass die Kosten plausibel sind. Wem das eigene Einkommen nicht ausreiche, der solle unbedingt nachprüfen, ob ein Anspruch auf Wohngeld besteht. "Im Internet finden Sie einen Wohngeld-Rechner", riet sie. Er findet sich unter bmwsb.bund.de – Suchfunktion nutzen!
Zudem fungiere das Jobcenter auch bei anderen Fragen als Zwischenstück. Zum Beispiel könne die Behörde den Kontakt zu einer Schuldnerberatung herstellen.
Glühlampen endlich entsorgen und durch LED ersetzen
Mit konkreten Tipps zum Energiesparen wartete Wolf Halter auf, Niederlassungsleiter der Energieagentur des Landkreises Rottweil. Fürs warme Wasser zum Beispiel: Duschen statt baden, Perlatoren in die Wasserhähne einsetzen, das sind die Grundlagen. Um Strom zu sparen, sollten alle Glühbirnen ersetzt werden durch LED-Lampen. Genau kalkulieren müsse man, bevor man ältere Haushaltsgeräte ersetzt. "Mit einer Waschmaschine, die nur einmal pro Woche läuft, lässt sich eben nicht viel sparen", warnte Halter.
Friedwald Ganter, Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klimatechnik Tuttlingen-Rottweil, berichtete von Personalmangel in der Branche, langen Liefer- und Wartezeiten. Eine neue Heizungsanlage einzubauen, führe nicht immer zu Ersparnissen, warnte er. "Viele stehen sich mit der Anlage am besten, die sie schon haben." Da schloss Ganter auch Gasheizungen ein.
Spargedanke muss in die Köpfe
Steffen Philippin, Abteilungsleiter bei der ENRW, konnte vermelden, dass die Gasspeicher der Republik aktuell zu fast 95 Prozent gefüllt sind. Sorge bereitet ihm etwas anderes: Dass Energie gespart werden müsse, sei in den Köpfen noch gar nicht angekoimmen. "Aber jede Kilowattstunde Gas, die ich privat spare, hilft der Industrie, über den Winter zu kommen."