Symptome von Corona sind unter anderem Husten, Schnupfen, Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Muskelschmerzen. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Es ist zwar Sommer, trotzdem husten und schniefen derzeit viele – und melden sich krank. Auch das Corona-Virus hat daran seinen Anteil. Hausärzte in Baden-Württemberg haben mehr mit Atemwegsinfekten zu tun, als zu dieser Jahreszeit üblich.

Husten, Schnupfen, Halsweh, Fieber, Abgeschlagenheit – mit diesen Symptomen haben derzeit in Baden-Württemberg, aber auch im Rest von Deutschland viele Menschen zu kämpfen. Anrufe bei drei Hausärzten in Stuttgart und der Region ergeben: Die Praxen haben derzeit mehr Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen als sonst zu dieser Jahreszeit in ihren Wartezimmern.

 

Da seien viele „normale Erkältungen und Sommergrippen drunter“, aber verstärkt auch wieder Corona-Erkrankungen, so der Arzt aus Schorndorf. Die Stuttgarter Ärztin ist froh, dass telefonische Krankschreibungen inzwischen dauerhaft möglich sind. „Ich rate jedem, der bei uns mit Erkältungssymptomen auftaucht oder anruft, sich zu testen“, fügt der Hausarzt aus Esslingen hinzu.

Corona-Test machen nur noch wenige

Doch die meisten Leute testen sich gar nicht mehr. Auch die genauen Fallzahlen werden nicht mehr ermittelt, Corona-Erkrankungen sind schließlich nicht mehr meldepflichtig. Dennoch gibt es Indikatoren, aus denen ersichtlich ist, dass die Zahl der Infektionen seit ein paar Wochen wieder steigt.

So kann man die Entwicklung im vom Umweltbundesamt und dem Robert Koch-Institut (RKI) gemeinsam erfassten Abwassermonitoring erkennen. Bereits seit Mitte Mai ist laut RKI ein Anstieg der Viruslast zu beobachten. Auch die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen mit Covid-19 ist laut RKI in den vergangenen vier Wochen gestiegen. Insgesamt geht das RKI derzeit von mehr als 4,1 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung aus. Schwere Verläufe gebe es aber nur selten.

Die Zahlen der Krankenkassen deuten ebenfalls auf eine zumindest kleine Sommerwelle hin. Bei der AOK etwa fielen im Februar 146 221 Versicherte wegen akuten Atemwegsinfektionen aus, 2276 davon hatten sich nachweislich mit dem Corona-Virus angesteckt. Im März, April und Mai sackten die Krankmeldungen wegen Corona auf im Schnitt gut 600 ab. Seit Juni gibt es mit 1344 bzw. bereits 1566 Ausfällen in den ersten beiden Juli-Wochen wieder einen deutlichen Anstieg. Einen leichten Anstieg verzeichnet auch die Barmer.

In den vergangenen Jahren hat es laut Experten immer wieder Sommerwellen gegeben. Wie es in den nächsten Wochen weitergehe, könne man nicht sagen, so der Schorndorfer Arzt. Anfang September, wenn viele Menschen aus dem Sommerurlaub zurückkämen, könnten die Infektionen allerdings nach oben schnellen.

Krankenstand so hoch wie nie

Insgesamt hat sich die Zahl der Krankmeldungen im ersten Halbjahr 2024 laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) erneut erhöht. Mit durchschnittlich 9,6 Tagen sei das Rekordergebnis vom ersten Halbjahr 2023 noch einmal übertroffen worden, so die TK weiter. Damals waren es 9,5 Tage, 2022 nur 9,1. Der häufigste Grund für eine Krankmeldung war mit 24 Prozent eine Erkrankung der Atemwege, darunter fällt auch eine Corona-Infektion. Jeder TK-Versicherte fiel demnach im ersten Halbjahr durchschnittlich 2,3 Tage wegen einer Erkältungsdiagnose aus.

„Die Junizahlen zeigen, dass der Krankenstand aufgrund von Erkältungsdiagnosen gegenüber Mai etwas ansteigt. Da könnte eine leichte Sommerwelle auf uns zurollen“, sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Sie gehe davon aus, dass die Menschen nach wie vor mit entsprechenden Symptomen eher zuhause blieben als vor der Corona-Pandemie. Auch sei es kein Fehler, die dabei erlernten Hygieneregeln anzuwenden.

Nach Erfahrung der Stuttgarter Hausärztin haben viele Kranke inzwischen nicht nur öfter, sondern auch deutlich länger mit Symptomen wie Husten und Schnupfen zu tun als früher. Sie vermute, dass das Immunsystem so mancher ihrer Patienten nicht mehr so widerstandsfähig sei, etwa weil sie während der Pandemie weniger Kontakte hatten – zu Menschen und somit auch zu Erregern.

Honig und Ingwer sind gut fürs Immunsystem

Ihre Empfehlung: das Immunsystem stärken, unter anderem durch viel Bewegung im Freien, gesunde Ernährung – sowie mit Hilfe von natürlichen Methoden. So seien Shots aus frischem Ingwer, heiße Zitrone mit Honig und Hühnersuppe empfehlenswert. Auch die Nahrungsergänzungsmittel Zink und Selen könne man als Immun-Booster nutzen.

Habe man einen Erkrankten um sich, sei es ratsam, auf Abstand zu gehen, Hygieneregeln einzuhalten und auch Masken zu tragen. Experten empfehlen Masken zudem wieder in öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn viele um einen herum schniefen und husten. Und was gib es für die Arbeit zu beachten? Zwar besteht keine Pflicht mehr, mit Symptomen zuhause zu bleiben. Doch wer sich krank fühlt, kuriert sich auch jetzt am besten daheim aus und vermeidet Kontakte.