Sie präsentieren das 45. Jahrbuch des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, von links: der zweite Vorsitzende Edgar Tritschler, der Vorsitzende Rupert Kubon, Gabriele Eckert und Schatzmeister Werner Blum. Foto: Heinig

Auch im zu Ende gehenden Jahr fielen beim Geschichts- und Heimatverein Villingen (GHV) viele Vorträge, Treffen und ­Exkursionen aus. Nicht aber das Verfassen von 24 spannenden Aufsätzen: Das 45. Jahrbuch ist gerade erschienen und ab sofort im Villinger Buch­handel und an der Tourist-Information im Franziskaner erhältlich.

VS-Villingen - Das Cover des 140 Seiten starken Werkes zieren die beiden Theatermasken "Komödie und Tragödie", einst gemalt von Richard Ackermann und von unbekannten Stickerinnen auf den roten Theatervorhang des Theaters am Ring übertragen, als das noch ein Kino war. Die Redakteure Edgar Tritschler und Ute Schulze fanden die ziemlich ramponierten Originale im Depot des Franziskanermuseums und ließen sie fototechnisch aufhübschen. Entstanden ist ein beeindruckendes Titelbild, das auf die Geschichte über 80 Jahre Theater am Ring hinweist.

Flucht von Freiburger Studenten vor der Pest im 14. Jahrhundert

Innen drin widmen sich historisch versierte Autoren, zumeist Vereinsmitglieder, interessanten Themen. Da geht es um das Graffitiprojekt auf dem SABA-Gelände vor dem Abriss aller Gebäude, um die Flucht von Freiburger Studenten vor der Pest im 14. Jahrhundert nach Villingen, um Spuren der Habsburger, von denen es, so viel sei schon verraten, in Villingen nicht viele gibt, oder um die Wandmalereien im einstigen Hotel "Schwert" in der Gerberstraße. Es wird des langjährigen GHV-Vorsitzenden Werner Huger und des Kirchenmusikers Bernd Boie gedacht, der erste doppelstädtische Verein, die Modellflieger VS, und die Deutsch-Französische Gesellschaft kommen zu Wort, und Gerhard Ächtners maßstabsgetreue Modellbaureihe wird vorgestellt. Zuletzt entstand in seiner Werkstatt das Obere Tor mit den angrenzenden Gebäuden, wofür er sogar originale Sandsteine auftrieb.

Nicht ohne Stolz druckte die Redaktion die (positive) Rezension von Detlef Herbner zum 2019 erschienenen GHV-Sonderdruck "Die Benediktiner in Villingen" ab, das Mundartgedicht "So wie mir" von Helmut Hauger und die subjektiven Erinnerungen an das Kriegsende in Villingen von Hans-Jörg Kindler, zu Lebzeiten auch bekannt als "Trixini". Ein Jahr ohne Fasnet ist in Villingen auch im negativen Sinne etwas Besonderes. Mit der alternativen "Schaufenster-Kumedi" sorgten die Einzelhändler mit ihren Auslagen für ein wenig Fasnetstimmung, auch das wird im Jahrbuch textlich und bebildert festgehalten.

Ausschnitt aus Tagebuch eines holländischen Fremdarbeiters

Der dritte von vier Teilen aus dem Tagebuch des holländischen Fremdarbeiters in Villingen, Thijs Jonker, die Vorstellung des "Spanischen Mantels" als Strafgerät der Rechtsbarkeit des 18. Jahrhunderts, Beispiele der Denkmalförderung in Villingen und die aktuelle Entstehung des neuen Landratsamt-Verwaltungsgebäudes "An der Brigach" machen den Inhalt des neuen Jahrbuches rund.

Um mit allen Auflagen seit 1973 nicht nur von interessierten Lesern, sondern auch von anderen historischen Vereinen und der Wissenschaft auffindbar zu sein, erweiterte der GHV seine Homepage um die Funktion "digitales Archiv". Im Buch wird dessen Handhabung erklärt. Lesenswert ist auch die Auswertung einer Mitgliederbefragung. Daraus ergab sich überwiegend Zufriedenheit mit dem Angebot, aber auch der Wunsch nach mehr eintägigen Exkursionen. Den 2022 erfüllen zu können, darauf hofft der Vorstand angesichts der nicht enden wollenden Coronapandemie inständig.

Info: Bezugsquellen

Das 45. Jahrbuch des Geschichts- und Heimatvereins ist in allen Villinger Buchhandlungen, an der Tourist-Information und bei der Geschäftsstelle im Münsterzentrum zu bekommen. Es kostet – "nicht kostendeckend" (Schatzmeister Werner Blum) – 15 Euro, Mitglieder erhalten das Buch gratis.