Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (rechts) im Gespräch mit Impflingen im Kreisimpfzentrum in Meßstetten. Foto: Müller

Der Mann, der maßgeblich für die Impfkampagne in Deutschland steht, hat sich am Freitag ein Bild von dessen Umsetzung im Zollernalbkreis gemacht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußerte sich im Gespräch mit den Mitarbeitern zur Impfkampagne.

Meßstetten - Die Menschen, die am Freitagmittag im Kreisimpfzentrum (KIZ) in Meßstetten ihre Impfung gegen Covid-19 bekommen haben, staunten nicht schlecht, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn durch die ehemalige Zollernalbkaserne schritt. Und anders als in Mössingen flog hier auch kein Ei in Richtung des Bundesgesundheitsministers, beziehungsweise seinem Auto. 

Vor der Halle hatten sich laut Polizei zwischen 50 bis 60 Menschen eingefunden, die überwiegend der sogenannten Querdenkerszene zugeordnet wurden. Eine Anmeldung für die Versammlung lag nicht vor. Die Polizei musste einzelne Menschen abdrängen, um Spahn die Abfahrt zu ermöglichen.

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Impfzentren hat Spahn schon viele gesehen, doch eher am Anfang der Impfkampagne in Deutschland, als es viele Probleme zu bewältigen gab. Fünf Wochen vor Schließung der Kreisimpfzentren zieht der stellvertretende Leiter Marco Pscheidt ein positives Fazit. In den vergangenen acht Monaten wurde der Ablauf immer wieder optimiert und ökonomisiert – Schwäbische Effizienz eben. Aus ursprünglich kalkulierten 750 Impfungen täglich wurden an Spitzentagen bis zu 1400. "Sie erleben hier Impfen auf höchstem Niveau", lobte Impfarzt Martin Sander das Meßstetter Kreisimpfzentrum, "und das nicht nur weil der Standort auf 940 Meter liegt".

Zwischen 300 und 350 Impfungen täglich

Aktuell werden im Kreisimpfzentrum zwischen 300 und 350 Impfungen täglich durchgeführt. In den vergangenen Tagen ist die Nachfrage laut Pscheidt wieder ein wenig gestiegen, was an der Änderung der Coronaverordnung in Baden-Württemberg liegen könnte. Auch die Anzahl der Kinder unter den Impflingen sei gestiegen, wenn auch recht verhalten.

In einer Gesprächsrunde suchte Spahn das Gespräch mit den Akteuren der Coronakrise im Zollernalbkreis: Mitarbeiter im Kreisimpfzentrum, Ärzte, Apotheker, Helfer von DRK und Feuerwehr. "Ihnen möchte ich Dankeschön sagen und zurückblicken, was wir in den vergangenen acht Monaten geleistet haben", sagte Spahn. "Wir können nicht alles von Berlin aus steuern, die vielen Helfer auf verschiedenen Positionen in den Landkreisen sind die Stärke Deutschlands."

Schließung unverständlich

Die Stärke in dieser Impfkampagne, das sind zweifelsohne die Kreisimpfzentren. Unverständlich für viele sei daher, dass diese zum 30. September geschlossen werden – gerade vor dem Vordergrund der anstehenden Drittimpfungen von besonders vulnerablen Gruppen. "Wenn wir die KIZ dicht machen, kommen wir im Januar nicht mehr nach", meinte der medizinische Leiter der Einrichtung, Heinz-Jürgen Haug. Die Coronaimpfungen hätten in den Arztpraxen zu Störungen im Ablauf gesorgt, während in den eingespielten Impfzentren Kapazitäten frei waren. "Es gibt auch andere Krankheiten als Corona, die in den Praxen sonst auf der Strecke bleiben", mahnte Ute Landenberger.

Spahn weiß davon, wollte aber dennoch an den März diesen Jahres erinnern: Damals wurde händeringend eingefordert, dass endlich die Hausärzte und Betriebsärzte mitimpfen dürfen. Dennoch – einige Impfzentren werden auf Halte bleiben, es könne gut sein, dass sie nochmals essenziell werden können.

Bitte an den Besuch aus Berlin

DRK-Kreisverbandschef Heiko Lebherz trug eine Bitte an den Besuch aus Berlin heran: Dem Bevölkerungsschutz – jetzt dringend gebraucht in der Pandemie und in der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz – solle mehr Bedeutung und Mittel zugespielt werden. Eine Sache, die Spahn ganz genauso sieht. Innen- und Gesundheitsministerium werden künftig in Sachen Katastrophenschutz enger zusammenarbeiten. "Wir werden Lehren aus der Pandemie ziehen und künftig vorbereitet sein".