In dem historischen Tabakschopf aus dem 19. Jahrhundert in Schutterzell wird gerade Wohnraum geschaffen. Foto: Wolf

Eine junge Familie will sich in einem historischen Bauwerk ihren Wohntraum verwirklichen. Für die Landesregierung ist es ein Leuchtturmprojekt. Ministerin für Wohnen Nicole Razavi stattete dem ambitionierten Projekt einen Besuch ab.

Von weitem betrachtet, wirkt der historische Tabakschopf nicht wie ein künftiges Wohngebäude. Das acht Meter breite und gut 15 Meter hohe Gebäude ist ein Kulturdenkmal, steht für die lange Tradition des Tabakanbaus in der Rheinebene.

 

Steht man dann jedoch unmittelbar vor dem Holzbau, wird deutlich: Die Umbauarbeiten sind in vollem Gang. Die Bauherren Alexandra Lunow und Andreas Hauser wollen hier mit ihren drei Kindern einen Wohntraum verwirklichen.

Dass das auch in einem denkmalgeschützten Tabakschopf aus dem 19. Jahrhundert möglich ist, glauben nicht nur die Besitzer. Auch die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi (CDU), und Claus Wolf, Archäologe und Leiter des Landesamts für Denkmalpflege, sind davon überzeugt. Vor Ort verschaffen sich die beiden einen Eindruck vom bisherigen Baufortschritt, den Schwierigkeiten des Projekts und geben den Startschuss für die Neuauflage des Förderprojekts „Wohnen im Kulturdenkmal“.

Förderungen sollen das historische Erbe bewahren

Ohne dieses Förderprogramm hätten sie das Projekt Wohnen im Tabakschopf nie angehen können, erklärt Bauherrin Lunow. Gut 800 000 Euro dürfte das Projekt bis zum Einzug – der frühestens im kommenden Frühjahr ansteht. Immer wieder seien jedoch unerwartete Probleme hinzugekommen, berichtet Bauherr Hauser der Ministerin und ihrer Entourage.

Der Zustand des Holzes sei schlechter als gedacht gewesen und auch das Fundament musste ausgebessert werden. Diese und weitere „Überraschungen“ hätten die Kosten steil nach oben getrieben. Um das Projekt überhaupt finanzieren zu können, haben sich Lunow und Hauser bei „Wohnen im Kulturdenkmal“ beworben – als „Leuchtturmprojekt“.

Millionen Euro für historische Gebäude

Das Programm des Landes war 2022 gestartet. Insgesamt 2,6 Millionen Euro wurden in neun „Leuchtturmprojekte“ wie das in Schutterzell gesteckt, 33 weitere „Konzepte“ wurden gefördert, informiert das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen. „Es hat uns überrascht, wie gut das Programm angekommen ist“, erklärt Ministerin Razavi. Aus diesem Grund werde das Förderprogramm neu aufgelegt. Mit ihrem Besuch in Schutterzell fällt gleichzeitig dafür der Startschuss.

Das Land verspricht sich von „Wohnen im Kulturdenkmal“ viel. Baden-Württemberg zähle zu den Bundesländern mit den meisten Kulturdenkmäler in Deutschland verdeutlich der Denkmalpflegeamtsleiter Wolf. „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, denkmalgerechten Wohnraum in Kulturdenkmalen zu schaffen“, ist er überzeugt. So blieben Bauwerke wie der historische Tabakschopf erhalten. „Das ist Denkmalschutz im besten Sinne“, so Wolf. So sieht es auch die Ministerin und dankt den Bauherren: „Ohne ihr Engagement und ihre Unterstützung wäre es nicht möglich, das kulturelle Erbe unseres Landes als einen lebendigen Wissensschatz an künftige Generationen weiterzugeben.“

Historisches Bild bleibt erhalten

Und wenn alles klappt wie geplant, wie wohnt es sich dann in dem historischen Erbe? Der künftige Wohnraum befindet sich nur auf einer Hälfte des Schopfes. Das Erdgeschoss bleibt dabei unangetastet. In den oberen drei Stockwerken befinden sich dann die Wohnräume. Das besondere: Es wurde eine „Wohnbox“ eingebaut. Die hält 80 Zentimeter Abstand zu den Außenwänden des Tabakschopfs, erklärt Bauherrin Lunow. Das äußere Erscheinungsbild bleibt so gewahrt.

Die Fördermöglichkeiten

„Wohnen im Kulturdenkmal“ fördert die Erstellung von Konzepten zur denkmalverträglichen Wohnnutzung von Kulturdenkmalen (Instandsetzung, Umnutzung, Ausbau) sowie „Leuchtturmprojekte“, die Wohnraum schaffen. Letztere können mit maximal 300 000 Euro gefördert werden. Anträge können bis zum 30. Juni beim Landesamt für Denkmalpflege eingereicht werden.