Frank Jahraus ist der letzte ehrenamtliche Kreisbrandmeister in Baden-Württemberg. Ende Februar 2026 wird er sich in den vorzeitigen Ruhestand verabschieden.
Eine Feuerwehr im Landkreis Freudenstadt ohne Kreisbrandmeister Frank Jahraus ist für viele nur schwer vorstellbar. Aus „persönlichen Gründen“ hat er jetzt aber seinen vorzeitigen Rückzug als Kreisbrandmeister und Brandschutzsachverständiger im Landratsamt verkündet. Nach seinem 64. Geburtstag Ende Februar 2026 ist deshalb Schluss.
Begleitet hat ihn das Thema Feuerwehr nahezu sein ganzes Leben. Seine Feuerwehrkarriere startete Jahraus im Alter von 13 Jahren, als er in die Jugendfeuerwehr seines Heimatortes Linkenheim-Hochstetten eintrat. Die Tätigkeit bei der Feuerwehr machte ihm so viel Spaß, dass schnell der Wunsch entstand, Berufsfeuerwehrmann zu werden.
Jahraus ließ sich deshalb zum Bauschlosser ausbilden. Denn der Eintritt in die Berufsfeuerwehr setzte eine handwerkliche Berufsausbildung voraus. Ein Einstellungsstopp bei der Berufsfeuerwehr in Karlsruhe zwang ihn auf Umwege. Im Karlsruher Gefängnis absolvierte Jahraus eine weitere Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten. Sieben Jahre ist er dort geblieben – bis sich doch noch die Chance auf eine zweijährige Ausbildung zum Feuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr in Pforzheim ergab. Der folgte eine Anstellung bei der Landesfeuerwehrschule Bruchsal als Ausbilder und Lehrer.
Eine zweijährige Weiterbildung und Qualifizierung ebnete den weiteren Weg: Im Landratsamt Karlsruhe übernahm Jahraus das Amt des stellvertretenden Kreisbrandmeisters, bevor sich im Jahr 2007 die Chance ergab, als Brandschutzsachverständiger und Kreisbrandmeister in den Landkreis Freudenstadt zu wechseln.
Große Verbundenheit zu „seiner“ Feuerwehr
Bis zur Änderung des Feuerwehrgesetzes im Jahr 2009 war ein Kreisbrandmeister grundsätzlich im Ehrenamt tätig, erst mit der Reform wurde er hauptamtlich angestellt. Wer zu dieser Zeit bereits Kreisbrandmeister in Baden-Württemberg war, konnte wählen: Jahraus entschied sich fürs Ehrenamt. Inzwischen ist er der letzte noch ehrenamtlich tätige Kreisbrandmeister im Amt.
„Ich wollte immer mit dem Ehrenamt auf einer Stufe stehen“, begründet Jahraus seine Entscheidung von damals, die er bis heute nicht bereut hat. Die große Verbundenheit zu „seiner“ Feuerwehr zeigt sich auch darin, dass er den Großteil der Namen „seiner“ 2160 aktiven Kameraden – darunter 130 Frauen und 670 Jugendliche sowie 480 Alterskameraden – kennt.
Sämtliche Auszeichnungen und Ehrungen, die bei der Feuerwehr verliehen werden, hat Jahraus während seiner Dienstzeit erhalten. Dennoch war es nicht immer leicht. Ein Burnout hatte ihn vor einigen Jahren über Monate aus der Bahn geworfen. Darüber spricht Jahraus ganz offen.
Auch die grundsätzlich zu führenden Diskussionen und der Kampf um die Anschaffung neuer Feuerwehrfahrzeuge – etwa 80 waren es in seiner Zeit als Kreisbrandmeister – seien aufgrund der oft finanziell angespannten Situation anstrengend gewesen und hätten ihm oftmals die Kräfte geraubt.
Fahrten in Partnerlandkreis ein Highlight
Positiv erinnert sich Jahraus dagegen an die Einführung der digitalen Alarmierung für alle Hilfs- und Rettungsorganisationen und auch an den bei seiner Stabsstelle angesiedelten Arbeitskreis der Hilfs- und Rettungsorganisationen.
Ein Highlight waren für ihn die inzwischen 25 Fahrten in den Partnerlandkreis Tomaszowski, die er begleitet hat. Insgesamt 14 ausrangierte Feuerwehrfahrzeuge und unzählige Hilfsgüter hat er nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs mit seinen Kameraden über die Grenzen gebracht. Auf einer der Fahrten, die er alleine angetreten hat, wäre er beinahe überfallen worden. Nur der beherzte Druck aufs Gaspedal und das sofortige Schließen der Türen retteten ihn seinerzeit vor einem bewaffneten Überfall.
Bei Hilfstransporten sind Freundschaften entstanden
„Eigentlich könnte ich ein Buch schreiben über all das Erlebte“, sagt Jahraus, der bei seinen vielen Besuchen in Tomaszowski Freundschaften geschlossen hat, die noch immer bestehen. Noch in diesem Jahr wird er den Partnerlandkreis deshalb ganz privat besuchen.
Reisen und Menschen besuchen, die ihm wichtig sind, will Jahraus auch im Ruhestand. Außerdem freut er sich auf Ausfahrten mit seinen Unimogs. Sie sind sein Hobby und haben ihn seit jeher fasziniert. Eine Fahrt zum Nordkap mit dem Unimog steht ziemlich weit oben auf der Wunschliste.