Im Prozess um die Entführung der fünfjährigen Lara hat die Mutter den Aufenthaltsort des Mädchens nicht preis gegeben. Foto: dpa

Gezerre um Lara. Seit der Geburt streiten sich die Eltern um das Kind. Trauriger Höhepunkt: die Entführung durch die Mutter an einen unbekannten Ort. Die Folge: Lara hat jetzt weder Vater noch Mutter.

Stuttgart - Ein Jahr nach der Entführung der kleinen Lara in Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) bleibt ihre Mutter länger in Haft als bisher angenommen. Das Landgericht Stuttgart bestätigte am Montag im Berufungsprozess eine Verurteilung wegen Kindesentzugs und gefährlicher Körperverletzung und erhöhte die Haftstrafe um ein knappes halbes Jahr auf nun drei Jahre und drei Monate.

Die 36-Jährige hatte vorige Woche erstmals zugegeben, ihre Tochter im Oktober 2014 entführt zu haben. „Eine höhere Strafe haben Sie sich nur durch Ihr spätes Geständnis erspart“, sagte die Vorsitzende Richterin Monika Lamberti bei der Urteilsverkündung.

Doch wo ist die Fünfjährige? Diese Frage blieb unbeantwortet. Wie schon beim ersten Prozess vor dem Amtsgericht Ludwigsburg machte die angeklagte Mutter dazu keine Angaben. „Sie versauen sich ihr Leben“, sagte Richterin Lamberti, „weil Sie meinen, Sie sind allmächtig“. Irgendwann werde Lara Fragen stellen. Unter dem Strich habe das Kind jetzt weder Mutter noch Vater.

Stets „das Beste für das Kind“ gewollt?

An das Wohl des Mädchens habe die Mutter bei ihrer Tat jedenfalls nicht gedacht. Die Verteidiger der 36-Jährigen hatten argumentiert, ihre Mandantin habe stets das Beste für das Kind gewollt. Sie habe das Gefühl gehabt, Lara vor ihrem Vater beschützen zu müssen.

Die Entführung Anfang Oktober 2014, bei der die 36-Jährige Unterstützung eines bis heute Unbekannten hatte, war nur der traurige Höhepunkt einer von Zoff geprägten Beziehung. Die Frau selbst oder ihr Helfer sprühten der neuen Lebensgefährtin von Laras Vater Pfefferspray ins Gesicht, entrissen ihr das Kind und verschwanden - wohl Richtung Polen.

Seit der Geburt von Lara bekriegen sich ihre Eltern auf das Übelste. Zig Gerichte haben sich schon mit ihrem Streit befasst. Die Anwürfe reichten bis hin zu Missbrauchsvorwürfen der 36-Jährigen gegen Laras Vater. Beide lernten sich im Internet kennen, verheiratet waren sie nie. Das Sorgerecht für Lara liegt derzeit beim Vater - aber auch dazu stehen noch weitere Gerichtsentscheidungen an. Lara wurde zuvor auch schon mehrfach quasi entführt. Mal in die eine Richtung, mal in die andere. „Es muss Ihnen doch klar gewesen sein, was das alles für ein Kind bedeutet“, sagte Lamberti, wohl auch in Richtung des Vaters.