Ein Bild der Friedensglocke: Momentan hängt diese noch in der St. Franziskuskirche. Foto: Gollasch

Die Leihglocke der Schwenninger St. Franziskuskirche wird zurück in die tschechische Heimat gegeben. Das hat der Schwenninger Kirchengemeinderat einstimmig beschlossen. Steht die St. Franziskuskirche dann ohne Glocke da?

Kirchenglocken sind ein zentrales Bild der Kirche und beinhalten eine große religiöse Bedeutung. Wie sehr diese jedoch auch für Frieden stehen, wird jetzt an einem Schwenninger Beispiel klar.

Im Zweiten Weltkrieg mussten ab März 1940 aus allen Teilen des Deutschen Reiches Kirchenglocken auf staatliche Anordnung zugunsten der Rüstungsindustrie eingeschmolzen werden. 1942 traf es auch die Schwenninger Glocke der St. Franziskuskirche.

Leihglocke stammt aus dem Jahr 1507

An diese Stelle rückte eine Leihglocke aus dem tschechischen Oldrisov (früher Odersch). Diese soll jetzt wieder in ihre Heimat zurückgebracht werden.

Eine historische Bedeutung habe die Glocke, sowohl aufgrund ihres Alters, denn sie wurde 1507 gegossen, als auch aufgrund der Verbundenheit zu dem Ort ihrer Herkunft. Die tschechische Gemeinde Oldrisov wurde 1234 gegründet und die Glocke sei das einzige Zeugnis der ehemaligen Pfarrkirche des Ortes. Sie soll jetzt in der neuen Pfarrkirche Maria Geburt wieder läuten.

Neue Glocke wird im Juni gegossen

Das Projekt der Friedensglocken wurde vom Bischof Gebhard Fürst der Diözese Rottenburg-Stuttgart ins Leben gerufen. Wo es sinnvoll, und von den empfangenden Gemeinden erwünscht ist, sollen die Leihglocken an die betreffenden Kirchen in Polen und Tschechien zurückgeführt werden. Die abgebende Kirchengemeinde erhält dann eine neue, die als Zeichen der Versöhnung als Friedensglocke geweiht wird. Der Kirchengemeinderat von St. Franziskus und Mariä Himmelfahrt haben sich einstimmig für die Rückgabe der Glocke ausgesprochen. Nun kümmert sich eine Arbeitsgruppe um die organisatorischen Details.

Diana Mlinarek (von links), Lothar Schropp, Pfarrer Michael Schuhmacher und das Ehepaar Gabriela und Thaddäus Gollasch kümmern sich in der Arbeitsgruppe um das Projekt der Friedensglocke. Foto: Schölzel

Die neue Glocke der St. Franziskuskirche soll im Juni bei der Glockengussfirma Bachert in Neunkirchen neu gegossen werden. Kostenpunkt: 20 000 Euro. Die Kosten, die für die neue Glocke entstehen, wird die Diözese übernehmen, alle Kosten, die mit baulichen Maßnahmen für den Ein- und Ausbau der Glocken erforderlich sind, fallen auf die Kirchengemeinde zurück. Die Glockenweihe beider Glocken – sowohl der alten, als auch der neuen – soll am 24. September erfolgen, dafür komme sogar eine Delegation aus Oldrisov sowie Weihbischof Thomas Maria Renz. Anlässlich des 130. Weihjubiläums der St. Franziskuskirche am 1. Oktober soll die neue Glocke erstmals erklingen.

Ein Zeichen des Friedens

„Wir wollen etwas zurückgeben“, erklärt Pfarrer Michael Schuhmacher den Schritt. Dabei gehe es nicht um Reparationen oder Wiedergutmachung. „Es geht um Versöhnung und den Frieden“, zeigt sich Schuhmacher froh ob des Projektes. Der Friede habe heutzutage ja eine besondere Bedeutung.