In dieser Baulücke soll das Haus entstehen. Foto: Thomas Fritsch

Ein Bauherr plant, in einer Baulücke in der Calwer Badstraße ein Haus mit sieben Wohnungen zu errichten. Grundsätzlich ist der Gemeinderat dafür. Viele hätten es aber gerne kleiner.

Wohnraum ist seit Jahren knapp. Erst Anfang des Jahres erregte eine Studie Aufmerksamkeit, laut der bundesweit aktuell rund 550 000 Wohnungen gebraucht würden. Das errechnete das Pestel-Institut auf Basis des Zensus 2022.

 

Entsprechend begrüßen Verwaltung und Bauschuss grundsätzlich das Vorhaben eines Bauherrn, in einer Baulücke in der Calwer Badstraße, nahe der Fußgängerbrücke über die Nagold, ein Wohnhaus mit sieben Wohnungen errichten zu wollen.

So weit, so gut – wäre da nicht die Gestaltungssatzung

Das Gebäude soll ein Garagengeschoss auf Ebene der Badstraße, drei Vollgeschossen und ein Dachgeschoss bekommen. Aufgrund des dortigen Gefälles liegen die drei unteren Geschosse rückwärtig im Hang.

So weit, so gut – wären da nicht das Baugesetzbuch, die Gestaltungssatzung für Calws historischen Ortskern und die Einschätzungen des Gremiums.

Paragraf 34 des Baugesetzbuches gibt unter anderem vor, dass, wenn nichts anderes festgelegt ist, ein Neubau sich in Sachen Größe und Bauweise in die nähere Umgebung einfügen muss.

Wird gebaut, muss es ins Bild passen

Die Gestaltungssatzung für den historischen Ortskern trat im April 2024 in Kraft und basiert auf der Analyse einer Expertin für Denkmäler. Diese bezeichnete im Jahr 2022 Calws Stadtbild als „Hochkaräter“ im Land und identifizierte 207 Kulturdenkmäler sowie 88 erhaltenswerte Gebäude in der Innenstadt.

In der Satzung wurde unter anderem festgeschrieben, wie Gebäude im Bereich der Innenstadt gestaltet sein dürfen und was wiederum untersagt ist. Dabei wurde der Bereich in zwei Zonen, A und B, unterteilt – einen „strengeren“ (Zone A) und einen „weniger strengen“ Bereich (Zone B).

Die Baulücke, um die es in diesem Fall geht, befindet sich in Zone B. Doch auch hier gilt: Wird gebaut, muss es ins Bild passen. Und die nähere Umgebung sei durch stattliche Gebäude wie das heutige „Haus der Kirche“ geprägt.

Ausschussmitglieder sehen noch anderes Problem

Die Verwaltung sieht die meisten Kriterien erfüllt, forderte aber auch bereits Nachbesserungen. Die Fassade zur Straße hin wirke beispielsweise nicht harmonisch. Aber: „Es geht nicht darum, grundsätzlich das Bauvorhaben zu verhindern“, betonte Andreas Quentin, Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen, im Bauausschuss. Zudem bestehe Baurecht.

Der Bauherr lieferte seinerseits bereits einen Verbesserungsvorschlag in Form von Faschen, gestalterisch abgesetzten Umrahmungen der Fenster und Türen.

Die Ausschussmitglieder sahen jedoch noch ein anderes Problem: „Das scheint mir da zu groß, zu mächtig“, meinte etwa Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw). Er sei generell immer dafür, wenn Wohnraum entstehe. Aber „das ist ein sensibler Bereich“, sagte er mit Blick auf das Stadtbild.

„Enorm teuer, in so einen Hang reinzubauen“

Udo Raisch (CDU) hakte beim Bauherren nach: Gäbe es ein wirtschaftliches Problem, wenn das Gebäude kleiner würde? Ein Vertreter der Baufirma erwiderte, es sei „enorm teuer, in so einen Hang reinzubauen“. Und ja, werde es zu klein, sei „das Gebäude irgendwann nicht mehr rentabel für uns“. Er versprach aber, das zu prüfen.

Das entsprach auch dem Wunsch anderer Räte, darunter Gudrun Mogler (SPD), Johannes Schwarz (Grüne) und Dieter Kömpf (Freie Wähler).

Peter Drenckhahn (AfD) meinte dagegen, wenn man das Gebäude immer weiter verkleinere, steige auch der Quadratmeterpreis immer mehr. Er war sogar dafür, die bereits eingeplante Verringerung der Höhe um zehn Zentimeter wieder zurückzunehmen.

Reichen die Parkplätze?

Jürgen Ott und Peter Schaber (Gemeinsam für Calw) sorgten sich zudem um die Parkplatzsituation. In der Garage sind sechs Stellplätze vorgesehen, ein weiterer Stellplatz an der nördlichen Seite.

Ott meinte, in der Garage gehe es recht eng zu. Er fürchtete, dass dadurch mancher an der Straße parken werde, wo der Parkdruck ohnehin bereits hoch sei. Schaber fragte, ob nicht tiefer in den Berg gegraben werden könnte, um mehr Plätze zu schaffen.

„Mit jedem Zentimeter, den wir reingehen in den Berg, steigen die Kosten immens“, entgegnete der Vertreter der Baufirma. Und die geplanten Stellplätze würden der Norm entsprechend, sagte er an Ott gewandt. Dennoch versprach er, auch dieses Thema nochmals mitzunehmen.

Die Firma wird ihren Entwurf nun überarbeiten. Dann berät erneut der Bauausschuss.