Die Angeklagten sollen hochwertige Fahrräder in Bisingen und Gauselfingen gestohlen haben. Foto: Polle

Man kennt einander, spricht die gleiche Sprache, kommt aus dem gleichen Land – und hilft einander, wenn es klemmt. Aber wenn es um gemeinschaftliche Einbruchsdiebstähle geht, hört der Spaß auf. Vor allem, wenn man gefasst wird.

Hechingen/Bisingen/Burladingen - So geschehen mit drei Rumänen, die laut Anklage der Staatsanwaltschaft in zwei Fällen teure E-Bikes und Mountainbikes entwendet haben sollen.

Wert von fast 100 000 Euro

Der Wert der Diebesware: insgesamt fast 100 000 Euro. Ein Beschuldigter, Jahrgang 1981, geboren in Bacau/Rumänien, derzeit in U-Haft, muss sich seit Mittwoch vor dem Hechinger Amtsgericht verantworten. Laut Anklage geht es um "schweren Bandendiebstahl in zwei tateinheitlichen Fällen". Demnach war der 40-Jährige mit seinen beiden Kumpanen in der Nacht vom 11. zum 12. Oktober 2020 in den "Bike-Park" in Gauselfingen eingebrochen und hatte dort zwölf hochwertige E-Bikes und Fahrräder entwendet, zudem Teile im Gesamtwert von 85 322 Euro. Damit nicht genug: In der Nacht vom 25. zum 26. November 2020 brach das Trio auf dem Gelände der Lebenshilfe in Bisingen in die Fahrradwerkstatt der ISBA ein und nahm drei Pedelecs, vier Fahrräder und ein paar Ladegeräte mit – im Gesamtwert von 12 600 Euro.

Angeklagter will keine Angaben machen

Ein Geständnis hätte die Urteilsfindung wohl erleichtert. Das Problem dabei: Der Angeklagte ließ durch seinen Verteidiger mitteilen, dass er keine Angaben machen wolle. Demnach mussten Zeugen gehört werden, hauptsächlich Landsleute des Angeklagten. Das war nicht einfach wegen der sprachlichen Barrieren. Zudem hatte ein Zeuge mitgeteilt, dass er krank sei. Das Angebot, sich dennoch zur Verhandlung zu "schleppen", schlug Richter Wührl "angesichts der angespannten Corona-Lage" aus. Die schriftliche Aussage zu verlesen, lehnte der Verteidiger ab.

Ein zweiter Zeuge, ebenfalls Rumäne, Leiter einer Zusteller-Agentur aus Sigmaringen, gab an, den hier Angeklagten nicht zu kennen, dafür aber einen Anderen aus dem Trio. Der habe für ihn gearbeitet, sei aber mit dem Firmen-Transporter – einem weißen Mercedes Vito – unter anderem bis nach Frankfurt auf eigene Kappe gefahren. Man habe ihn entlassen müssen. Das Transportfahrzeug für das Diebesgut? Die Auswertung des GPS-Trackers lieferte den Beweis: Das Fahrzeug war in der Nacht vom 25. zum 26. November in Bisingen.

Zeugen kennen den Angeklagten

Eine Zeugin, Jahrgang 1987, kannte den Angeklagten wohl: Er sei der Sohn ihres Mannes, gab sie an. Ihres Mannes? Nun ja, sie seien nicht verheiratet, lebten aber zusammen, hätten ein gemeinsames Kind, sagte sie in gebrochenem Deutsch. "Verlobt?", wollte der Verteidiger wissen. Der Begriff war der Rumänin fremd. Ja, sie wolle den Mann heiraten, wiederholte sie mehrmals. Damit gab sich der Verteidiger nicht zufrieden: Falls die beiden verlobt seien, müsse die Frau vor Gericht keine Angaben machen. Nur ein Dolmetscher könne hier Klarheit schaffen.

Auch ein weiterer Rumäne, ein 23-jähriger Fahrer des Zusteller-Dienstes Hermes aus Geislingen, gab im Zeugenstand an, den Angeklagten zu kennen. "Von der Arbeit", wie er sagte. Jener habe mehrere Unfälle mit dem Dienstfahrzeug gehabt, die Chefin habe ihm schließlich gekündigt. Was er über den Mann wisse: Er habe mit Frau und zwei Kindern in Meßstetten gewohnt. Er habe seinem Landsmann mehrmals geholfen, unter anderem beim Umzug von Tuttlingen nach Meßstetten. An die Aussage, die er bei der Polizei gemacht hatte, wollte er sich nicht mehr erinnern. Im Vernehmungsprotokoll stand, der jetzt Angeklagte habe ihn in der Nacht der zweiten Einbruchstour angerufen und gefragt, ob bei ihm Platz sei, um "Fahrräder unterzustellen". Er glaube nicht, "so etwas" gesagt zu haben, erklärte er jetzt.

Haben Täter die Geschäfte vorab genaustens ausgespäht?

Der Inhaber des Fahrradgeschäfts aus Gauselfingen ist überzeugt, dass die Täter die Örtlichkeit vor dem Einbruch ausgespäht haben: Sie hätten sich gut ausgekannt, hätten gewusst, wo es einen Bewegungssensor gab, wo die wertvollsten Fahrräder standen. Das Gleiche sagte auch der Zweirad-Mechanikermeister, der Leiter der Fahrradwerkstatt der ISBA. Die Täter seien von hinten, "von der Wiese her", gekommen – wo man sie nicht habe sehen können.

Die Verfahren gegen den zweiten Tatverdächtigen, der in Österreich festgenommen worden war, und gegen den dritten, der in Deutschland dingfest gemacht worden ist, wurden abgetrennt. Die Verhandlung wird am Mittwoch, 26. Januar, um 9 Uhr fortgesetzt – mit Dolmetscher.