Statt im Landtag ist der Ministerpräsident zur Vorstellung einer neuen Biografie in Berlin – das empört die SPD-Fraktion. Doch die Staatskanzlei sieht keinen Grund zur Aufregung.
Je näher die Landtagswahl im März 2026 rückt, desto mehr belauern sich die politischen Konkurrenten. Auch kleine Anlässe sorgen da schon mal für größere Aufregung. Nächste Woche etwa hat Winfried Kretschmann eine Art Abschiedstermin in Berlin. Abends wird da in der Landesvertretung eine Biografie über ihn vorgestellt. „Im Herzen grün“, heißt das Buch der Ex-SWR-Journalistin Dagmar Seitzer. Im Anschluss diskutiert eine illustre Runde.
Aber oh weh: An jenem Donnerstag tagt in Stuttgart der Landtag, laut Plan bis 18.20 Uhr. Die eingeladenen Abgeordneten können also nur nach Berlin kommen, wenn sie erhebliche Teile der Sitzung schwänzen. Auf solche Terminkollisionen reagiert das Parlament stets ungnädig. Diesmal empört sich der SPD-Fraktionsmanager Sascha Binder ganz besonders. „Sehr irritierend“ sei es, dass der Ministerpräsident die Buchvorstellung so legen lasse, schrieb er an Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Das zeuge nicht gerade von „Respekt gegenüber dem Parlament“. Per Anfrage an die Regierung erkundet Binder zudem Einzelheiten zu der Veranstaltung – bis hin zu Vereinbarungen mit Autorin oder Verlag und dem Honorar für das Buch.
So oft wie möglich im Parlament präsent
Das Staatsministerium reagiert indes eher unaufgeregt. Nach bald 40 Jahren sei Kretschmann „Parlamentarier durch und durch“. Auch als Regierungschef versuche er, so oft wie möglich im Landtag zu sein. Manchmal ließen sich Überschneidungen aber nicht vermeiden. Am fraglichen Tag, so ein Sprecher, wäre der „MP“ ohnehin nicht in Stuttgart. Erst eröffne er in Heilbronn ein fürs Land „sehr bedeutendes“ Zentrum für Mikroelektronik. Dann reise er zu den Vorrunden für den Bundesrat nach Berlin; erst danach werde das Buch vorgestellt. Viel politisches Kapital dürfte sich aus seiner Absenz also nicht schlagen lassen.