Unter anderem in Sommenhardt gelten bald neue Verkehrsregeln. Foto: Thomas Fritsch

Weil in Schmieh, Emberg und Sommenhardt – laut Bundesrecht – teils fälschlicherweise Rechts-vor-Links gilt, braucht Bad Teinach-Zavelstein neue Verkehrsschilder. Der Ärger ist groß.

Wenn Verkehrsregeln sich ändern, läuft das meist nicht geräuschlos ab. Schon gar nicht, wenn es um die Frage geht, wer Vorfahrt hat – und wer eben nicht. In Schmieh, Emberg und Sommenhardt werden sich Verkehrsteilnehmer in Kürze jedoch genau damit auseinandersetzten müssen.

 

Denn in alle drei Orte führen Kreisstraßen hinein. Und wo das der Fall ist, dort darf es in diesen Bereichen kein rechts vor links mehr geben.

70 bis 100 neue Schilder nötig

So lautet das Ergebnis einer Verkehrsschau Mitte März. Das berichtete Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister Markus Wendel im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften, sollen in den betroffenen Orten nun die kompletten Hauptstraßen zu Vorfahrtsstraßen erklärt werden. Das bedeute zunächst ziemlich viel Arbeit – und etwa 70 bis 100 neue Schilder sowie zahlreiche neue Markierungen auf den Straßen, die in den kommenden Monaten an- und aufgebracht werden müssen.

„Dazu gibt’s keinen Plan B“, betonte Wendel. Es handle sich um Bundesrecht, das die Stadt einhalten müsse. Und Bad Teinach-Zavelstein ist nicht die erste Kommune, die diese Entwicklung trifft. Sie wird wohl auch nicht die letzte sein. 

Rechtswidrig und gefährlich

Bereits vor gut einem halben Jahr war bekannt geworden, dass auch in Altensteig-Spielberg eine Verkehrsschau die dort angewendete Rechts-vor-links-Regelung an den Kreuzungen der Ortsdurchfahrt zum Kippen gebracht hatte – weil diese gegen die rechtlichen Vorgaben verstoße.

Die Polizei wies damals darauf hin, dass die Rechts-vor-links-Regelung auf klassifizierten Straßen – wie es die betroffenen Kreisstraßen im Gebiet von Bad Teinach-Zavelstein sind – rechtswidrig und gefährlich sei.

Konkret betroffen sind die Hauptstraße in Schmieh, die Teinacher Straße/Rötenbacher Straße in Emberg sowie die Nagoldtalstraße/Calwer Straße in Sommenhardt. Doch auch etwa die Straße von Rötenbach nach Zavelstein werde künftig eine durchgehende Vorfahrtsstraße sein. Welche Auswirkungen sich für andere Ortsteile und Straßen ergeben, müsse nun noch genauer geprüft werden.

„Das verschandelt die Ortschaften“

„Das ist eine absolute Katastrophe“, meinte Frank Nothacker zu den anstehenden Änderung. Als er noch ein Kind gewesen sei, habe es schon einmal Verkehrsschilder gegeben, die dann abgeschafft worden seien – nur um nun wieder gefordert zu werden. „Das verschandelt die Ortschaften“, ärgerte er sich. So etwas dürfe man nicht einfach hinnehmen.

„Wir haben bei der Verkehrsschau schon immer deutlich unsere Meinung gesagt“, erwiderte Wendel. Allerdings seien dort eben jene dabei gewesen, die die Gesetze durchsetzen müssten – nicht die, die sie beschlossen haben.

Nothacker wollte das dennoch nicht einfach stehen lassen. Immerhin koste das Ganze bundesweit auch wirklich viel Geld, dass dann anderswo fehle, etwa bei Hilfen für sozial Schwächere. Er forderte dazu auf, mindestens einen Brandbrief an die Verantwortlichen zu senden.

„Schauen wir mal, was für die Verkehrssicherheit rauskommt“

Der Bürgermeister sicherte zu, das in die Runde der anderen Rathauschefs im Kreis mitzunehmen. Denn grundsätzlich teilte er Nothackers Meinung. „Unsere Lösung hat jetzt 30, 40 Jahre gut funktioniert“, meinte Wendel. Und die Zahl der Unfälle lasse sich an einer Hand abzählen. „Schauen wir mal, was am Ende für die Verkehrssicherheit rauskommt“, meinte der Bürgermeister.

Als „unglaublich arrogant“ bewertete indes Jochen Krauss den Umstand, dass jemand in Berlin sich anmaße, etwas angeblich besser zu wissen als die Akteure vor Ort. Und doch gebe es dafür „viele Beispiele“, meinte Wendel dazu.

Einen kleinen Lichtblick hatte er dennoch parat. Immerhin bleibe die Geschwindigkeitsbegrenzung bestehen. Unter anderem in Spielberg wird auch das nicht der Fall sein.