Bei der Versammlung des Gewerbevereins (von links): Ralf Benz, Vorsitzender des Gewerbevereins Nagold, Schriftführerin Susanne Rau, Citymanagerin Saskia Fortenbacher, Bärbel Reichert-Fehrenbach als stellvertretende Vorsitzende sowie Kassier Ralf Gottschalk. Foto: Baum

Lebendig soll die Innenstadt sein: Bei der Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins Nagold inspirierte ein Impulsvortrag die Mitglieder. Das Ziel: Die Stadt soll auch morgen noch lebendig und überregional attraktiv sein.

Nagold - Viel Beifall und Zuspruch fanden die Berichte und Vorträge bei der Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins Nagold. Besonders der Impulsvortrag von Citymanagerin Saskia Fortenbacher und Christoph Leins, dem Vorsitzenden des Werberings inspirierte die Mitglieder. Thema war die Nagolder Innenstadt von morgen – lebendig, multifunktional und erlebnisreich.

Christoph Leins betonte, dass Nagold ein guter Standort für Gewerbetreibende sei, "aber wir dürfen nicht verschlafen, die Zukunft zu gestalten". Man müsse das große Ganze sehen, "wir wollen ein Wohnzimmer werden und Pläne zum Verweilen schaffen." Viel Tagestourismus komme aus dem Schwarzwald, zudem gebe es viel Kundschaft für den Einzelhandel. Dennoch könne der öffentliche Raum besser genutzt werden, aber man müsse auf das kulturelle Erbe achtgeben. "Unsere Stadt soll auch morgen noch lebendig und überregional attraktiv sein."

Beides muss möglich sein: Wohnen und Leben

Saskia Fortenbacher betonte die Multifunktionalität der Stadt – Wohnen und Leben müsse beides möglich sein. So könnten etwa Orte und Räume neu gestaltet werden. Als Ideen nannte sie einen Lesegarten, Sharingkonzepte oder Orte des Rückzugs für Kinder. In Nagold müsse der Fußgänger- und Fahrradverkehr gestärkt werden. Auch müsse es eine qualitätsvolle grüne Infrastruktur geben, "es sollte die Möglichkeit geben, das Leben nach draußen zu verlagern".

Besucher wollten zudem nicht nur einkaufen, "sondern auch etwas erleben". Einkaufen müsse zum Erlebnis werden. Man könne Dienstleister näher zu den Kunden bringen oder gläserne Produktion anbieten – etwa beim Bäcker, Metzger oder Schuhmacher. Es gelte insgesamt, die Kultur, den Tourismus und auch die Freizeit mit kreativen Ideen neu zu beleben. Outdoorerlebnisse seien hier wichtig, und ebenso Gemeinschaftsräume ohne Konsumzwang.

Neue Ideen und Geschäftsmodelle könnten ausprobiert werden, genauso wie maßgeschneiderte Produkte in Kleinstproduktion angeboten werden könnten. Vor allem aber seien Märkte und Events wie etwa die „Nacht der Werkstätten“ am vergangenen Wochenende Magneten für Besucher der Stadt.

Leerstände als Chance

Christoph Leins ging auf Leerstände in der Innenstadt ein, die "keine Bedrohung, sondern eine Chance" seien. Hier könnten neue Formen der Nutzung ausprobiert werden, etwa Experimentalräume mit situativer und temporärer Bespielung. Es gelte, "offen zu sein für Neues". Hier könnten Pop-Up-Projekte ziehen oder auch Shopecken für alle Mitglieder des Werberings. Vom Modellprojekt könne der Weg gehen zu einer langfristigen Nutzung und einem wirtschaftlichen Betrieb. Ziel könne eine Nutzungsmischung sein, "smart mit intelligenter Infrastruktur". Eine durch hohe Lebensqualität gekennzeichnete Stadt von morgen wäre demnach smart, grün, slow und partizipativ. Hier setze man auf das Know-How des Citymanagements und des Stadtmarketings.

Ausblick auf kommende Aktionen

Ralf Benz als Vorsitzender des Gewerbevereins gab einen Rückblick auf das vergangene Jahr und steifte auch die Aktionen des Jahres 2022. Zudem gab er einen Ausblick auf kommende Aktionen des Gewerbevereins wie etwa die "Kunst auf Abwegen", den Urschelherbst oder eine Kneipennacht, die die Fachgruppe Gastronomie plant. Im Advent ist ein Weihnachtsbaum-Leuchten geplant, ein Weihnachtbaum-Swing sowie ein Weihnachtsmarkt. Im vergangenen Jahr fielen coronabedingt einige Aktionen des Gewerbevereins aus, stattgefunden hatte damals das Weihnachtsbaum-Leuchten – allerdings online – oder auch die Eisbahn.

Sehr gut kam die Weihnachtskugel Special Edition an, die auch für dieses Jahr wieder geplant ist und ein Selbstläufer ist. 2021 gab es weitere Projekte, einige auch für Mitglieder des Gewerbevereins wie das digital Breakfast, oder es gab Coronahilfen – hier gab der Gewerbeverein Unterstützung.

Mit der Immakom wurde eine Innenstadt-Strategie entwickelt. Zudem wurde Saskia Fortenbacher als neue Citymanagerin eingestellt – sie wurde aus zehn Bewerbern ausgewählt. "Nagold ist mittlerweile eine Kaderschmiede für erfolgreiche Citymanager", erklärte Ralf Benz.

235 Mitglieder

Als Erfolgsmodell nannte Benz auch das Azubi-Speeddating. 2021 noch online, kamen heuer 170 Schüler und 40 Firmen in die Stadthalle. Der Gewerbeverein zählt zurzeit 235 Mitglieder. Man tausche sich in der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing mit anderen Städten aus, etwa mit Überlingen. Im kommenden Jahr feiert der Nagolder Gewerbeverein sein 175-jähriges Bestehen – hier sind drei oder vier Veranstaltungen geplant, unter anderem ein festlicher Auftakt in der Stadthalle. Als Abrundung der Versammlung gab es auch Berichte aus den Fachgruppen Handwerk, Gastronomie, aus der Fachgruppe Freie Berufe und dem Werbering.

Kassier Ralf Gottschalk berichtete über einen ausgeglichenen Kassenstand, 2021 verlief trotz Corona ohne finanzielle Schwierigkeiten. Bürgermeister Hagen Breitling dankte dem Gewerbeverein für sein Engagement für Nagold.